Ab Mitte Februar bezugsfertigKita für Alfter riecht nach frischem Holz

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Aus viel Holz ist der neue Kindergarten am Rathaus von Alfter gebaut. Landrat Sebastian Schuster und Bürgermeister Rolf Schumacher stellten ihn vor.

Aus viel Holz ist der neue Kindergarten am Rathaus von Alfter gebaut. Landrat Sebastian Schuster und Bürgermeister Rolf Schumacher stellten ihn vor.

Viel Holz und Barrierefreiheit sind die Vorzüge des neuen Kindergartens am Rathaus von Alfter. Mitte Februar geht er - mit erheblicher Verspätung - in Betrieb.

Der Duft von frischem Holz strömt durch die weitläufigen, lichtdurchfluteten Räume. Noch liegen Kabelrollen und Baumaterialien auf den Fußböden, und einige Handwerker sind zugange. Doch die Gäste, die Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher (CDU) – darunter seine Parteikollegen Landrat Sebastian Schuster und der Landtagsabgeordnete Oliver Krauß sowie Vorsitzende der Ratsfraktionen – in die neue Kindertagesstätte am Rathaus in Oedekoven eingeladen hatte, waren so fasziniert, dass sie sich vorstellen konnten, als Wohngemeinschaft in die modernen Räume einzuziehen. Einziehen werden in die neue Kita jedoch ab Mitte Februar die ersten 20 von 75 Mädchen und Jungen, wie Bürgermeister Schumacher an diesem Montag erklärte.

Damit wird die Einrichtung eineinhalb Jahre später als geplant fertig. Für viele Eltern bedeutete dies eine enorme Geduldsprobe: „Alle waren zum Glück sehr kulant und hatten Verständnis für die Umstände, denn auch sie wissen, was in der Welt los ist“, so Schumacher. „Modern und nachhaltig“ in Holzbauweise entstand der neue Kindergarten, für den Architekt Stawros Chatzoudis aus Hürth verantwortlich zeichnet.

„Ein Traum wurde wahr, ich bin ein Holzbaufan“, freute sich Rolf Schumacher. Im Bauen mit Holz lag aber auch ein Problem für die Verzögerungen. Neben der Corona-Pandemie mit vielen erkrankten Fachkräften kamen 2022 Engpässe bei der Beschaffung von Baumaterialien hinzu. Zudem waren Bauarbeiter nach der Flutkatastrophe im Ahrtal tätig. „Dies hatte Vorrang vor dem Weiterbau des Kindergartens“, erklärte Schumacher.

Doch nun ist die Kita so gut wie fertig. Die Gruppenräume sind mit modernen Holzmöbeln und Spielsachen eingerichtet. Die Außenanlagen mit einer Rutsche und einer Matschanlage verlocken bereits zum Spielen. Es fehlen noch Garderoben und die Kücheneinrichtung. Sie sollen in den kommenden Wochen folgen. „Wir wollten ein Signal setzen, dass es jetzt endlich losgeht“, betonte Sozialamtsleiter Markus Jüris.

Notgruppe aus Witterschlick zieht zuerst nach Oedekoven

Zunächst zieht eine Notgruppe mit 20 Kindern ein. Diese ist derzeit in Witterschlick in der Esserstraße im ehemaligen Kindergarten der Arbeiterwohlfahrt „Buntstifte“ untergebracht. Bis zum Sommer sollen dann alle Gruppen belegt sein. Vorgesehen sind 22 Plätze für Unterdreijährige, 53 für Mädchen und Jungen ab drei Jahren bis zum Vorschulalter.

Zwölf pädagogische Fachkräfte werden gemeinsam mit Leiterin Claudia Rosenbaum und ihrer Stellvertreterin Gudrun Rosendahl die Kinder betreuen. Auch wenn der Markt an Kita-Personal laut Gemeinde Alfter derzeit leer gefegt ist und händeringend nach Fachkräften gesucht wird, hatte die Verwaltung nach eigenem Bekunden keine Probleme, alle Plätze für Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen zu besetzen: „Wir haben ein motiviertes Team gefunden. Wir konnten damit punkten, dass es unsere Mitarbeiterinnen schätzen, eine Kita neu aufzubauen. Und auch das nachhaltige, innovative Konzept hat viele überzeugt“, betonte Markus Jüris.

Das gilt nicht nur für die Baumaterialien, sondern auch für die Energiegewinnung, wie Bürgermeister Schumacher erläuterte: „Wir sind nicht mehr abhängig vom Gas aus anderen Ländern, wir erzeugen unsere Wärme über eine Wärmepumpe und eine hauseigene Fotovoltaikanlage selbst.“ Laut Markus Jüris ist die komplette Kita trotz der topografischen Herausforderung und verschiedener Etagen barrierefrei. Durch einen Aufzug sei sie rollstuhlgerecht: „Wir bieten Inklusionsplätze ab dem ersten Lebensjahr an“, betonte der Sozialamtsleiter. Noch trägt die „Kita am Rathaus“ einen Arbeitstitel, was sich aber laut Jüris ändern soll. Die Benutzer der Einrichtung sollen über einen kindgerechten Namen nachdenken.

In Gielsdorf zieht sich das Bistum als Träger zurück

Bürgermeister Schumacher erinnerte noch einmal daran, wie hoch der Druck war, neue Betreuungsplätze zu schaffen: „Alfters Einwohnerzahl ist in den vergangenen Jahren um zehn Prozent gestiegen, ohne dass wir Neubaugebiete ausgewiesen haben. Meistens kommen junge Familien mit Kindern, die bei uns auf der Rathaustreppe stehen und händeringend nach Kita- und OGS-Plätzen fragen.“ Das große Neubaugebiet Buschkauler Feld in Witterschlick wird den Bedarf erneut steigern. Daher wird dort ebenfalls eine viergruppige Einrichtung geplant.

„In allen Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis zeigt sich ein ähnliches Bild, vor allem in der U3-Betreuung“, so Landrat Sebastian Schuster. Laut Schumacher ist derzeit der Bedarf an Kita-Plätzen in der Gemeinde Alfter gedeckt. Zieht der Waldorfkindergarten „Sonnenblume“ vom Schloss in die Lukasgasse um, wird er auf zwei Gruppen erweitert. Sorge bereitet der Kommune die Kita in Gielsdorf, bei der sich das Erzbistum Köln als Träger zurückzieht. Beim Kreis läuft ein Interessenbekundungsverfahren, um einen neuen Träger zu finden, so Landrat Schuster.


Mehrkosten von 400.000 Euro

2021 sollten ursprünglich die ersten Mädchen und Jungen in die neue Kita am Rathaus von Alfter einziehen. Der Termin war für den August 2021 vorgesehen, nachdem schon 2018 vonseiten der Politik für den Neubau grünes Licht gegeben worden war.

Den ersten Spatenstich hatten Bürgermeister Rolf Schumacher und Oedekovens Ortsvorsteherin Brigitte Schächter bereits im Juni 2020 vollzogen. Dann kamen Corona, Baukostensteigerung und Flut.

Die Verzögerung bedeutete Mehrkosten von 400.000 Euro. Somit betragen die Gesamtkosten nun rund 4,9 Millionen Euro. Vom Land gab es Fördermittel von etwa zwei Millionen Euro. Der Kreiszuschuss betrug 1,8 Millionen Euro. Gebaut wurde auf einem gemeindeeigenen Grundstück. (fes)

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