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Beerdigung am SamstagKardinal Meisner nimmt seine „Bundeslade“ mit ins Grab

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Meisner aufgebahrt

Der verstorbene Kardinal Joachim Meisner ist in der romanischen Basilika St. Gereon in Köln aufgebahrt.

Köln – Das kleine Kästchen hat er wie einen Schatz gehütet. In ihm bewahrte Alt-Erzbischof Joachim Kardinal Meisner alles auf, was ihm wirklich wichtig war, ihm eng am Herzen lag. „Meine Bundeslade“ – so bezeichnete er in Anlehnung an den Aufbewahrungskasten für die Zehn Gebote seine persönliche Schatztruhe. Sein Inhalt: Urkunden von seiner Taufe, Firmung, Priester- und Bischofsweihe. Und Kopien dieser Dokumente werden Samstag dem Sarg beigelegt, in dem Kardinal Meisner in der Krypta des Domes beigesetzt wird.

Nein, keines der Dokumente trägt einen Stempel des Erzbistums Köln. Das Leben des Bischofs spielte bis 1987 hinter dem Eisernen Vorhang. Die Vertreibung aus der schlesischen Heimat, das Wirken im Eichsfeld – einer katholischen Enklave im protestantischen Thüringen – das Bischofsamt im atheistischen Ostberlin: Das alles formte einen kämpferischen, streitbaren Menschen, fest verwurzelt in den Traditionen der katholischen Kirche.

Ein Kreuz aus schlesischem Mineral

Kurzum, einer der konservativsten Bischöfe der Kurie, der ausgerechnet in eine der liberalsten Städte Westdeutschlands berufen wurde. Das alles spiegelt sich in der Trauerzeremonie am Samstag wieder. Der Alt-Erzbischof wird in einen Sarg aus Eiche gebettet. Wie bereits bei seiner Aufbahrung in St. Gereon trägt er sein violettes Messgewand. Er hat es 1962 zur Priesterweihe geschenkt bekommen. Es war sein Lieblingsgewand.

Um den Hals wird der Verstorbene das Pallium tragen (Amtsabzeichen, vom Papst verliehen). An der rechten Hand der Bischofsring. Auch seine Mitra wird mit in den Sarg gelegt. Auf der Brust ein schlichtes Holzkreuz, in das wiederum ein Kreuz aus Nephrit eingelassen ist, ein Mineral aus Schlesien.

Die Prozession mit dem Sarg wird um 9.15 Uhr ab St. Gereon in Richtung Dom starten. Der Dom wird bereits um 8.30 geöffnet und für die Gläubigen frei zugänglich sein. Nur einige Bänke sind für Ehrengäste reserviert. Es gibt zudem gesonderte Plätze für Menschen mit Behinderung.

Dem Sarg voran geht eine Kreuzgruppe mit Ministranten, dann folgen die Fahnenträger der Vereine und Verbände. Hinter ihnen Seminaristen, Diakone, Priester, das Domkapitel und Bischöfe. Direkt vor dem Sarg geht Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki.

Bischof Marx kommt nach Köln

Der Leichenwagen wird von Maltesern, Grabesrittern und Mitarbeitern der Dombauhütte begleitet. Dahinter folgen die engsten Mitarbeiter Kardinal Meisners. Sein letzter Sekretär, Monsignore Oliver Boss wird den Bischofsstab mit der Krümme nach unten tragen. Sein langjähriger Fahrer Roman Dolecki trägt eine Mitra in seinen Händen. Schließlich folgen Familienmitglieder des Verstorbenen und Vertreter der Stadtgesellschaft.

Unter den Bischöfen (siehe Gästeliste) wird auch Gerhard Ludwig Kardinal Müller sein. Der Kurienkardinal sorgte kürzlich für Schlagzeilen, weil seine Amtszeit als Chef der Glaubenskongregation von Papst Franziskus nicht verlängert wurde. Laut Kardinal Müllers eigener Aussage telefonierte er mit Kardinal Meisner noch am Voraband dessen Todes. Beide sollen sich demnach einig gewesen sein in ihrer Sorge über die Entwicklungen der katholischen Kirche.

Unter den kirchlichen Ehrengästen wird auch der Budapester Erzbischof Peter Kardinal Edrö sein. Wie Kardinal Meisner wurde er unter Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsstand erhoben. Bei der Totenmesse im Dom wird er die Predigt halten. Beide, Meisner und Edrö, verband ihr Einsatz für Osteuropa. Auch mit dabei: Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz.

Bis auf die Bundesebene schafft es die Gästeliste mit den politischen Ehrengästen nicht. Höchster politischer Vertreter: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Oberbürgermeisterin Henriette Reker wird ebenfalls dabei sein. Um 10 Uhr beginnen die Exequien im Dom, geleitet von Kardinal Woelki. Für die musikalische Begleitung hat sich Kardinal Meisner unter anderem die Lieder „Adeste fideles“ und „Segne du Maria“ gewünscht. Auszüge aus Mozarts Krönungsmesse werden gespielt.