Von den Zwängen des Alltags hat sich Udo Zerfowski schon vor 24 Jahren verabschiedet. (Bild: dpa)
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MECHERNICH - Udo Zerfowski ist kein Einsiedler, auch wenn man auf diese Idee kommen könnte. „Öko-Udo“, wie er auch genannt wird, freut sich über Besuch, erzählt gerne. Der Mann ist ein Aussteiger jenseits von La Gomera, Mallorca und Ibiza. Er lebt bei Mechernich in der Eifel.
Vor langer Zeit hat er sich von den Zwängen des Alltags verabschiedet und sich eine „Hexenhaus-Idylle“ im Wald eingerichtet. Vor 24 Jahren stieg er aus, geistig und körperlich krank von einem Leben, das nicht seins war. Heute wirkt er kraftvoll und jünger als 66 Jahre.
Sein Zuhause wäre die ideale Kulisse für die Verfilmung von Hänsel und Gretel. In einem dunklen Waldstück geht es über ein Brückchen zu einem grün schillernden Teich. Es riecht nach Holzfeuer.
„Ich hatte Depressionen, war körperlich und seelisch krank. Hatte chronische Erschöpfungszustände“, erinnert er sich draußen an dem grob gezimmerten Tisch. Darauf steht eine Kaffeekanne mit einem Strauß gelbem Gilbweiderich. Den hat seine Frau beim letzten Besuch gepflückt. Bäume und Sträucher schlucken viel Tageslicht.
Heute fühlt er sich im Einklang mit sich und der Natur. Das war er damals nicht. Da hat er Straßen gebaut, beim damaligen Landesstraßenbauamt in Köln. Als Technischer Angestellter half er zerstören, was er liebte, die Natur. Und dann gab es eines Tages diese Entenfamilie. Aufgeschreckt von den Baumaschinen flüchtete die Mutter mit ihren Kindern über den noch frischen, heißen Asphalt. „Öko-Udo“ zerriss es fast das Herz.
Es waren viele Dinge, die ihn krank machten, auch das Leben in der Stadt. Nach einer Odyssee durch Arztpraxen und Kliniken kam die Erkenntnis: „Du kannst nur so leben wie früher als Kind in Ostpreußen und im Bergischen Land, an einem Bach und mit der Natur.“ Auf der Landkarte wählte er verschiedene Bäche aus und fuhr sie mit dem Fahrrad bis zur Mündung ab. In der Nähe des Freilichtmuseums Kommern fand er seinen Platz. Ein idyllisches Fleckchen Erde mit Eichen bewachsen, mit einer Quelle, mit Teich, ganz nah an einem Dorf und doch weit genug weg. Kindergartengruppen, Schulklassen und Naturschutzgruppen besuchen ihn, um zu sehen, wie einfach man leben kann. Er zeigt ihnen die Pflanzen, erklärt die Vogelwelt und wie wichtig es ist, gut mit der Erde umzugehen.
Er stellt ihnen Lotte und Schalk vor, seine zwei kräftigen Kaltblutpferde, mit denen er gelegentlich mit einem Freund in der Holzernte arbeitet. Er zeigt den Besuchern seine Streuobstwiese mit dem Gemüsebeet.
Seine Frau und seine drei nun erwachsenen Töchter blieben im „normalen Leben“, besuchen ihn aber regelmäßig. Die Töchter waren es auch, die ihn mit einem Handy ausstatteten - „falls mal was ist“. Er kann aber auch gut ohne sein und deshalb ist es oft aus. (dpa)