Köln – Gepanzerte Autos, Polizisten mit Maschinenpistolen und höchste Sicherheitsvorkehrungen. So sah es vor zehn Jahren aus, als B. mit dem Hubschrauber zum Landgericht gebracht wurde. Wie sich die Zeiten ändern. Am Montag musste der ehemalige Kölner Rotlicht-Pate wieder auf die Anklagebank. Doch als gefährlich stufen die Sicherheitsbehörden den 40-Jährigen offenbar nicht mehr ein. Der Prozess findet zwar in einem abgetrennten Bereich statt, doch ein Großaufgebot der Polizei war nicht vor Ort.
Der Ex-Unterweltgröße wird unter anderem vorgeworfen, einen florierenden illegalen Handel mit Dopingmitteln im In- und Ausland betrieben zu haben. Dabei sollen größere Mengen Anabolika umgesetzt worden sein. Außerdem soll B. im großen Stil mit Rauschgift gehandelt haben. Kurz nach der Prozesseröffnung verkündete der Vorsitzende Richter, dass eine Schlüsselfigur in dem Verfahren in den Niederlanden im Gefängnis sitzt und keine Aussage machen will. Dieser Mann war ein Kontaktmann von B. und wurde von zwei Polizisten aus Mönchengladbach auf der Autobahn bei Niehl mit fünf Kilogramm Marihuana im Kofferraum festgenommen.
„Ich bin verloren und verkauft“
Dieser Mittäter erhebt den Vorwurf, die Polizei in Mönchengladbach habe ihn nach der Festnahme getäuscht und so zu einer umfassenden Aussage veranlasst. Ein Beamter habe ihm zugesichert, er bekomme einen Strafrabatt, wenn er auspacke. Große Teile der Anklage gegen B. beruhen auf der Aussage des Festgenommenen. In mehreren Schreiben beschwert sich der Mann nun bei den Sicherheitsbehörden: „Ich bin verloren und verkauft. Es ist ein Skandal.“ Die zuständigen Personen sollten sich an die Absprachen halten. Nun will der Beschuldigte, ein ehemaliger gut situierter Bankkaufmann, vermutlich aus Verärgerung nicht mehr mit der Polizei und dem Gericht sprechen. „Wir kamen nicht an ihn heran“, teilte die Polizei in Maastricht dem Gericht in Köln mit.
Der zuständige Kripobeamte aus Mönchengladbach bestritt gestern im Zeugenstand, dem Kontaktmann von B. einen Strafrabatt versprochen zu haben. „Es gab keine Versprechungen für Vergünstigungen“, betonte der Beamte. Ansatzweise habe der Polizist mit dem Beschuldigten über das Thema gesprochen und betont, dass nur der Richter über das Strafmaß entscheide. In einem Gespräch in der JVA habe sich der Festgenommene für die Anschuldigungen entschuldigt, betonte der Ermittler. Die Anwälte von B., Gottfried Reims und Ingo Thiee, wollten sich mit den Äußerungen des Polizisten nicht zufrieden geben und fordern eine weitere Aufklärung. Möglicherweise stehe sogar eine Anstiftung zur Falschaussage im Raum. Reims sprach von einer „zerbrechlichen Anklage“, die sich nur auf die pauschale Aussage eines Zeugen stütze. Für den Prozess sind 14 Verhandlungstage vorgesehen - Fortsetzung morgen.