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Fusion am BiermarktGaffel übernimmt Mühlen-Kölsch

Lesezeit 3 Minuten
Nach seinem Besuch im Kölner Brauhaus "Zur Malzmühle" winkt US-Präsident Bill Clinton (M) am Donnerstag (17.06.1999) kurz vor Mitternacht den vor dem Lokal wartenden Schaulustigen zu, links und rechts sind Sicherheitsbeamte zu sehen. Clinton nimmt an dem am Freitag (18.06.1999) beginnenden G-8-Gipfel teil, bei dem nach dem Kosovo-Krieg die Flüchtlings-Rückkehr, der Wiederaufbau und die Schaffung von Stabilität auf dem Balkan im Vordergrund stehen wird. dpa (Digitale Fotografie) +++ dpa-Bildfunk +++

Das waren Zeiten: 1999 besuchte US-Präsident Bill Clinton das Brauhaus „Zur Malzmühle“. Käme er nächstes Jahr wieder, dann bekäme er ein Produkt aus dem Hause Gaffel serviert.

2021 hatte man noch zugekauft und Sünner übernommen - jetzt gibt die Malzmühle die Markenrechte an ihrer Hauptmarke Mühlen Kölsch ab, ebenso die Produktion. Was bleibt?

Der Kölschmarkt bleibt in Bewegung. Gaffel und die Brauerei zur Malzmühle gehen künftig teilweise gemeinsame Wege. In einer Pressemitteilung sprechen beiden am Dienstag von einer strategischen Partnerschaft, bei der Gaffel die Markenrechte sowie die Produktion und den Vertrieb der Marke Mühlen Kölsch übernimmt. Entsprechende Verträge seien am Montag unterzeichnet worden, berichtete der „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Mitarbeitenden seien am Montag und Dienstag informiert worden.

Weiterhin, so heißt es in der Mitteilung, strebten die beiden traditionsreichen Kölner Familienbrauereien an, in der Organisation gemeinsamer Veranstaltungen sowie im Bereich Einkauf und Logistik zusammenzuarbeiten. Zwei der beliebtesten Kölsch-Brauereien fänden zusammen, um die Sorte Kölsch und die erfolgreichen Marken Gaffel und Mühlen Kölsch nachhaltig zu stärken. Kaufpreis und Details wurden niocht genannt.

Eine Stärkung kann der Kölsch-Markt durchaus gebrauchen. Im abgelaufenen Jahr sank der Absatz auf 1,37 Millionen Hektoliter, wie der Brauerei-verband NRW mitgeteilt hatte. Im Vorjahr waren es noch 1,47 Millionen Hektoliter. Und sonderlich lange ist es noch nicht her, dass sogar noch eine Zwei vor dem Komma stand.

Braustätten werden seit Jahren aufgegeben

Ein Ergebnis: Über die Jahre haben auch große Brauereien ihre Braustätten aufgegeben wie etwa die Dom-Brauerei, die 2002 noch von einem Ausstoß von einer Million Hektolitern geträumt hatte. Die hatte die entsprechend große Küppers-Brauerei in Bayenthal erworben. 2010 stellte die einzige börsennotierte Kölsch-Brauerei die Notierung ein. Und bei einem Absatz von etwa 50.000 Hektolitern gab Dom die Braustätte auf und ließ das Bier im Lohnbrauverfahren bei Erzquell im oberbergischen Wiehl herstellen. 2014 wurden dann Marken- und Lieferrechte an Radeberger verkauft. Zehn Jahre zuvor war bereits Peters aus Monheim zur Radeberger-Gruppe gekommen. Und vor gut einem Jahr hatte Hellers mitgeteilt, die Bierproduktion einstellen zu müssen.

Lange hatten andere Brauereien einen neidischen Blick auf Köln geworfen. Gelegentlich war auch den Einstieg von Brauriesen spekuliert worden, zu einer Übernahme kam es jedoch nicht. In Köln ist der Anteil des margenstarken Fassbiers hoch. Christian Kerner, Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbands, beziffert den auf etwa 40 Prozent. Flaschenbier, um das in Supermärkten ein Preiskampf tobt, kommt entsprechend auf 60 Prozent.

2021 stieg die Malzmühle bei Sünner ein

Doch in der Corona-Pandemie mit den Lockdowns in der Gastronomie wurden die Karten neu gemischt. Das bekam etwa Sünner, die älteste Brauerei Kölns mit Braustätte in Kalk zu spüren. 2021 wurde mitgeteilt, dass die Brauerei von der Malzmühle übernommen werde.

Die Marke wurde erhalten, die Braustätte in Kalk weiter genutzt, alle Mitarbeitenden wurden übernommen.. Mühlen verlagerte sogar die Produktion nach Kalk. Offenbar reichten die Kapazitäten für beide Marken. Die Malzmühle nutzte die frei werdenden Räumlichkeiten am Heumarkt, um den Gastronomie- und den Hotelbetrieb zu erweitern.

„Mühlen gehört im Kölschmarkt zu den beliebtesten Marken“, erklärt Heinrich Philipp Becker, geschäftsführender Gesellschafter der Privatbrauerei Gaffel jetzt. „Wir freuen uns, dass wir dieses imagestarke Kölsch nun begleiten werden. Mit dieser Partnerschaft bündeln zwei traditionsreiche Familienunternehmen ihre Kompetenzen.“

Auch Melanie Schwartz, Geschäftsführerin der Brauerei zur Malzmühle, sieht in der Kooperation einen wichtigen Schritt: „Mit Gaffel haben wir den starken Partner gefunden, der über Erfahrung und Reichweite im Markt verfügt. Wir konzentrieren uns künftig auf unsere selbst betriebenen Gastronomien.“ Dazu gehören am Heumarkt das Brauhaus zur Malzmühle, das Anno 1858 und die MühlenBar sowie der Kölsche Boor am Eigelstein, das Brauhaus Pütz am Rudolfplatz und die Brauwelt Köln. In den Häusern werde es weiter Mühlen-Kölsch zu trinken geben, so Schwartz.

Neben den eigenen Gastronomien werde auch die Sünner Brauerei in Kalk wie gewohnt von der Brauerei zur Malzmühle weitergeführt. Hier werden Sünner Kölsch, Sünner Biere und Bierspezialitäten gebraut. Ebenso werden dort die Premium-Limonade „Kölsches Wasser“ und die hauseigenen Spirituosen produziert.