FC stolz trotz NiederlageMit allen Zeichen des Erfolgs

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Steffen Baumgart fiebert mit.

Steffen Baumgart fiebert mit.

Stuttgart – Im Innern der Mercedes-Benz Arena tobte die Nichtabstiegsparty des VfB Stuttgart noch in all ihren Ausmaßen, als auch Steffen Baumgart bereitwillig die Zeichen einer sensationell erfolgreichen Saison präsentierte. Der Trainer des 1. FC Köln stand klitschnass vor dem Mannschaftsbus der Geißböcke und beantwortete alle Fragen, die es nach dem letzten Spieltag einer kräftezehrenden Bundesliga-Saison noch so gibt. Die nassen Klamotten hatte der 50-Jährige seinem Trainerteam zu verdanken, das Baumgart ein unfreiwilliges Bad im lauwarmen Wasser des Entmüdungsbecken gönnte. Ihren Chef unterzutauchen hatten sich die Assistenten trotz der Qualifikation für den Europapokal nicht gewagt, Bart und Schiebermütze des Trainers waren trocken geblieben.

„Ich besorge mir gleich erst mal trockene Sachen und dann schauen wir mal, was auf der Rückfahrt im Bus passiert. Ich gehe davon aus, dass wenn ich in Köln aussteige, meine Stimme weg ist“, kündigte Baumgart eine große Sause an. Die Bus-Party dauerte bis Mitternacht und setzte sich am Geißbockheim fort, wo 500 FC-Fans ihre Mannschaft begeistert empfingen und für eine Leistung feierten, die vor der Saison niemand den Kölnern zugetraut hatte.

Die mit 52 Zählern beste Ausbeute seit Einführung der Drei-Punkteregel führte den FC von der Relegation direkt in die Playoffs der Conference League (18. und 25. August). „Auf diese Saison können wir absolut stolz sein. Für uns ist das ein Riesenerfolg, gerade nach dem, was in der vergangenen Spielzeit beim FC passiert ist“, freute sich Marvin Schwäbe. Die Nummer Eins im Kölner Tor hätte fast dafür gesorgt, dass es sogar noch mit der Europa League hingehauen hätte.

Kölner freuen sich mit Alexander Wehrle

Schwäbe hielt sein Team mit einer herausragenden Leistung bis in die Nachspielzeit hinein in der Partie und wehrte dabei auch einen Elfmeter von VfB-Torjäger Sasa Kalajdzic ab (12.). Als Anthony Modeste nach Kalajdzics Kopfballtor (12.) mit seinem 20. Saisontor für den Ausgleich gesorgt hatte (59.), und der VfL Bochum beim FC-Konkurrenten Union Berlin das 2:2 erzielte (79.), fehlte nur ein Tor, um auf Platz sechs und in die Europa League vorzurücken. „Wir wollten gewinnen und waren auch drauf und dran das 2:1 zu machen“, sagte Baumgart, der sein Team nach schwacher erster Hälfte für den Auftritt nach der Pause lobte.

Es kam anders, weil Union zum 3:2 traf (88.) und Stuttgarts Konkurrent Hertha BSC in Dortmund ins Hintertreffen geraten war. Als der VfB dann durch Wataru Endo tatsächlich in der zweiten Minute der Nachspielzeit noch zum erlösenden Sieg und damit zum Klassenerhalt einköpfte, gab es bei den Schwaben kein Halten mehr. „Unfassbar. So stellt man sich Fußball vor. Das sind Emotionen. In Worte kaum zu fassen“, drehte der VfB-Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle durch. Und irgendwie freuten sich die Kölner am Ende auch mit dem im April nach neun Jahren beim FC ausgeschieden Geschäftsführer mit.

Baumgart hielt sich derweil nicht allzu lange mit der Analyse des Spiels auf: „Die Jungs haben alles rausgehauen, trotzdem ärgern mich die Ergebnisse der letzten beiden Spiele, obwohl die Leistung in beiden Spielen gestimmt hat“, sagte der Trainer, nachdem seine Mannschaft zum ersten Mal in der Saison 2021/22 zwei Mal in Folge verloren hatte.

Sechs Siege in Folge nötig für Europa League

Um noch in die Europa League einziehen zu können, hätten die Kölner sechs Siege in Folge hinlegen müssen, eine Serie die in der Bundesliga allenfalls Bayern München gelingt. So blieb es bei vier Siegen hintereinander, zwei Niederlagen am Ende gegen Wolfsburg und Stuttgart sowie der Erkenntnis, gegen jeden Gegner bestehen zu können. „Wir dürfen nächste Saison in der Conference League spielen. Da können wir stolz drauf sein. Gerade nach der vergangenen Saison war es wichtig, diesen Fußball von Steffen umzusetzen. Wir sind dankbar dafür, dass er und sein Trainerteam so hart mit uns gearbeitet haben. Jetzt können wir die Lorbeeren einsammeln“, fasste FC-Spielmacher Mark Uth zusammen.

Schade nur, dass die mehr als 7000 und ganz in rot gekleideten FC-Fans ihre Lieblinge am Samstag nicht im Stadion feiern konnten. Der Platzsturm der Stuttgarter Anhänger nach dem geschafften Klassenerhalt machte eine gemeinsame Party in der Kurve unmöglich, die FC-Profis flüchteten so schnell sie konnten in die Kabine. Zum Glück blieb es draußen trotz einiger Provokationen von VfB-Ultras vor dem FC-Block friedlich.

Steffen Baumgart war von der Unterstützung der eigenen Fans schwer angetan und konnte sich einen kleinen Seitenhieb in Richtung Stuttgart nicht verkneifen. „Es war 90 Minuten Energie. Unsere Fans haben bis zur letzten Minute alles gegeben und die Mannschaft nach vorne gepeitscht. Die Enttäuschung kam dann mit dem Tor. Dann muss man Stuttgart gratulieren, aber in Köln fliegt das Dach anders weg.“

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Mit Blick auf die interne Verabschiedung am Sonntag am Geißbockheim und dem Ausklang am Abend in Halle Tor 2, wandte sich der Trainer dann flugs den Sachen zu, die nach dem Urlaub ab Ende Juni auf ihn zukommen. „Die wichtigste Aufgabe ist die Bundesliga. Darauf konzentrieren wir uns und freuen uns auf alle Spiele, die dazukommen.“ Baumgart ist sich bei aller Euphorie bewusst eine gewisse Fallhöhe geschaffen zu haben und stellt sich lieber früher als später darauf ein, dass es für ihn in Köln auch andere Zeiten wird geben können.

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