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Ist der Döppekooche ein jiddisches Rezept?

Lesezeit 3 Minuten

EIFELLAND. Unter der Qualitätsmarke „Eifel“ werben Gastronomen jetzt mit einen Eifeler Döppekooche. Aber ist der Döppekooche wirklich ein original Eifeler Gericht? Oder ist er gar jiddischen Ursprungs?

Als Ingrid Wahlen aus Mechernich das Döppekooche-Rezept las, schoss es ihr durch den Kopf, dass es sich dabei um ein jüdisches Gericht handelt, das in Mechernich noch einigen älteren Damen unter der Bezeichnung „Kurrel“ bekannt ist.

Ingird Wahlen kennt Kurrel von ihrer Großmutter, diese wiederum vor ihrer Mutter. Ihres Wissens nach haben Eifeler Mädchen, die bei jüdischen Familien arbeiteten, das Rezept übernommen. Wie der Döppekooche braucht man unter anderem viel grob geriebene Kartoffeln, Zwiebeln, Speck und Eier. Die jüdische Variante enthält, weil dies nicht koscher wäre, keinen Speck. Stattdessen wird „Kurrel“ mit Backpflaumen zubereitet.

Anton Könens Mutter

backte „Kurrel“

Die Mutter von Mechernichs Heimatforscher Anton Könen arbeitete in Köln bei einer jüdischen Familie. Auch sie backte ein solches Rezept, während ihre fünf Schwestern, die nicht bei Juden arbeiteten, kein „Kurrel“ auf den Tisch brachten.

Auch Günter Conrads wusste Ähnliches aus Mechernich zu berichten. Seine aus Ostpreußen stammende Frau kannte das Gericht aus ihrer Heimat. Dort ist „Kuggel“ ein Kartoffelkuchen aus geriebenen Kartoffeln, Spirgel (Speck oder gebratenes Dürrfleisch), Zwiebeln und Sahne.

In „The Romantic Career of a Twice Born Jewess“ (Die romantische Karriere einer zwei Mal geborenen Jüdin) schildert Oliv Deane Finestone ihre Erinnerungen an die Sabbath-Vorbereitungen ihrer Mutter in Russland, mit dabei: „the pudding called kuggel“, den Nachtisch, Kuggel genannt.

In pikanter oder auch süßer Variante taucht „Kuggel“ in verschiedenen jüdischen Rezepten unter diversen Schreibweisen auf: „Kuggle“, „Potato Kuggle“ oder „Kugel“. Für „Kugel“ taucht im Internet die Erklärung „jiddische Nachspeise“ auf, „Kuggle“ wird als gebackene Kartoffel-Nachspeise definiert. Bei der jüdischen Gemeinde in Mainz ist das Gericht ebenfalls bekannt, diesmal als „Kiggel“ und wieder abgewandelt mit Nudeln. Dort meinte man: „Kiggel müssen Sie probieren.“

Dort wusste man auch, dass im Hunsrück und in der Eifel jiddische Wörter in den Sprachgebrauch übernommen wurden und unbewusst teils heut noch in Gebrauch sind. „Kurrel“, das in Eifel Platt für Kugel steht, könnte vielleicht auch von einer runden Backform für „Kuggel“ abgeleitet sein.

Bei der jüdischen Gemeinde in Mainz führte man „Kiggel“ auf die Kugelform zurück. Von dort faxte man uns ein neuartiges „Kiggel“-Rezept, genannt „Pikante Nudel-Kugel“.

Es wäre sehr schön“, meint Ingrid Wahlen, „wenn Kurrel im Gedenken an die hier einst lebenden Juden auf der Speisekarte angeboten werden könnte.“

Ist „Kurrel“ nun wirklich der Vorläufer des Eifeler Döppekooche?