Spiel gegen FreiburgWie der FC die Balance zwischen Offensive und Defensive sucht

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Gisdol mit ernster Mine

FC-Trainer Markus Gisdol

Köln – Markus Gisdol denkt gerne in Prozessen. Als es vor einigen Wochen darum ging, einen Weg zu finden, um die lange Sieglosserie des 1. FC Köln zu durchbrechen, legte der Trainer den Schwerpunkt eindeutig auf die Verhinderung von Gegentoren. „Wir wollten uns stabilisieren“, erklärte der 51-Jährige den Grundgedanken. „Das haben wir geschafft, das war der erste große Schritt.“

Die Zahlen geben ihm Recht: In den jüngsten sechs Partien der Fußball-Bundesliga spielte der Tabellenfünfzehnte zweimal zu Null und ließ insgesamt nur acht Gegentreffer zu, von denen alleine vier aus dem Duell gegen den zu diesem Zeitpunkt übermächtigen rheinischen Nachbarn Bayer 04 Leverkusen resultierten. Jene Defensivstärke könnte sogar noch zum mitentscheidenden Faktor im Abstiegskampf werden, denn von den sechs Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel weisen die Geißböcke nach 14 Spieltagen die wenigsten kassierten Tore auf. Auch beim Zweitrunden-Erfolg im DFB-Pokal gegen den VfL Osnabrück (1:0) hatte Torhüter Timo Horn keinmal hinter sich greifen müssen.

Kehrseite der defensiven Ausrichtung

Doch die Implementierung einer sehr defensiven Ausrichtung hat ihre Kehrseite. Im Spiel nach vorne gelingt den Geißböcken selbst gegen gleichstarke Mannschaften kaum etwas. Auch das schlägt sich in den Zahlen nieder: In den vergangenen drei Ligaspielen brachten es die Kölner auf keinen einzigen Treffer. Der vorherige Sieg im Kellerduell beim FSV Mainz 05 wurde mit dem Minimalergebnis von 1:0 erkämpft. Gisdol drückte es so aus: „Auch wenn wir das bewusst in Kauf genommen haben, ist die Stabilisierung der Defensive ein bisschen zu Lasten der Offensive gegangen.“

Viel Lob für den SC Freiburg

FC-Gegner SC Freiburg ist die Mannschaft der Stunde in der Bundesliga. Mit vier Siegen in Folge haben die Breisgauer ihren holprigen Saisonstart vergessen gemacht und sich ins gesicherte Mittelfeld vorgeschoben. Entsprechend groß ist der Respekt des 1. FC Köln: „Freiburg ist über Jahre einen tollen Weg gegangen und hat viel Kontinuität walten lassen in strategisch wichtigen Positionen“, lobt FC-Sportchef Horst Heldt.

Markus Gisdol bescheinigt dem Sportclub zudem ein „unaufgeregtes Umfeld – auch ohne die vier Siege. Das ist ein großer Unterschied zu manch anderem Club“. Begeistert ist der FC-Coach von seinem Kollegen Christian Streich: „Er ist meiner Meinung nach der beste Trainer der Liga. Er lässt sich nicht treiben und zieht sein Ding durch. Es ist bemerkenswert, wie er seine Mannschaft immer wieder entwickelt.“ (cto)

Weil der Klassenerhalt mit einer derartigen Torflaute perspektivisch gesehen kaum zu erreichen sein wird, sieht der FC-Coach nun den Zeitpunkt gekommen, um in seinem Prozessdenken den nächsten Entwicklungsschritt einzuläuten. „Jetzt geht es in den nächsten Wochen darum, unser Offensivspiel so zu entwickeln, damit wir nach vorne gefährlicher werden und uns mehr Torchancen herausspielen“, erläuterte Markus Gisdol. Offensiv wirbelnde Kölner sind allerdings auch am Samstag (15.30 Uhr, Sky) beim Tabellenneunten SC Freiburg nicht zu erwarten. „Wir werden nicht von heute auf morgen Hurra-Fußball spielen. Es geht nur Schritt für Schritt.“

Die Zeit der großen Aufgaben

Dabei drängt die Zeit. Der Januar ist für den FC bekanntlich vollgepackt mit wegweisenden Aufgaben gegen Mitkonkurrenten. Gisdol weiß, dass er auch deshalb möglichst rasch einen Mittelweg finden muss: „Es ist ein gewisser Spagat, offensiv Akzente zu setzen, ohne die Defensive zu vernachlässigen.“ Sattelfestes Abwehrverhalten soll schließlich auch in Zukunft die Basis im Kölner Auftreten bilden. „Wenn wir weiterhin stabil verteidigen, bekommen wir auch unsere Chancen“, ist sich der Schwabe sicher. Jene Umschaltmomente wusste sein Team bislang allerdings zu selten zu verwerten. „Wenn der Gegner noch unsortiert ist, fehlt mir bei uns manchmal der Killerinstinkt. Nach Ballgewinnen spielen wir den nächsten Ball nicht steil, sondern quer oder zurück. Wir müssen diese Momente besser nutzen, indem wir schärfer darauf sind, sie ausnutzen“, forderte Gisdol.

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Zur Belebung der Offensive denkt der FC-Coach außerdem darüber nach, schon in Freiburg wieder mit einem echten Mittelstürmer agieren zu lassen. In Abwesenheit des weiterhin verletzten Sebastian Andersson hält Gisdol eine Rückkehr von Anthony Modeste in die Startelf für denkbar: „Tony hat körperlich deutlich aufgeholt. Er ist für uns eine gute Alternative, wenn wir mit einem richtigen Neuner spielen wollen.“

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