Nach dem Treffen mit Putin und dem Ukraine-Gipfel äußert sich Donald Trump – auch Parteikollegen zeigen sich irritiert vom US-Präsidenten.
Skurriles Interview mit Fox NewsPutins „Wärme“ und ein Platz im Himmel – Trump sorgt für Irritationen

US-Präsident Donald Trump beim Gipfeltreffen mit europäischen Staatschefs im Weißen Haus. (Archivbild)
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Nachdem Donald Trump letzte Woche zunächst Kremlchef Wladimir Putin in Alaska für Gespräche getroffen und dann Spitzenpolitiker aus Europa zum Gipfeltreffen in Washington empfangen hatte, hat der US-Präsident am Dienstag mit einem Interview für Aufsehen gesorgt.
In der Sendung „Fox & Friends“ äußerte sich der US-Präsident auch über die Verhandlungen rund um den von ihm angestrebten Frieden in der Ukraine – und sorgte dabei mitunter für Irritationen. So begründete Trump sein Engagement für ein Friedensabkommen etwa damit, dass dadurch seine Chancen auf einen Platz im Himmel steigen würden.
Donald Trump will „versuchen, in den Himmel zu kommen“
„Ich möchte versuchen, in den Himmel zu kommen, wenn möglich“, sagte der US-Präsident im Gespräch mit dem konservativen TV-Sender. „Ich höre, dass ich nicht gut dastehe, dass ich ganz unten auf der Liste bin“, erklärte Trump weiter. „Aber wenn ich es in den Himmel schaffe, wird das einer der Gründe sein“, fügte Trump mit Blick auf seine Bemühungen an, den Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu beenden.
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Insbesondere nach dem Trump im vergangenen Jahr ein Attentat nur knapp überlebt hatte, schlägt der US-Präsident zunehmend gläubige Töne an. Bei seiner Amtseinführung im Januar erklärte er, er sei „von Gott gerettet worden, um Amerika wieder großartig zu machen“. Die zunehmende Frömmigkeit des US-Präsidenten während seiner zweiten Amtszeit kommt bei der religiösen Rechten in den USA gut an.
Donald Trump spricht über jüngstes Telefonat mit Wladimir Putin
Trumps Sprecherin Karoline Leavitt bestätigte später, dass die Worte des US-Präsidenten ernstgemeint gewesen seien. „Ich glaube, der Präsident möchte in den Himmel kommen, wie wir alle hier in diesem Raum hoffentlich“, sagte sie vor Journalisten.
Auch andere Äußerungen Trumps über Russlands Krieg gegen die Ukraine sorgten für Aufsehen. So erklärte der US-Präsident, er habe nicht im Beisein der europäischen Staatschefs um den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit Putin telefoniert, weil das Putin gegenüber „respektlos“ gewesen wäre. Trump hatte das Gipfeltreffen in Washington kurzzeitig unterbrochen, um mit dem Kremlchef zu telefonieren.
Donald Trump: „Da war eine Wärme, die man nicht spüren kann“
Gegenüber „Fox & Friends“ lobte der Republikaner nun den Arbeitseifer des russischen Präsidenten. „Als ich ihn anrief, war es in Russland ein Uhr morgens“, sagte Trump über sein Telefonat mit Putin. „Aber er nahm sofort an. Klar, er arbeitet sehr hart, wie wir alle. Und wir hatten ein sehr gutes Gespräch.“
Angesichts seines vorherigen Treffens mit Putin in Alaska geriet Trump schließlich regelrecht ins Schwärmen. „Sie haben gesehen, dass, als er aus seinem Flugzeug stieg, ich aus meinem Flugzeug stieg, da war eine Wärme, die man nicht spüren kann, wissen Sie, da war ein angenehmes Gefühl, und das ist eine gute Sache, keine schlechte“, führte Trump aus, der bereits in der Vergangenheit stets seine gute persönliche Beziehung zu Putin betont und mitunter von einer Freundschaft mit dem Kremlchef gesprochen hatte.
„Ich hoffe, Präsident Putin wird sich gut verhalten“
Dass Putin kein echtes Interesse an einem Frieden haben könnte, glaubt der US-Präsident unterdessen weiterhin nicht, räumte jedoch ein, dass dieses Szenario auch nicht ausgeschlossen werden könne. „Ich hoffe, Präsident Putin wird sich gut verhalten. Wenn nicht, wird es eine schwierige Situation“, erklärte Trump, der gleichzeitig auch Druck auf Selenskyj aufbaute. Der Ukrainer müsse nun „flexibel“ sein, forderte Trump.

Kremlchef Wladimir Putin zusammen mit US-Präsident Donald Trump in Alaska. (Archivbild)
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Es folgten weitere Ausführungen, die dem US-Präsidenten schnell Vorwürfe amerikanischer Medien einbrachten. Die Äußerungen hätten „sehr ähnlich wie der russische Präsident“ geklungen, kritisierte etwa „The Atlantic“ die Worte Trumps, auch von „Putin-Apologetik“ war dort nach dem Interview des US-Präsidenten mitunter die Rede.
Kritik von US-Medien: „Sehr ähnlich wie der russische Präsident“
Grund für die Kritik war, dass der US-Präsident im Gespräch mit „Fox“ behauptet hatte, Russlands Krieg habe „wegen der Krim und der Nato“ begonnen – und dafür vor allem seinen Amtsvorgänger Barack Obama, nicht jedoch Putin tadelte. „Barack Hussein Obama hat sie verschenkt“, sagte Trump etwa mit Blick auf die Krim-Halbinsel, die Russland bereits 2014 besetzt hatte.
Obama, erklärte Trump weiter, habe mit Putin das „vielleicht schlechteste Immobiliengeschäft gemacht, dass ich je gesehen habe“ und der Kremlchef habe das „wie Süßigkeiten von einem Baby“ angenommen. Dass die Ukraine ihr rechtmäßiges Territorium nun zurückhaben wolle, sei „sehr beleidigend“ für Russland, führte Trump außerdem aus.
Donald Trump übernimmt Moskaus Narrative
Schließlich übernahm der US-Präsident erneut auch russische Narrative, etwa dass die Ukraine lediglich als „Puffer“ zwischen Russland und dem Westen dienen würde und dass Moskau recht damit habe, den „Feind“ – gemeint war die Nato – nicht an seiner Grenze haben zu wollen.
Dass die Nato bereits vor Russlands Invasion an der russischen Grenze existierte und sich die Kontaktlinie durch Finnlands Beitritt in das Verteidigungsbündnis inzwischen sogar enorm vergrößert hat, erwähnte Trump nicht.
Unter Politik-Experten gilt Russlands Argumentation über die angeblich bedrohliche Erweiterung der Nato unterdessen bereits länger als vorgeschoben. Auch der Kreml verwendet dieses Narrativ kaum noch, sondern begründet den Angriff auf die Ukraine vorrangig damit, dass das Nachbarland von „Nazis verseucht“ sei, eigentlich gar nicht existierte und historisch zu Russland gehöre. Trump ließ sich davon im Gespräch mit „Fox“ jedoch nicht beirren – und gab schließlich sogar der Ukraine die Schuld an Moskaus völkerrechtswidriger Invasion.
Trump sieht Kriegsschuld bei Ukraine: „So etwas tut man nicht“
Russland sei eine „militärisch mächtige Nation, ob es den Leuten gefällt oder nicht“, erklärte Trump. „Diesen Krieg hätte man nicht beginnen sollen“, hieß es weiter – gemeint war damit jedoch nicht der Aggressor Russland, sondern die Ukraine, die angegriffen wurde. „So etwas tut man nicht. Man legt sich nicht mit einer Nation an, die zehnmal so groß ist wie man selbst.“
Die warmen Worte über Putin und die implizite Täter-Opfer-Umkehr in Trumps Worten brachten dem US-Präsidenten nicht nur kritische Presseberichte ein. Auch aus den eigenen Reihen gab es Widerspruch.
„Putin wird nicht aufhören, bis er gestoppt wird“, mahnte etwa der ehemalige US-Vizepräsident Mike Pence auf der Plattform X und verwies darauf, dass Russland auf das Gipfeltreffen in Washington mit den heftigsten Luftangriffen im gesamten August reagiert hatte. Der US-Senat sollte „unverzüglich harte Sekundärsanktionen gegen Russland verhängen“, forderte der Republikaner. „Putin versteht nur Stärke.“
Kritik von Republikanern: „Putin lügt und tötet“
US-Senator Roger Wicker, ebenfalls ein Parteikollege Trumps, griff bei X unterdessen eine Warnung auf, dass es sich bei Putin um einen „völkermordenden Wahnsinnigen“ handele. „Das sind weise Worte, Putin lügt und tötet“, schrieb Wicker dazu und richtete sich schließlich mit einem Appell an den US-Präsidenten: „Ihre Führung wird entscheidend sein, um die Ukraine, die USA und Europa gegen Putins Verzögerungen und Täuschungen zusammenzuhalten.“
Trump sorgte im Gespräch mit „Fox & Friends“ unterdessen auch abseits von Russlands Kriegs für weitere skurrile Momente. So kommentierte der US-Präsident etwa ausführlich die Beziehung der beim Interview anwesenden Reporterin Ainsley Earhardt mit TV-Moderator Sean Hannity (ebenfalls bei „Fox“) und sorgte für Unbehagen bei den Journalisten im Studio, als er Hannitys Beziehung zu der laut Trump „sehr hübschen jungen Dame“ live im TV kommentierte.
„Das ist eine großartige Beziehung“, führte Trump aus und ließ sich dabei nicht von den Versuchen der Journalisten stoppen, das Thema zu wechseln. „Das könnte das Wichtigste sein, was ich gesagt habe“, befand der US-Präsident schließlich mit Blick auf sein rund halbstündiges Interview.