Ständig BlasenentzündungenWie sinnvoll ist eine Impfung?

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Gerade in der kalten Jahreszeit leiden viele Frauen unter wiederkehrenden Blasenentzündungen.

  • Immer wieder hat man das Gefühl, auf Toilette zu müssen. Das Wasserlassen aber bringt keine Erleichterung.
  • Jede zweite Frau kennt dieses Gefühl.
  • Welche einfachen Maßnahmen helfen bei Blasenentzündungen, wann sollte man zum Arzt – und wann ist eine Impfung sinnvoll?

Ständiger Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen: Solche Beschwerden sind typisch bei einer Blasenentzündung (Zystitis). Frauen sind davon besonders häufig betroffen. Nach Angaben der Techniker Krankenkasse leidet jede zweite Frau mindestens einmal in ihrem Leben an einer Blasenentzündung. Wie kommt es dazu? Und vor allem: Was hilft? Antworten auf die wichtigsten Fragen: Woran erkennt man eine Blasenentzündung? Typisch ist vor allem das Gefühl, immer wieder auf die Toilette zu müssen. Das Wasserlassen bringt aber keine Erleichterung, im Gegenteil: Es sticht und brennt, während oft nur ein paar Tropfen kommen. Der Urin ist mitunter trübe und kann auffällig riechen, manchmal ist sogar Blut darin. Außerdem kann eine starke Blasenentzündung dazu führen, dass man sich insgesamt matt fühlt. „Fast immer lösen Bakterien aus dem Scheide-Darm-Milieu die Entzündung aus“, sagt die Urologin Daniela Schultz-Lampel, Direktorin am Kontinenzzentrum Südwest-Schwarzwald-Baar Klinikum in Villingen-Schwenningen.

Warum trifft es Frauen so häufig? „Das liegt an der weiblichen Anatomie“, sagt Schultz-Lampel. Bei Frauen liegen Anal- und Genitalbereich sowie Harnröhre eng beisammen. Deshalb kann es schnell passieren, dass Bakterien aus Darm oder Scheide in den Harntrakt gelangen. Kommt hinzu, dass die Harnröhre der Frau wesentlich kürzer als die des Mannes ist. Das führt dazu, dass Erreger leichter in die Blase vordringen können.

Was erhöht das Risiko? Mehrere Faktoren können eine Rolle spielen. Klar ist für Ärzte jedenfalls, dass häufiger Geschlechtsverkehr die Wahrscheinlichkeit erhöht: „Durch die Bewegungen beim Sex können Erreger leicht aus der Scheide in die Harnröhre geraten“, erklärt Schultz-Lampel. Daher sprachen Ärzte früher auch von Honeymoon-Zystitis. Als zusätzlicher Risikofaktor gelten spermizid beschichtete Kondome und übertriebene Intimpflege: Dadurch wird das mikrobielle Gleichgewicht in der Scheide gestört, so dass Erreger leichtes Spiel haben. Abgesehen davon sind Schwangere und Frauen in oder nach den Wechseljahren aufgrund hormoneller Veränderungen im Urogenitalbereich anfälliger für Blaseninfekte. Auch Krankheiten wie Diabetes mellitus oder anatomische Veränderungen im Harnwegsbereich können das Risiko erhöhen.

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Muss man immer zum Arzt? „Wer zum ersten Mal Symptome einer Blasenentzündung hat, sollte auf jeden Fall zum Arzt gehen“, rät Schultz-Lampel. Die Beschwerden könnten nämlich auch eine ganz andere Ursache haben – etwa eine Scheideninfektion oder Blasensteine. „Deshalb ist es wichtig, den Urin zu untersuchen und eine Harnkultur anzulegen, um zu sehen, um welche Keime es sich handelt.“ Danach richtet sich auch die Behandlung. Ansonsten gilt: Fieber und weitere Beschwerden, etwa Schmerzen im seitlichen unteren Rücken, sind Alarmzeichen. Dann könnte der Infekt in Richtung Nieren gewandert sein. In dem Fall heißt es: Sofort zum Arzt! Auch wer Blut im Urin entdeckt, sollte das auf alle Fälle abklären lassen.

Impfung möglich

Für Frauen, bei denen Blasenentzündungen immer wieder auftreten und zu Beschwerden führen, gibt es die Möglichkeit einer Impfung.  Die StroVac-Impfung   enthält mehrere inaktive Bakterienstämme. Der Hersteller gibt an, dass der Körper durch die Impfung lerne, sich gegen die Erreger besser zur Wehr zu setzen. Ob diese Impfung sinnvoll ist, ist  nicht sicher nachgewiesen. Eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse ist nicht in jedem Fall gesichert. Die Impfung wird als Igel-Leistung angeboten. Patientinnen müssen für die Spritzen in Vorleistung gehen und das Privatrezept dann bei ihrer Krankenkasse einreichen. Die Grundimmunisierung erfolgt dreimal im Abstand von etwa zwei Wochen. Sie gewährleistet einen Schutz von etwa zwölf Monaten. Die Auffrischung erfolgt nach  ungefähr einem Jahr. Nach jeder Impfung können grundsätzlich Nebenwirkungen wie allergische  Reaktionen   auftreten – zum Beispiel gelegentliche Rötungen, Schwellungen und Spannungsgefühle bis hin zu Kopfschmerz und Übelkeit. (cv)

Was hilft? Antibiotika sorgen fast immer dafür, dass die Beschwerden rasch nachlassen. Inzwischen ist aber belegt, dass unkomplizierte Blasenentzündungen bei jüngeren, gesunden Frauen oft ohne weitere Probleme von selbst ausheilen. Bei leichten bis mittelgradigen Beschwerden könne eine „alleinige symptomatische Therapie“ erwogen werden, heißt es in der ärztlichen Leitlinie zum Thema. „Gängige Schmerzmittel wie Ibuprofen können dabei hilfreich sein“, sagt der Urologe David Marghawal von der Asklepios Klinik Altona in Hamburg. „Ansonsten ist es wichtig, viel zu trinken, damit die Erreger nicht weiter aufsteigen.“ Dazu eignen sich harntreibende Tees mit Birkenblättern, Schachtelhalm oder Brennnesseln. Im Übrigen tun Ruhe und Wärme gut.

Warum bekommen manche Frauen immer wieder Blasenentzündungen? Das kann daran liegen, dass eine Zystitis nicht richtig auskuriert wurde. Es kommt immer wieder vor, dass Antibiotika falsch oder nicht lang genug eingenommen werden, wie Schultz-Lampel erklärt. Dann kann es sein, dass Bakterien überleben und nach kurzer Zeit die nächste Entzündung hervorrufen. Aber auch eine Funktionsstörung der Blase oder eine allgemeine Abwehrschwäche kann schuld an den häufigen Infektionen sein. Manche Menschen sind außerdem von Natur aus anfälliger für Blasenentzündungen.

Wie lässt sich vorbeugen? Wichtig ist grundsätzlich, viel zu trinken und die Blase regelmäßig sowie vollständig zu entleeren. Wer zu Blasenentzündungen neigt, sollte außerdem direkt nach dem Geschlechtsverkehr auf die Toilette gehen, heißt es in einer Patientenleitlinie der Universität Witten/Herdecke. Auch Kälte (etwa ein nasser Badeanzug oder kalte Füße) sollte man vermeiden: Möglicherweise wird die Harnblase dann schlechter durchblutet, so dass die Anfälligkeit steigt. Ansonsten gibt es eine Reihe nicht-verschreibungspflichtiger Mittel zur Prophylaxe: Unter anderem kann Mannose, eine Zuckerart, Bakterien binden und so möglicherweise verhindern, dass sich Erreger an die Blasenschleimhaut anheften.

Pflanzliche Mittel – etwa Kapuzinerkresse, Meerrettich und Bärentraubenblätter – werden in der ärztlichen Leitlinie ebenfalls als Option genannt. „Auch Rosmarin und Thymian eignen sich gut zum Vorbeugen“, sagt der Urologe Marghawal.  Unklar ist, ob Cranberries eine schützende Wirkung haben. Die Studienlage dazu ist widersprüchlich, Patienten berichten aber öfters über positive Erfahrungen. Es gibt noch weitere Optionen, etwa eine Art Impfung, die seit 2004 auf dem Markt ist. „Die Ergebnisse sind allerdings durchwachsen“, so Marghawal. Von den gesetzlichen Krankenkassen wird die Impfung nicht bezahlt.

Hilft alles nichts, kann der Arzt auch prophylaktisch ein Antibiotikum verschreiben.

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