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Kölsch in den USA„Ein Kompliment für unser Kölsch“

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Colorado-Kölsch, gekauft in Amerika. (Bild: privat)

Colorado-Kölsch, gekauft in Amerika. (Bild: privat)

Köln – Wer in die Ferne reist, freut sich gewöhnlich auf das Unbekannte, das Exotische. Doch als ein Kölner auf seiner USA-Reise plötzlich Bierdurst verspürte, traute er seinen Augen nicht. Statt eines amerikanischen Gebräus sah er im Supermarkt etliche Kartons mit Kölsch. „Colorado Kölsch - German-Style Ale“ steht auf den knallig bunten Verpackungen. Bei solchen Entdeckungen kennt die kölsche Toleranz Grenzen: Dürfen die dat, die Amerikaner? Einfach unser Bier brauen?

Fakt ist, dass Kölsch eine geschützte regionale Spezialität ist. In der Europäischen Union genießt das helle Obergärige eine ebenso gesicherte Herkunftsbezeichnung wie etwa Champagner oder Cognac. Und dann gibt es noch die Kölsch-Konvention aus dem Jahr 1985: Demnach muss Kölsch ausschließlich in Köln hergestellt werden - es sei denn, Brauereien von außerhalb haben schon vor Inkrafttreten der Konvention Kölsch gebraut.

Doch im Ausland scheint das nicht sonderlich zu interessieren: In Blumenau, eine Kolonie deutscher Einwanderer in Brasilien, wird „Eisenbahn-Kölsch“ gebraut. Auf der Webseite wird es unter anderem zu Austern, Hummer und Räucherlachs empfohlen.

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Zwar ist Kölsch eine geschützte Spezialität, doch gilt diese Verordnung nur innerhalb der Europäischen Union. Das wissen offenbar auch die Bierbrauer in Übersee. Und die Kölsch-Konvention greift bislang nur hierzulande: In Wiehl, wo schon seit Generationen „Zunft Kölsch“ gebraut wird, ist alles in bester Ordnung. Als aber etwa die Marke „Kurfürsten“ nicht mehr in Bonn gebraut wurde, hatte das weit reichende Folgen: Ein anderes Unternehmen, das einige Jahre später das helle Obergärige brauen wollte, durfte sein Produkt nicht mehr Kölsch nennen. Es bekam den Namen „Bönnsch“.

Dass im Ausland Kölsch gebraut wird, sehen die heimischen Brauer mit einem lachenden und weinenden Auge: „Eigentlich ist es ja verboten, aber es ist ein Kompliment für unser Kölsch“, sagt Heinrich Becker, Vorstand des Kölner Brauerei-Verbands und geschäftsführender Gesellschafter der Privatbrauerei Gaffel. „Sie wollen es kopieren, aber das können sie sowieso nicht.“ Becker sagt, dass eine Klage gegen die Ami-Brauer in Colorado keinen Sinn mache. Würde in London aber jemand plötzlich Kölsch brauen, wären juristische Schritte unvermeidbar. Aus gutem Grund: An der Black Prince Road wird seit einigen Jahren Gaffel Kölsch ausgeschenkt. Da würde ein „englisches Kölsch“ Konkurrenz bedeuten - wenn auch nur auf dem Papier.

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