Merz zu Kanzler-Kandidat der Union„Wir beide sind uns in dieser Frage vollkommen einig“

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Friedrich Merz oder Markus Söder? Wen die Union als Kanzlerkandidaten ins Rennen schickt, soll erst im kommenden Sommer bekannt werden.

CDU-Chef Friedrich Merz hat unterstrichen, dass die Union aus seiner Sicht im Spätsommer 2024 entscheiden sollte, mit welchem Kanzlerkandidaten sie in die Bundestagswahl 2025 zieht. „Es ist von mir zu keinem Zeitpunkt irgendwann das Frühjahr 2024 genannt worden als Entscheidungsdatum“, betonte der Unionsfraktionsvorsitzende am Dienstag in Berlin vor dem Hintergrund entsprechender Mutmaßungen.

„Ich habe das auch mit Markus Söder noch mal besprochen“, fügte Merz hinzu. „Wir beide sind uns in dieser Frage vollkommen einig, wie in anderen Fragen auch, dass wir diese Entscheidung im Spätsommer 2024 treffen und nicht vorher.“

Merz oder Söder? Wer wird Kanzler-Kandidat der Union?

Hintergrund für diesen Fahrplan zur Lösung der K-Frage innerhalb der Unionsparteien CDU und CSU ist nach Darstellung von Merz die Europawahl im Frühjahr 2024. Der CDU-Vorsitzende erläuterte: „Unabhängig davon, wer das wird – wir führen keine Europawahl mit einem bereits nominierten Kanzlerkandidaten der Union. Das wird nicht stattfinden.“

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In der Union gilt es nach dem Streit um die Kanzlerkandidatur zwischen Söder und dem damaligen CDU-Vorsitzenden Armin Laschet vor der Bundestagswahl 2021 derzeit als unstrittig, dass Merz als Unionsfraktionschef und CDU-Vorsitzender das Erstzugriffsrecht auf die Kanzlerkandidatur von CDU und CSU hat. Merz hat sich zu eigenen Ambitionen bisher nicht geäußert. Die Union hatte die Bundestagswahl mit Laschet an der Spitze knapp hinter der SPD verloren.

Friedrich Merz liegt in Umfrage hinter Markus Söder

Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa-Umfrage im Auftrag der „Bild“-Zeitung glauben 31 Prozent der Deutschen, dass CSU-Chef Söder bessere Erfolgschancen als Kandidat der Union hätte als Merz. Laut der Umfrage sehen die Befragten Söder auch gegen Olaf Scholz vorn. Demnach favorisieren auch die Unionswähler derzeit den der 56-jährigen gebürtigen Nürnberger (43 Prozent) vor Merz (34 Prozent).

Die Spitzenpolitiker der Union teilen diese Einschätzung offenbar nicht, sie sprachen sich am Wochenende klar für Merz aus. Der stellvertretende CDU-Chef und Vorsitzende der Grundsatzprogramm-Kommission seiner Partei, Carsten Linnemann, sagte dem „Spiegel“ kürzlich, er halte „Friedrich Merz für den besten Kandidaten, um dieses Land wieder nach vorne zu bringen“. Für ihn gäbe es „keine andere Option.“

CDU-Politiker sprechen sich für Friedrich Merz als Kanzler-Kandidaten aus

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Thorsten Frei (CDU), nannte Merz im „Spiegel“ einen „exzellenten Kandidaten“. Frei warnte vor möglichen Machtkämpfen: „Die CDU hat bei der vergangenen Bundestagswahl vor allem auch deshalb Vertrauen eingebüßt, weil Armin Laschet in der Breite der Partei der Rückhalt fehlte.“ Das dürfe nicht wieder passieren. „Fraktion und Partei werden dieses Mal geschlossen hinter Merz stehen.“

Fraktion und Partei werden dieses Mal geschlossen hinter Merz stehen.
Thorsten Frei, Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag

Das scheint auch Markus Söder so zu sehen. „Aus meiner Sicht ist die Sache klar: Der Parteivorsitzende der CDU hat innerhalb der CDU den klaren Führungsanspruch“, sagte Söder im Interview mit dem „Münchner Merkur“ Anfang des Jahres.

Markus Söder hegt nach eigenen Angaben keinen Anspruch auf Kanzlerkandidatur

Das Thema Kanzlerkandidatur sei für ihn ohnehin „erledigt“, er habe „definitiv keine Ambitionen mehr“, so Söder weiter.

Klingt danach, als wolle die Union nach dem Streit um die letzte Kanzlerkandidatur diesmal – zumindest nach außen – eine harmonischere Entscheidungsfindung beschwören.

„Was 2021 gewesen ist, darf sich nicht wiederholen. Das war nicht schwesterlich und wird dem Namen Union nicht gerecht“, sagte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst am Dienstag. Es sei gut, dass Markus Söder und Merz verabredet hätten, „dass man das nächstes Mal besser macht“. Die Frage der Kanzlerkandidatur stelle sich „aktuell in der Union nicht“, so Wüst im „Münchner Merkur“. (pst mit dpa)

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