Endspiel im AbstiegkampfWie der 1.FC Köln gegen Hertha BSC dem Druck standhalten will

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Trainer Friedhelm Funkel vor der Abfahrt zum Auswärtsspiel in Berlin.

Köln – Der Begriff des Endspiels hat den 1. FC Köln durch die Saison 2020/21 der Fußball-Bundesliga begleitet wie sonst vielleicht nur noch Corona. Bislang bezog sich das Wort mit dem finalen Charakter aber nur auf Markus Gisdol und dessen Zukunft als FC-Trainer. Sein x-tes Endspiel gegen Mainz machte den Schwaben schließlich zum Ex und hievte Friedhelm Funkel aus dem Ruhestand zurück auf die Bank. Es hat nicht lange gedauert, bis auch der 67-Jährige vor einem Endspiel steht.

Persönliche Zukunftssorgen wie Gisdol plagen den Pensionär zwar nicht, denn Funkel kehrt nach der Saison zu Frau und Freizeit zurück. Es geht vielmehr um viel mehr, nämlich die sportliche Zukunft des Clubs. Verliert der FC am Samstag (15.30 Uhr/Sky) am 33. Spieltag im Olympiastadion bei Hertha BSC Berlin, dürfte der siebte Abstieg in die 2. Bundesliga in der Vereinsgeschichte kaum noch zu verhindern sein (siehe Infobox).

Wann Köln absteigt

Der 1. FC Köln hat sich durch die 1:4-Heimniederlage gegen den SC Freiburg in die prekäre Lage gebracht, dass sein Abstieg im ungünstigsten Fall bereits am Samstagabend  feststehen kann. Verlieren die Geißböcke, bleiben sie bei 29 Punkten und Vorletzter. Gewinnt parallel Arminia Bielefeld gegen die TSG Hoffenheim und Werder Bremen in Augsburg müsste der FC zum siebten Mal zurück in Liga zwei. Bremen würde im Falle einer FC-Niederlage wohl auch ein Remis reichen. Im Torverhältnis läge Werder vor dem letzten Spieltag mit dann 32 Punkten um mindestens elf Treffer vor den Kölnern. Für Trainer Friedhelm Funkel und sein Team ist  Verlieren verboten.

Funkel, der als Trainer sowohl mit Köln (2003) als auch mit der Hertha (2010) schon absteigen musste, wäre im Fall einer FC-Pleite in Berlin übrigens der Coach mit den meisten Bundesliga-Niederlagen. In seinen bislang 513 Erstliga-Partien hat der 67-Jährige 235 Mal den Platz als Verlierer verlassen. Genauso oft wie Otto Rehhagel, der allerdings bei 832 Bundesliga-Partien auf der Bank gesessen hat. (sam)

„Der Mannschaft ist bewusst, was wir in Berlin erreichen müssen“, sagte Funkel am Donnerstag. Alles andere wäre ja auch fatal und würde womöglich eine ähnlich schlimme Vorstellung wie in der ersten Hälfte beim 1:4 gegen Freiburg zur Folge haben: „Da hatten wir keinen Zug drin, ein schlechtes Positionsspiel und sind nicht so ins Läuferische gekommen, wie man es von der Mannschaft kennt. Das haben wir angesprochen“ erklärte der FC-Coach. Für den erfahrenen Funkel ist es trotz dieser unerklärlichen 45 Minuten und der schlechten Positionierung auf dem vorletzten Platz wichtig, die Ruhe zu bewahren: „Authentisch bleiben, die Linie beibehalten und diese Haltung an die Mannschaft weitergeben. Das führt zum Erfolg“, nennt er sein Rezept.

Berliner sind personell angeschlagen

Es geht für die Kölner darum, anders als gegen Freiburg, dem Druck standzuhalten. Immerhin haben die Kölner noch alle Chancen den Klassenerhalt zu realisieren. Mit einem Sieg im Olympiastadion und dem Heimspiel gegen Absteiger Schalke in der Hinterhand ist Relegationsplatz 16 oder auch Rang 15 möglich. „Es macht keinen Sinn die Nerven zu verlieren und den Druck so groß werden zu lassen, dass du nicht mal mehr vom Hotelzimmer zum Frühstücksbuffet kommst“, beschreibt Sportchef Horst Heldt die Situation.

Die Vorzeichen für den FC könnten noch schlechter sein, als sie es durch die fehlenden Punkte ohnehin schon sind. Die Berliner sind zwar seit sieben Bundesligaspielen ungeschlagen und haben nach ihrer zweiwöchigen Quarantäne acht von möglichen zwölf Zählern geholt, sind personell aber vor ihrem fünften Spiel in zwei Wochen extrem angeschlagen. Mit Jhon Cordoba, Vladimir Darida, Matteo Guendouzi, Rune Jarstein, Dodi Lukebakio, Matheus Cunha, Maximilian Mittelstädt, Luca Netz und Krzystof Piatek fehlen Trainer Pal Dardai gleich neun Stammkräfte und die gesamte Offensivabteilung. Fraglich ist zudem der Einsatz von Weltmeister Sami Khedira und Stürmer Jessic Ngankam, der am Mittwoch das 2:1-Siegtor auf Schalke erzielte. Die fehlenden Trainingseinheiten während der Quarantäne und die hohe Wettkampf Belastung haben ihre Spuren hinterlassen.

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Beim FC blieb auch nach dem Abschlusstraining am Freitag der Einsatz von Kapitän Jonas Hector (Fleischwunde am Bein) und Sebastian Andersson offen. Beide Spieler stiegen aber mit in den Flieger in die Hauptstadt, wo die Kölner in der Nähe des Tiergartens Quartier beziehen. „Es ist fast egal, wer am Samstag in der Anfangsformation steht. Jeder muss laufen, bis er nicht mehr kann. Das weiß die Mannschaft. Wir können fünf Mal wechseln“, beschreibt Friedhelm Funkel die Situation. Es ist sein vorletztes Spiel als Bundesliga-Trainer und für den 1. FC Köln ein Endspiel.

Voraussichtliche Aufstellungen: Hertha BSC: Schwolow; Klünter, Stark, M. Dardai; Zeefuik, Ascacibar, S. Khedira, Torunarigha; Dilrosun, Radonjic; Leckie. – 1. FC Köln: T. Horn; Schmitz, Bornauw, Czichos, J. Horn; Skhiri, Hector; Jakobs, Kainz; Duda; Andersson.

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