Junge Republikaner haben sich offenbar rassistisch und homophob in einer Chatgruppe geäußert. Hitler und Gaskammern waren Thema.
Vance setzt auf Ablenkungsmanöver„Ich liebe Hitler“ – Entsetzen über geleakte Chats von Trumps Partei-Nachwuchs

US-Vizepräsident J. D. Vance reagiert betont unbeeindruckt auf die Enthüllungen über eine republikanische Chatgruppe. (Archivbild)
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Führende Mitglieder junger republikanischer Gruppen bezeichneten Schwarze als Affen, benutzten rassistische und homophobe Beleidigungen und machten Witze darüber, ihre Feinde zu vergewaltigen oder in Gaskammern zu stecken, wie aus einer Reihe von durchgesickerten Telegram-Chats hervorgeht. Die Nachrichten, die von „Politico“ am Dienstag teilweise veröffentlicht wurden, sind demnach zwischen Januar und August dieses Jahres von einem Dutzend Republikanern in mehreren US-Bundesstaaten ausgetauscht worden.
Ziel der Chatgruppe sei es gewesen, die Kontrolle über die 15.000 Mitglieder zählende Organisation Young Republican National Federation zu übernehmen, berichtete das US-Medium. „Jeder, der mit ‚Nein‘ stimmt, kommt in die Gaskammer“, schrieb etwa Peter Giunta, der zu dieser Zeit Vorsitzender der New York State Young Republicans war. In der Nachricht aus dem Juni bezog sich Giunta auf eine bevorstehende Abstimmung darüber, wer Vorsitzender der nationalen Organisation werden sollte.
Chats junger Republikaner geleakt: „Großartig. Ich liebe Hitler“
„Ich werde einige der schlimmsten physiologischen Foltermethoden entwickeln, die die Menschheit kennt. Wir wollen nur wahre Gläubige“, hieß es weiter. „Können wir die Duschen reparieren? Gaskammern passen nicht zur Ästhetik Hitlers“, antwortete Joe Maligno, der ehemaliger Justiziar der New Yorker Nachwuchs-Republikaner, laut „Politico“ darauf.
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In einem anderen Austausch schrieb Alex Dwyer, Vorsitzender der „Kansas Young Republicans“, dass ihm ein Jungrepublikaner aus Michigan versprochen habe, die Gruppe werde „für die rechtsradikalste Person“ als Vorsitzende stimmen. „Großartig. Ich liebe Hitler“, antwortete Giunta daraufhin.
Mehr als 251 Mal Schimpfworte wie das N-Wort
In den 2900 Seiten umfassenden Chats der Gruppe „RESTOREYR WAR ROOM“ tauchten laut „Politico“ neben den Diskussionen über Stimmenwerbung und Social-Media-Strategien insgesamt mehr als 251 Mal Schimpfwörter wie das N-Wort auf, berichtete das US-Medium weiter.
Die prominenteste Stimme in der Gruppe, Peter Giunta, beließ es derweil nicht bei Anspielungen auf Hitler und den Holocaust, sondern setzte auch rassistische Beitrage ab. „Ich würde in den Zoo gehen, wenn ich Affen beim Ballspielen zusehen wollte“, schrieb Guinta mit Blick auf ein Basketballspiel etwa.
Republikaner reagieren: „Abscheuliche Sprache“
„Wir sind entsetzt über die abscheuliche und unentschuldbare Sprache, die in dem heute veröffentlichten ‚Politico‘-Artikel offenbart wurde“, erklärte der Vorstand der Young Republican National Federation in einer Stellungnahme als Reaktion auf die Veröffentlichung.
„Ein solches Verhalten ist skandalös, eines Republikaners unwürdig und steht in direktem Widerspruch zu den Werten, für die unsere Bewegung steht“, hieß es weiter. Die Beteiligten müssten unverzüglich von allen Ämtern innerhalb ihrer staatlichen und lokalen Organisationen der Young Republicans zurücktreten, forderte der Vorstand und fügte hinzu: „Wir müssen uns an die höchsten Standards der Integrität, des Respekts und der Professionalität halten.“
J.D. Vance setzt auf Ablenkungsmanöver
Führende Republikaner, darunter die New Yorker Kongressabgeordnete Elise Stefanik und der Minderheitsführer im Senat, Rob Ortt, verurteilten die Äußerungen in der Chatgruppe ebenfalls.
US-Vizepräsident J. D. Vance zeigte sich derweil betont unbeeindruckt von den Enthüllungen über den Nachwuchs in seiner Partei – und setzte auf Ablenkungsmanöver statt auf eine Verurteilung der Parteimitglieder. Stattdessen verwies Vance auf die anhaltende Kontroverse um durchgesickerte Textnachrichten des demokratischen Kandidaten für das Amt des Generalstaatsanwalts von Virginia, Jay Jones, in denen Jones dazu aufrief, den ehemaligen republikanischen Sprecher des Repräsentantenhauses zu erschießen.
Weißes Haus bestreitet Verbindungen zu Donald Trump
„Das ist weitaus schlimmer als alles, was in einem Gruppenchat an der Universität gesagt wurde, und derjenige, der das gesagt hat, könnte Generalstaatsanwalt von Virginia werden“, schrieb Vance auf X. „Ich weigere mich, mich der Empörung anzuschließen, wenn mächtige Leute zu politischer Gewalt aufrufen“, fügte der US-Vizepräsident an.
Das Weiße Haus erklärte unterdessen, es bestehe keinerlei Verbindung zu der Chatgruppe und wies auch Vermutungen zurück, dass die Rhetorik von US-Präsident Donald Trump einen Beitrag zur in den Chats verwendeten radikalen Sprache geleistet haben könnte.
Entsetzen in den USA: „Sie werden diese Ansichten in die Tat umsetzen“
„Nur ein aktivistischer, linksgerichteter Reporter würde verzweifelt versuchen, Präsident Trump in eine Geschichte über einen zufälligen Gruppenchat zu verwickeln, mit dem er nichts zu tun hat, und dabei die gefährlichen Verleumdungen demokratischer Politiker nicht erwähnen, die davon fantasiert haben, ihren Gegner zu ermorden, und die Republikaner als Nazis und Faschisten bezeichnet haben“, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Liz Huston, gegenüber „Politico“. „Niemand war bösartigerer Rhetorik und Gewalt ausgesetzt als Präsident Trump und seine Anhänger“, fügte sie an und stützte damit den Kurs von Vizepräsident Vance.
Amerikanische Wissenschaftler sehen das jedoch anders. „Je offener und liberaler das politische Klima ist – wie es mit dem Aufkommen von Trump und einer noch vor ihm entstandenen, weiter rechts stehenden Republikanischen Partei der Fall war –, desto eher neigen junge und ältere Menschen dazu, rassistische Witze zu erzählen und rassistische Kommentare in privaten und öffentlichen Kreisen zu machen“, erklärte Joe Feagin, Soziologieprofessor an der Texas A&M University, gegenüber „Politico“.
Es sei zu befürchten, dass derartige Äußerungen die Politik beeinflussen könnten. „Das ist natürlich erschreckend, weil sie diese Ansichten in die Tat umsetzen werden“, fügte der Soziologe an.