Wohnung aufgebrochenEx-RAF-Terrorist Garweg kümmerte sich um Seniorin – Klette nach Karlsruhe gebracht

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Berlin: Ein Fahndungsplakat des Landeskriminalamts Niedersachsen zeigt den mutmaßlichen früheren RAF-Terroristen Burkhard Garweg auf einer digitalen Anzeigetafel in der Innenstadt. Garweg lebte offenbar in einem Bauwagen in Friedrichshain.

Berlin: Ein Fahndungsplakat des Landeskriminalamts Niedersachsen zeigt den mutmaßlichen früheren RAF-Terroristen Burkhard Garweg auf einer digitalen Anzeigetafel in der Innenstadt. Garweg lebte offenbar in einem Bauwagen in Friedrichshain.

Bei der Fahndung nach Garweg haben die Ermittler eine neue Spur aufgenommen. Klette wurde unterdessen der Haftbefehl am BGH eröffnet. 

Der mutmaßliche frühere Terrorist der Rote Armee Fraktion (RAF) Burkard Garweg, nach dem mit Hochdruck gefahndet wird, soll sich über Jahre um eine Seniorin in Berlin gekümmert haben. Das berichtet der „Spiegel“. Der 55-Jährige, der der Polizei vergangene Woche offenbar nur knapp entkam, habe für eine ältere Dame in Friedrichshain über einen längeren Zeitraum Einkäufe getätigt. Dies berichteten Nachbarn, die Garweg oft in dem Mehrfamilienhaus sahen. 

Die Ermittler führten den Berichten zufolge am Montag (4. März) eine Razzia in der Wohnung im Erdgeschoss durch und brachen die Tür auf. Wie die Nachbarn im Nachhinein erfuhren, war die Polizei auf der Suche nach dem Mann, den die Bewohner nur als Martin kannten. Dieser habe auch einen Schlüssel zu der Wohnung gehabt und sei immer hilfsbereit gewesen. Die alte Dame selber wollte sich dem „Spiegel“ gegenüber nicht zu den Vorgängen äußern. 

Am Wochenende hatten die Einsatzkräfte auf der Suche nach den ehemaligen RAF-Terroristen eine Bauwagensiedlung am Markgrafendamm in Berlin gestürmt. Hier, ebenfalls im Bezirk Friedrichshain, hatte Garweg offenbar über einen längeren Zeitraum in einem Bauwagen gelebt. Angetroffen wurde Garweg nicht, der Bauwagen wurde mitgenommen und wird nun kriminaltechnisch untersucht.

Alles zum Thema Bundesgerichtshof

Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette hatte offenbar keinen Mietvertrag

Unterdessen werden neue Details über das Leben der am 26. Februar festgenommenen Daniela Klette (65) bekannt. Klette wohnte rund 20 Jahre lang in einer Wohnung in Berlin-Kreuzberg – aber ohne Mietvertrag. Das teilte ein Sprecher der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) mit. Daher habe die WBM nicht gewusst, dass die gesuchte Terroristin in dem Gebäude in der Sebastianstraße wohnte.

Der Mietvertrag für die Einzimmerwohnung lief offenbar auf einen anderen Namen. Details zu diesem Mieter oder dazu, wer die Miete in den vergangenen Jahren gezahlt hat, wurden nicht genannt. Angemietet wurde die Wohnung nach Medienberichten von einem früheren Bewohner. Ob dieser um die Identität von Klette wusste, ist nicht bekannt.

Klette, Garweg und Volker Staub sollen Raubüberfälle begangen haben

Klette, Garweg und Volker Staub (69) waren vor über 30 Jahren untergetaucht. Alle drei gehörten der dritten Generation der früheren linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee Fraktion an. Mindestens zwei von ihnen konnten sich, wie sich inzwischen herausstellte, über Jahrzehnte unbehelligt offen in Berlin bewegen.

Klette, Staub und Garweg werden wegen des Verdachts der Beteiligung an Terroranschlägen gesucht. Außerdem sollen sie zwischen 1999 und 2016 Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen überfallen haben, um sich Geld zu beschaffen. 

Klette wird Haftbefehl am BGH eröffnet

Bisher sitzt Klette in Untersuchungshaft wegen der Raubtaten. Doch auch Deutschlands oberste Anklagebehörde, die Bundesanwaltschaft, ermittelt nun gegen die mutmaßliche Ex-RAF-Terroristin. Sie wurde am Donnerstagmorgen nach Karlsruhe gebracht. Das sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden. Vor einem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs soll ihr der vor Jahren erwirkte Haftbefehl der Bundesanwaltschaft eröffnet werden.

Dabei geht es um das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und versuchten Mord bei Taten Anfang der 1990er-Jahre. Die Mitgliedschaft in der RAF ist nach Angaben einer Sprecherin inzwischen verjährt. Konkret wird Klette seitens der Bundesanwaltschaft zur Last gelegt, gemeinsam mit Staub und Garweg im März 1993 einen Sprengstoffanschlag auf die im Bau befindliche Justizvollzugsanstalt Weiterstadt in Hessen verübt zu haben. (cme, mit dpa)

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