Die EU hat im Handelsstreit mit den USA ein Übereinkommen erzielt, doch deutsche Unternehmen fordern Planungssicherheit.
Handelsbeziehungen EU-USAZoll-Deal wird in Deutschland unterschiedlich bewertet

Der Handelsdeal zwischen den USA und der EU wurde in Deutschland eher verhalten aufgenommen.
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Im Handelsstreit zwischen der Europäischen Union und den USA wurde ein bedeutendes Abkommen erzielt, das in Deutschland gemischte Reaktionen hervorruft. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) lobte die Einigung als erfolgreiche Vermeidung eines Handelskonflikts.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) kritisierte das Abkommen jedoch als unzureichenden Kompromiss, der negative Auswirkungen auf die Wirtschaft beider Seiten des Atlantiks haben könnte. Die EU akzeptiere schmerzhafte Zolleinschränkungen im Rahmen dieser Vereinbarung.
Der Deal
Die USA und die EU haben sich auf einen Basiszollsatz von 15 Prozent für die meisten EU-Importe in die USA geeinigt, einschließlich Autos, Halbleiter und Pharmaprodukte. Gemäß Ursula von der Leyen schafft die Einigung auch einen Rahmen für die potenzielle Zollsatzsenkung auf weitere Produkte.
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Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) kommentierte: „Das einzige Positive an dieser Vereinbarung ist, dass vorerst eine weitere Eskalation vermieden wurde.“ Es sei nun entscheidend, dass die Vereinbarung verbindlich werde. Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks benötigten Planungssicherheit für ihre Lieferketten und Investitionen.
Kein Vergleich zu der Zeit vor Trump
Heute wird US-Präsident Trump in Schottland mit dem britischen Premierminister Keir Starmer über das Handelsabkommen zwischen den USA und Großbritannien sprechen. Trump bezeichnete die Einigung als „riesigen Deal mit vielen Ländern“ und plant, mit den Zolleinnahmen unter anderem groß angekündigte Steuersenkungen zu finanzieren.
Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) äußerte sich positiv zur erreichten Verhandlungslösung und betonte die Bedeutung, dass Europa seine Interessen verteidigt habe. Das Verhandlungsergebnis werde nun in der Bundesregierung bezüglich der Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeitsplätze in Deutschland analysiert.
„Grundsätzlich bleibt meine Überzeugung: Zölle schaden der Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks“, so Klingbeil. Es sei wichtig, niedrige Zölle und offene Märkte zu haben. Deutschland werde sich weiterhin für gute Handelsbeziehungen nicht nur mit den USA einsetzen, sondern auch neue weltweite Partnerschaften aufbauen.

Der Einigung gingen monatelange Verhandlungen voraus.
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Ein globaler Zollstreit wurde von Trump mit der Einführung variabler Extrazölle gestartet. Obwohl Verträge abgeschlossen wurden, sind die Im- und Exportgebühren höher als zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit. Zusätzliche Zölle von 25 Prozent auf Autos wurden zu den bestehenden 27,5 Prozent hinzugefügt.
Die jetzt angestrebte Verringerung auf 15 Prozent wird von der Leyen als bestmögliche Vereinbarung bezeichnet. Sie betonte, dass trotz des signifikanten 15-Prozent-Satzes dies das beste Ergebnis sei, das erzielt werden konnte.
EU-Kommission hat „volle Unterstützung“ der Bundesregierung
Friedrich Merz betont, dass die Einigkeit der Europäischen Union und die harte Arbeit der Verhandler Früchte getragen haben. Er bedankte sich bei Ursula von der Leyen und Handelskommissar Maros Sefcovic. Merz sicherte zu, die Europäische Kommission in den anstehenden Verhandlungen voll zu unterstützen und betonte die Bedeutung, die Handelsbeziehungen mit den USA zu stärken.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) begrüßte die Einigung. (Archivbild)
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Europa habe seine Kerninteressen erfolgreich verteidigt, so Merz. Trotzdem hätte er sich zusätzliche Erleichterungen im transatlantischen Handel gewünscht. „Stabile und planbare Handelsbeziehungen mit Marktzugang für beide Seiten sind von Nutzen für alle Beteiligten - Unternehmen und Verbraucher sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks“, fügte er hinzu.
Deal mit China steht noch aus
Die Verhandlungsgespräche im Zollkonflikt zwischen den USA und China werden heute und morgen fortgesetzt. US-Finanzminister Scott Bessent trifft in Stockholm mit hochrangigen chinesischen Vertretern zusammen, darunter Vizepremier He Lifeng.
Diskutiert wird unter anderem eine mögliche Verlängerung der derzeit bis zum 12. August laufenden Zoll-Pause. (dpa)