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„Spiegelbild der Gesellschaft“Bundeswehr meldet mehr Verdachtsfälle auf Rechtsextremismus

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Drei Viertel aller extremistischen Verdachtsfälle bei der Bundeswehr kommen aus dem Bereich Rechtsextremismus. (Archivbild)

Drei Viertel aller extremistischen Verdachtsfälle bei der Bundeswehr kommen aus dem Bereich Rechtsextremismus. (Archivbild)

Rechtsextreme Verdachtsfälle in der Bundeswehr nehmen zu. Der Militärische Abschirmdienst sieht die Truppe als Spiegel einer polarisierten Gesellschaft.

In der Bundeswehr bleibt die Zahl der Extremismus-Verdachtsfälle auf hohem Niveau. Wie aus dem aktuellen Jahresbericht des Verteidigungsministeriums hervorgeht, registrierte der Militärische Abschirmdienst (MAD) im Jahr 2024 insgesamt 302 neue Fälle – nur fünf weniger als im Vorjahr.

Besonders auffällig: Der Großteil der neuen Verdachtsfälle – 216 von 302 – fällt in den Bereich Rechtsextremismus. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2023, als 178 neue Fälle gemeldet wurden. Insgesamt lagen Ende vergangenen Jahres 875 der 1.159 laufenden Fälle im Bereich des Rechtsextremismus. Damit machen sie knapp drei Viertel aller Verdachtsfälle aus.

Im Vergleich dazu spielen andere Extremismusformen in der Truppe eine geringere Rolle:

  1. 33 neue Fälle wurden dem islamistischen Spektrum zugeordnet,
  2. 31 Fälle dem auslandsbezogenen Extremismus,
  3. 11 Fälle dem Linksextremismus.

Außerdem wurde je ein neuer Fall im Bereich Scientology sowie fünf neue Fälle im Zusammenhang mit sogenannten Reichsbürgern und Selbstverwaltern registriert.

Im Jahr 2024 wurden 18 Personen als Extremisten eingestuft – vier mehr als im Vorjahr. Die Einstufung erfolgt nach eingehender Prüfung durch den MAD.

Zahl der Extremisten steigt leicht - politische Krisen als Treiber?

Die Ursachen für die anhaltend hohe Zahl rechtsextremer Verdachtsfälle sind laut Bericht „vielschichtig“. Ausschlaggebend seien etwa „politische Faktoren sowie Kriege und globale Krisen“. Die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft wirke sich auch auf die Streitkräfte aus: „Als Spiegelbild der Gesellschaft sieht sich auch die Bundeswehr einer wachsenden Gefahr extremistischer Verhaltensweisen gegenüber.“

Der MAD beschäftigte sich 2024 unter anderem mit Fällen im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt, dem Krieg in der Ukraine sowie mit dem sogenannten Sylt-Video. In dem viralen Clip war eine Gruppe Bar-Gäste auf Sylt zu sehen, die zum Partyhit „L’amour toujours“ rassistische Parolen skandierte.

Ein weiterer Grund für die hohe Fallzahl ist laut Bericht auch ein „sensibleres Meldeverhalten der Truppe“. Offenbar wird innerhalb der Bundeswehr genauer hingeschaut – und häufiger gemeldet. (dpa)