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Wirbel um US-Atomwaffentests„An Trumps Anweisung ist alles falsch, was drinsteht“

4 min
US-Präsident Donald Trump spricht mit Reportern an Bord der Air Force One kurz nach dem Start auf dem Weg zur Joint Base Andrews.

US-Präsident Donald Trump spricht mit Reportern an Bord der Air Force One kurz nach dem Start auf dem Weg zur Joint Base Andrews.

Donald Trump kündigt nach Säbelrasseln in Moskau Atomwaffentests an. Nicht nur Thomas Jäger von der Uni Köln findet dafür deutliche Worte. 

Kurz nachdem Donald Trump den sofortigen Beginn neuer Atomwaffentests der USA angekündigt hat, sind sich Experten immer noch unklar über die Auswirkungen der Ankündigung. Um welche Art Tests es sich handeln soll und welche Waffen getestet werden sollen, blieb zunächst offen. Der US-Präsident begründete die Maßnahme in einem Post auf der Plattform Truth Social mit den Testprogrammen anderer Länder. Die letzten Tests dieser Art hatte es in den USA in den 1990er Jahren gegeben.

Sollten die USA tatsächlich erstmals seit mehr als 30 Jahren wieder Atomwaffentests durchführen, dürfte das von anderen Nuklearmächten nicht unbeantwortet bleiben. Experten sehen das als dramatische und unnötige Eskalation.

Trump kündigt Beginn von Atomwaffentests an – Kreml droht

Dementsprechend kam Kritik umgehend von anderen Staaten. So verurteilte der Iran den angekündigten Atomwaffentest scharf. „Nachdem er das Verteidigungsministerium in ein Kriegsministerium umbenannt hat, nimmt ein atombewaffneter Despot nun auch die Tests von Nuklearwaffen wieder auf“, schrieb der iranische Außenminister Abbas Araghtschi auf der Plattform X.

Russland drohte für den Fall der ersten Atomwaffentests der USA seit mehr als 30 Jahren mit der Wiederaufnahme solcher Erprobungen. „Wenn sie mit den Tests beginnen, werden wir natürlich dasselbe tun“, sagte unter anderem der Sekretär des russischen Sicherheitsrats, Sergej Schoigu laut der Staatsagentur Tass.

China nach Trumps Ankündigung besorgt

Die Vereinten Nationen erklärten am Donnerstag, dass derzeit die nuklearen Risiken bereits „alarmierend hoch“ seien und derartige Tests „unter keinen Umständen“ erlaubt werden könnten. China äußerte sich besorgt über Trumps Ankündigung. 

Ein Atompilz steigt nach einer Testexplosion auf dem Testgelände in Nevada am 24. Juni 1957 auf. Trump will Atomtests wieder aufnehmen. (Archivbild)

Ein Atompilz steigt nach einer Testexplosion auf dem Testgelände in Nevada am 24. Juni 1957 auf. Trump will Atomtests wieder aufnehmen. (Archivbild)

Die chinesische Regierung hoffe, die USA würden die Verpflichtungen aus dem umfassenden Atomteststoppabkommen und ihr Bekenntnis zum Verbot von Atomtests „ernsthaft einhalten“, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Guo Jiakun.

Der Kölner Politologe Thomas Jäger ordnete Trumps Ankündigung am Freitag in einem Gespräch mit dem Sender ntv umfassend ein. Der Politikwissenschaftler sparte dabei nicht mit Kritik.

Kölner Politologe Thomas Jäger über Trumps Atomwaffentests

„An Trumps Anweisung ist alles falsch, was drinsteht. Und deswegen rätseln momentan alle, was er gemeint haben könnten“, sagte Jäger. „Da heißt es: Die Vereinigten Staaten hätten die meisten Nuklearwaffen – stimmt nicht. Da heißt es: Andere hätten jetzt Nuklearwaffen getestet, deswegen müssten die USA nachziehen – stimmt nicht. Dann heißt es: Das Kriegsministerium wird angewiesen. Aber Nuklearwaffentests macht in den Vereinigten Staaten das Energieministerium.“

Prof. Thomas Jäger, Politikwissenschaftler Uni Köln

Prof. Thomas Jäger, Politikwissenschaftler Uni Köln

Jäger bescheinigt dem US-Präsidenten ein nahezu dilettantisches Auftreten, das davon geprägt sei, dass Trump offensichtlich schlecht informiert sei. Dass die Vereinigten Staaten bald Tests durchführen würden, sei „mit einer großen Skepsis zu betrachten“.

Kurzfristig wären die Vereinigten Staaten dazu laut Jäger ohnehin nicht in der Lage. „Und das aus einem ganz einfachen Grund: Sie müssen das nicht. Die USA sind der Staat, der die meisten Nuklearwaffentests durchgeführt hat – über 1000. Dann kommt mit ganz großem Abstand damals die Sowjetunion.“

Worum geht es Donald Trump?

Es hätten sich seit den 1990er Jahren alle daran gehalten, solche Tests nicht mehr durchzuführen. „Die Befürchtung ist, wenn dieser Vertrag aufgelöst wird jetzt […], dann sehen sich auch andere Staaten nicht mehr daran gebunden und können solche Tests durchführen. Dann würde möglicherweise der Wissensvorsprung, den die Vereinigten Staaten haben, dahinschmelzen“, analysiert der Professor für Internationale Politik und Außenpolitik an der Universität zu Köln.

Putin hat damit gedroht, Trump ist auf diese Drohung hereingefallen. Das ist allerdings ein Zeichen von Schwäche
Professor Thomas Jäger, Uni Köln

Jäger vermutet, Trump gehe es in erster Linie um Machtgehabe und Drohgebärden Richtung Russland. Damit lasse sich der US-Präsident auf Provokationen aus dem Kreml ein. Russland droht seit Kriegsbeginn in unregelmäßigen Abständen damit, einen Nuklearwaffen-Einsatz in Erwägung zu ziehen.

„Putin hat damit gedroht, Trump ist auf diese Drohung hereingefallen. Das ist allerdings ein Zeichen von Schwäche“, so der Politologe. 

Im Zuge seiner Ankündigung der Wiederaufnahme von Tests plädierte Trump allgemein für einen Abbau von Kernwaffen. „Ich würde gerne eine Denuklearisierung sehen, Denuklearisierung wäre eine großartige Sache“, sagte er. Diesbezüglich würden Gespräche mit Moskau geführt. „China würde hinzugefügt werden, sollten wir etwas tun“, sagte Trump.

Die USA haben zwischen 1945 und 1992 nach Kongressangaben mehr als 1000 Atomtests absolviert. China hat nach Angaben der International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN) 45 Atomtests vorgenommen, den letzten davon 1996. Seit 1998 gab es in keinem anderen Land außer Nordkorea Atomtests. Nordkorea erledigte seine bisher letzten Tests zwischen den Jahren 2006 und 2017. (mit dpa)