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75 Jahr-FeierAls der Flughafen Köln/Bonn Geschichte(n) schrieb

4 min
1954 wurde die Querwindbahn in Betrieb genommen. Damals die längste Startbahn in Deutschland

1954 wurde die Querwindbahn in Betrieb genommen. Damals die längste Startbahn in Deutschland

75 Jahre Flughafen Köln Bonn, das sind 75 Jahre voller Geschichten und Geschichte. Wir werfen einen Blick auf die turbulente Historie und ihre Bilder.

 Der 14. September 1955 markiert ein solches historisches Datum. An diesem Tag landete Konrad Adenauer nach mehrtägigen Gesprächen mit der politischen Führung in Moskau, Nikita Chruschtschow und Ministerpräsident Nikolai Bulganin, wieder in Köln/Bonn – als Triumphator. Am Ende dieser Verhandlungen, die auch als „Wodkaschlacht“ in die Geschichtsbücher eingingen, weil während der Unterredungen – wohl mit Kalkül – reichlich Wodka an die deutsche Delegation ausgeschenkt wurde, sagte Chruschtschow zu, die knapp 10.000 verbliebenen deutschen Kriegsgefangenen und Zivilinternierten freizulassen. Zudem einigten sich die Bundesrepublik und die Sowjetunion darauf, diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Die deutsche Delegation hatte sich mit Olivenöl gegen die Wirkung des Wodkas gewappnet und auch reichlich Wasser zwischendurch getrunken, wie später bekannt wurde.

Flughafen ist seit 1994 nach Konrad Adenauer benannt

Köln - Konrad Adenauer - Bei seiner Ankunft am 14.09.1955 auf dem Flughafen Köln-Bonn wurde der Bundeskanzler von einer Mutter begrüßt, deren Sohn noch in Kriegsgefangenschaft ist.

Bei seiner Ankunft am 14.09.1955 auf dem Flughafen Köln-Bonn wurde  Bundeskanzler Konrad Adenauer von einer Mutter begrüßt, deren Sohn noch in Kriegsgefangenschaft war.

Seit 1994 ist der Flughafen Köln/Bonn nach dem ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und früheren Kölner Oberbürgermeister benannt. Er hatte sich in diesen Funktionen stark für die Entwicklung des Flughafens und seine zivile Nutzung eingesetzt. Ehrensache, dass der Airport auch als Regierungsflughafen diente.

„Rosinenbomber“ flogen Kinder für einen Urlaub aus Berlin aus

Kinder steigen aus einem Flieger der US Air Force, der sie im Juli 1956 vom Flughafen Berlin-Tempelhof zum Flughafen Köln-Bonn brachte-

Ein anderes Foto  aus dem Jahr 1956 erzählt von der so genannten „Kinderluftbrücke“, die in den Jahren von 1953 bis 1957 darauf abzielte, bedürftigen (West-)Berliner Kindern einen sorgenfreien Urlaub bei Gastfamilien oder in Ferienlagern in den Flächenländern der Bundesrepublik zu ermöglichen. Es handelte sich überwiegend um Kinder von zuvor aus Ost-Berlin und der DDR nach West-Berlin geflüchteten Familien, die mit den sogenannten „Rosinenbombern“ der United States Air Force und Royal Air Force über die Flugplätze Tempelhof und Gatow nach Westdeutschland gebracht wurden. Die Kinderluftbrücke ist hervorgegangen aus einer Idee von Peter Boenisch, dem damaligen Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR).

Von der Besucherterrasse in ferne Länder träumen

Köln - bei strahlendem Sommerwetter genießen Sonntags-Ausflügler unter Sonnenschirmen auf der Terrasse des Köln-Bonner Flughafens die Aussicht auf die Start- und Landebahn - Foto vom 21.08.1955

Bei strahlendem Sommerwetter genießen am 21. August 1955 Sonntags-Ausflügler unter Sonnenschirmen auf der Terrasse des Köln-Bonner Flughafens die Aussicht auf die Start und Landebahn, die nur mit einem Jägerzaun abgetrennt ist.

Überhaupt war der Flughafen in dieser Zeit ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Flüge waren teuer, aber das Vergnügen von der Besucherterrasse die Starts und Landungen der Maschinen zu verfolgen und sich ein wenig in fremde Länder zu träumen, war erschwinglich. Entsprechend begehrt waren die Plätze. Im Mai 1983 erlebten 300.000 Menschen die Landung des NASA Space Shuttle „Enterprise“ huckepack auf einer speziellen Boeing 747 auf dem Flughafen Köln/Bonn. Zuvor hatte das Gespann zweimal den Dom umkreist. Sogar das Rollfeld wurde damals für die Neugierigen freigegeben.

NASA-Spaceshuttle war die Attraktion

Im Mai 1983 besuchte eine NASA-Delegation Köln/Bonn mit dem Space Shuttle Enterprise. Mehr als 300.000 Besucher beobachteten die Landung bzw. besichtigten die Raumfähre, die auf den Rücken einer Boeing 747 montiert war. - Foto vom 20.05.1983

Flughafen Im Mai 1983 besuchte eine NASA-Delegation Köln/Bonn mit dem Space Shuttle Enterprise

Der Airport vor den Toren der Domstadt war der einzige deutsche Flughafen damals, dessen Rollbahn lang und breit genug war, um als möglicher Notlandeplatz für die Enterprise zu fungieren, weltweit hatte die NASA 60 Notlandeplätze ausgemacht. Zu einer Notlandung in Köln kam es dann in den Folgejahren nicht mehr. Das Space Shuttle Programm wurde 2011 eingestellt. Große Flieger haben immer wieder für einen Ansturm auf den Flughafen gesorgt. Die Concorde beispielsweise bei ihrer ersten Landung 1984 in Wahn oder auch am 8. März 2019 eine Antonov 124, das mit einer Spannweite von 73,3 Metern und 69,1 Metern Länge größte Frachtflugzeug der Welt. „Unsere Besucherterrasse ist zum Bersten voll“, sagte damals eine Flughafensprecherin der Rundschau. In den Folgejahren brachte der gigantische Frachter unter anderem Millionen von Corona-Schnelltests aus dem chinesischen Zhengzhou nach Köln-Wahn.

Flughafen ist an Silvester Treffpunkt für Hundehalter

1961 wurde der erste Dutyfree-Shop im Flughafen Köln/Bonn eröffnet

Beliebt ist der Flughafen seit einigen Jahren auch bei Hundehaltern, die sich dort an Silvester einfinden, nicht um zu verreisen oder jemanden abzuholen, sondern um den Jahreswechsel böllerfrei zu verbringen und ihren Tieren Angst und Stress zu ersparen. Im vergangenen Jahr waren es nach Medienangaben hunderte Frauchen und Herrchen, die das Angebot des Airports nutzten. „Mein Name ist Bond, James Bond“ ist wohl eines der bekanntesten Filmzitate der Welt. In Abwandlung dieses Spruchs werden seit März diesen Jahres wieder Passagiere am Flughafen Köln-Bonn mit „Willkommen in Bonn, Köln-Bonn“ begrüßt.

Die Stimme stammt von Frank Glaubrecht, der deutschen Synchronstimme des Schauspielers Pierce Brosnan, der den Geheimagenten 007 seiner britischen Majestät in vier Kinofilmen zwischen 1995 und 2002 verkörperte. Zum ersten Mal war die James Bond-Ansage 2007 in den Terminals des Airports zu hören gewesen, während der Corona-Pandemie war sie eingestellt worden, sagte ein Flughafensprecher auf Anfrage der Rundschau. „Seitdem sind wir regelmäßig von Passagieren auf diesen besonderen Willkommensgruß angesprochen worden – verbunden mit dem Wunsch, die Ansage wieder abzuspielen, weil er bei den Gästen ein Heimatgefühl auslöse“, so der Sprecher weiter.