Neue Konzepte sind gefragtLängere Durststrecke für Shops am Flughafen Köln/Bonn

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Die Abfertigungshalle – menschenleer.

Köln/Bonn – Es ist still am Flughafen Köln/Bonn. Die Absperrbänder vor den Check-In-Schaltern in Terminal 2 müssen keine Schlangen kanalisieren. Die Reisebüros, die sich hier aneinanderreihen, haben genauso geschlossen wie die anderen Shops. Ware schlummert unter Plastikfolien. Lockdown.

Auch in Terminal 1, wo die Reisenden derzeit ausschließlich abgefertigt werden, ist nicht viel mehr los. Gerade einmal zehn Starts stehen am Freitag auf dem Programm, drei davon in der Nacht. Starbucks und Kamps bieten Erfrischungen und Snacks, der Rewe-Markt hat geöffnet und der Buch- und Zeitschriftenhandel von Kirschner, allerdings zu reduzierten Zeiten.

Duty-Free-Shop seit Jahresende  geschlossen

Und im Sicherheitsbereich verkaufen laut Übersicht des Flughafens drei Anbieter Getränke und oder Snacks, Öffnungszeiten nach Flugplan, heißt es. Der Duty-Free-Shop ist schon seit Jahresende  geschlossen, vier weitere Shops des Betreibers Heinemann, der in Köln/Bonn bis dahin hundert Mitarbeiter beschäftigt hat, ebenso. „Unterschiedlichen Vorstellungen über die künftigen vertraglichen Konditionen der Zusammenarbeit zwischen uns und dem Flughafen hinsichtlich Shop-Flächen, Abgaben und Laufzeiten“, nannte eine Heinemann-Sprecherin als Grund.

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Non-Aviation

Über ein Drittel seiner Umsätze erzielt der Flughafen in normalen Zeiten aus dem Non-Aviation-Geschäft rund um Mieten, Parken und Dienstleistungen. Im Jahre 2018 waren das bei einem Gesamtumsatz von 339,3 Millionen Euro 123 Millionen und damit rund 37 Prozent. 2019 hat der Airport dazu keine Angaben gemacht, 2020 hat die Corona-Pandemie Passagierahlen und wohl auch Umsatz gedrückt. Die Zahl der Passagiere sank um drei Viertel auf 3,1 Millionen. Der Frachtumschlag stieg auf 863 000 Tonnen. (raz)

Den Passagieren wollte der Flughafen auf den frei werdenden Flächen in den Terminals mit insgesamt 1800 Quadratmetern neue Konzepte präsentieren. Das ist in Corona-Zeiten offenbar nicht so einfach. „Derzeit führen wir zahlreiche Gespräche mit potenziellen Interessenten, die spannende und innovative Konzepte haben“, sagte Flughafen-Sprecher Alexander Weise. Neue Mieter kann der Airport noch nicht präsentieren. Weise sieht aber Chancen, in der Krise neue, zukunftsfähige Retail-Angebote und kreative Ideen umzusetzen. „Diese Chancen wollen wir nutzen und wir sind sehr zuversichtlich, dass wir über ein attraktives Angebot an Shops und Restaurants in den Terminals verfügen, wenn der Verkehr wieder anzieht“, so Weise.

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Die Auslagen in den Geschäften sind abgedeckt.

Das freilich kann noch dauern, wie Luftfahrtexperten anmerken. Da droht wohl eine längere Durststrecke. Das Vorkrisenniveau wird der Luftverkehr wohl allenfalls auf mittlere Sicht, also in einigen Jahren, wieder erreichen. Vor allem Geschäftsreisende dürften weniger unterwegs sein, weil sie feststellen konnten, dass auch eine Kommunikation über Videokonferenzen funktioniert. Das dürfte auch die Shops am Flughafen treffen.  

Längere Krise erwartet

„Der Einzelhandel am Flughafen gehört zur Welt des Reisens und nicht zur Welt des Handels. Er entwickelt sich abhängig vom Luftverkehr“, sagt der Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Für die Shops am  Flughafen erwartet er eine längere Krise als für den stationären Handel in den Städten. 

Zum einen bleibe der Handel hinter den Sicherheitskontrollen direkt abhängig von der Zahl der Fluggäste.  „Die Besonderheit des Flughafens liegt auch darin, dass Einzelhandel und Gastronomie sich nicht ergänzen wie in den Innenstädten, sondern um das knappe Zeitbudget der Kunden konkurrieren“, gibt Roeb weiter zu bedenken. Hier seien vom Einzelhandel neue Konzepte gefragt. 

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Die Flughäfen könnten versuchen, über neue Warenangebote im öffentlich zugänglichen Bereich auch Besucher anzulocken, die nicht verreisen wollen. Ein grundlegend neues Konzept wäre für Roeb die Entwicklung von Einzelhandelsflächen in oder an den Flughäfen zur Versorgung der in der Nähe wohnenden Bevölkerung. „Ich kenne aber keinen Airport, der diesen Weg geht“ so Roeb. 

Und einfach wird das aber wohl nicht. Derweil stabilisiert der Flughafen die bisherigen Anbieter am Airport. „Trotz der schwierigen Situation haben wir mit vielen Mietern gute Lösungen gefunden“, sagt Flughafen-Sprecher Weise.

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