Bundesnetzagentur-Präsident Müller spricht im Interview über die Krise der E-Mobilität und den Niedergang der Elektromobilität.
Bundesnetzagentur-Präsident„Tanken von Strom muss so handhabbar sein wie von Benzin“
Die Bundesnetzagentur blickt mit Sorge auf den Niedergang der Elektromobilität in Deutschland. Was müsste passieren, damit die Verkehrswende wieder in Schwung kommt? Drei Antworten zur Elektromobilität von Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller im Gespräch mit Tobias Schmidt.
Herr Müller, die Deutschen kaufen kaum E-Autos. Irritiert Sie das?
Festzuhalten ist: Weltweit und in Europa werden immer mehr E-Autos gekauft. In Deutschland ist die Entwicklung gegenteilig. Das kann einem zu denken geben. Denn die Zukunftsmärkte in China und anderswo sind elektrisch. Wenn die deutsche Industrie den weltweiten Trend nicht bedienen kann, werden wir bald viel weniger Autos dahin exportieren. Das wäre keine gute Nachricht für den Standort.
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Die Autoindustrie sagt, in Deutschland fehlen Ladesäulen. Die Energiewirtschaft sagt: Es fehlen erschwingliche E-Autos mit akzeptabler Reichweite. Woran liegt Ihrer Ansicht nach der Einbruch beim E-Auto-Absatz?
Beide Blickwinkel sind legitim, aber auch interessengeleitet. Jeder sollte sich an die eigene Nase fassen: Die Bundesnetzagentur unterstützt gerne Netzbetreiber, die in Ladesäulen investieren. Aber es stimmt auch: Die deutsche Autoindustrie setzt traditionell eher auf Premiumprodukte. Wir sehen, dass sie kämpfen muss, um die Marktanteile, die sie mit dem Verbrenner auch in anderen Segmenten hat, halten zu können, weil derzeit das Angebot preiswerter E-Autos Made in Germany überschaubar ist.
Ist E-Mobilität am Ende des Tages nicht doch nur etwas für Hausbesitzer, die ihre Stromer preiswert daheim aufladen können?
Keine Frage: Hausbesitzer mit Wallbox können ihr E-Auto signifikant preiswerter aufladen als jemand, der auf öffentliche Ladesäulen angewiesen ist. Aber die Lade-Infrastruktur wächst stetig. Und das Bundeskartellamt wird sehr genau hinschauen, ob es zu Wettbewerbsverzerrungen kommt. Und es kann nicht sein, dass man eine stärkere Brille braucht, um an den Ladesäulen den Kilowattstundenpreis erkennen zu können, oder zehn Minuten braucht, um das Kartenmodell zu verstehen. Wenn das Stromtanken nicht genauso handhabbar wie das Tanken von Benzin und Diesel wird, dann wird es die E-Mobilität schwer haben.