ÖPNVDr Zoch Kütt - aber in Bornheim nur selten

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Dominik Pinsdorf, Ortsvorsteher in Bornheim, am Bahnhof in Roisdorf.

Dominik Pinsdorf, Ortsvorsteher in Bornheim, am Bahnhof in Roisdorf.

Nur einmal pro Stunde werden die Bornheimer Bahnhöfe Roisdorf und Sechtem angefahren. Das sorgt für Unmut und Sorge mit Blick auf Karneval. 

Wer von Bornheim mit der Bahn nach Bonn oder Köln kommen möchte, muss derzeit Geduld mitbringen. Diese Eigenschaft ist grundsätzlich für Pendler und Reisende, die den Öffentlichen Personennahverkehr nutzen, von Vorteil. Aktuell ist sie aber ganz besonders gefragt: Nur einmal pro Stunde je Richtung werden die Bahnhöfe Roisdorf und Sechtem angefahren - bis voraussichtlich März. 

Grund dafür sind Bauarbeiten im Rechtsrheinischen: Die Linie RB 48 fällt zwischen Köln Hauptbahnhof und Bonn Hauptbahnhof/ Bonn-Mehlem „aufgrund umfangreicher Bauarbeiten auf der rechten Rheinseite und damit einhergehenden, notwendigen Umleitungen über die linke Rheinstrecke leider aus“, so die National Express Rail GmbH. Damit bleibt für Nutzer des ÖPNV nur die RB 26, die Mittelrheinbahn, um in die großen Städte zu kommen. 

Stadtbahnen 16 und 18 keine guten Alternativen

„Man darf Bornheim nicht vergessen“, sagt Dominik Pinsdorf, Ortsvorsteher in Bornheim, der auf diesen Zustand aufmerksam macht. Es mache einen großen Unterschied, ob drei Züge die Stunde pro Richtung fahren oder wie derzeit nur ein Zug pro Richtung und Stunde. „Eine Alternative, auf die Linie 18 auszuweichen, ist auch nicht gerade vielversprechend, weil diese bereits in Bornheim-Walberberg und dann bis Klettenberg im Berufsverkehr momentan überfüllt ist. Die Linie 16 ist für das Vorgebirge und deren Fahrgäste keine wirkliche Alternative“, führt Pinsdorf weiter aus. 

Auch Oliver Krauß, Mitglied des Landtags für die CDU und Sprecher seiner Fraktion für Verkehr, hat sich zu Beginn des Jahres dem Thema angenommen. „In Roisdorf und Sechtem halten keine Züge der Deutschen Bahn. Ich habe den Eindruck, dass sich die Deutsche Bahn mehr darum kümmern würde, wenn auch ihre Züge dort fahren würden“, erläutert Krauß. Während der RB 26 von der Trans Regio Deutsche Regionalbahn GmbH betrieben wird, werden die Linien RB 48 und RE 5 von der National Express Rail GmbH betrieben.

Da die Deutsche Bahn aber Infrastrukturbetreiber sei, habe sich Krauß mit seinem Anliegen an sie gerichtet. Genauer habe er mit dem Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn AG für das Land NRW über diese Thematik gesprochen, auch vor dem Hintergrund der bevorstehenden Karnevalstage. Der habe ihm zugesagt, sich mit der Sache zu befassen.

RB 48 entfällt bis März, RE 5 mit zusätzlichen Halten?

Der Deutschen Bahn ist die Problematik ebenfalls bewusst: „Klar ist: Sowohl die rechte als auch die linke Rheinstrecke sind hochausgelastete Korridore und werden – bei Sperrungen der jeweils anderen Strecke – als Umleitungsstrecken genutzt“, so eine Sprecherin der Bahn. Grundsätzlich versuche die DB im Rahmen der Baustellenplanung die Auswirkungen auf die Züge so gering wie möglich zu halten, erklärt sie weiter.

2022 wurden in einem ähnlichen Szenario zusätzliche Halte der RE 5 in Bornheim eingerichtet. Diese Möglichkeit sei im Zuge der Baustellenplanung geprüft worden, führt die Sprecherin der Deutschen Bahn auf Nachfrage an: „Da sich durch die zusätzlichen Stopps die Fahrzeit verlängern würde und sich damit auch die Anschlussmöglichkeiten für Fahrgäste reduzieren würden, wird dieses Konzept während der aktuellen Sperrung nicht umgesetzt.“

„Der RE 5 ist zwingend mit festen Zeiten in die Knoten Köln und Koblenz eingebunden“, weiß auch Frank Heilmann von Pro Bahn Rheinland. „Die früher einmal eingelegten Zusatzhalte des RE 5 konnten deshalb stattfinden, weil das Fahrplanschema seinerzeit außer Kraft gesetzt war, und der RE 5 dann in Bonn Hbf gebrochen wurde und beispielsweise in der Zeit kein Fernverkehr über die linke Rheinstrecke fuhr“, erklärt er.

„Auch wir sind mit der Situation sehr unzufrieden“, so Heilmann weiter. Die gesamte Lage im Großraum Köln könne als desolat bezeichnet werden und werde durch die „unerträgliche Baustellensituation“ noch weiter verschärft. Pro Bahn sehen sich „aber nicht als entscheidende Akteure zur Verbesserung der Situation.“

Sorgenvoller Blick auf die Karnevalstage

Die Mittelrheinbahn RB26 ist aktuell die einzige Bahn, die die Bahnhöfe Roisdorf und Sechtem in Bornheim anfährt.

Die Mittelrheinbahn RB26 ist aktuell die einzige Bahn, die die Bahnhöfe Roisdorf und Sechtem in Bornheim anfährt.

„Wir machen uns Sorgen, dass die Kapazitäten hinten und vorne nicht ausreichen. Gerade zu Karneval. Das ist auch ein Sicherheitsthema“, so Oliver Krauß. „Wir wollen nicht, dass die Leute besoffen fahren“, erklärt er. Daher müsse Druck ausgeübt werden, um eine Lösung voranzutreiben. Als alternative Route für den ÖPNV in die Domstadt führt Krauß den Weg über das Rechtsrheinische an, „aber das ist sehr viel umständlicher“.  

„Ich muss es so hinnehmen, dass es bis März so läuft. Was mich aber stört: Karneval hat keiner auf dem Schirm“, merkt Pinsdorf sorgenvoll an. Der Zweckverband Go.Rheinland hat nun mitgeteilt, an den Karnevalstagen zusätzliche Züge in der Region fahren zu lassen. „Am Samstag und Sonntag wird es bei der RB 26 mehrere Stärkungen geben, von Zwei- auf Dreifachtraktion. Mehrere Fahrten können also mit drei statt zwei Zugteilen stattfinden“, erklärt Benjamin Jeschor, stellvertretender Pressesprecher von Go.Rheinland. 

„Uns ist es bewusst, dass es ein Problem ist, gerade in der Karnevalszeit“, so Jeschor. Bei den Bauarbeiten, den Umleitungen und Ausfälle handele es sich um Planungen, bei denen nicht immer auf jede lokale Gegebenheit Rücksicht genommen werden könne. „Geplant wird von den DB-Kollegen. Da haben wir wenig Einflussmöglichkeiten, auch wenn uns bewusst ist, dass das für unsere Fahrgäste eine große Einschränkung ist an den jecken Tagen und wir das auch bedauern“, sagt Jeschor. 

Zusätzliche Busse als Lösung für die Karnevalstage?

Eine Dreifachtraktion sei zwar besser, löse aber nicht das Problem am Weiberfastnacht, erläutert Ortsvorsteher Pinsdorf. „Das ist ein Angebot, aber nicht befriedigend, weil die Züge trotzdem überfüllt sein werden.“ Es gehe um die Taktung, nicht um das Kapazitätsangebot. „Ich glaube, das ist ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Pinsdorf.

Das Schienennetz und alles, was mit zusammenhängt, sei ein sehr komplexes System, erklärt Pinsdorf, der gelernte Eisenbahnfahrer ist. „Warum kann man an Karneval nicht zusätzliche Busse organisieren? Um die Massen an Fahrgästen wegzubekommen“, stellt er als mögliche Lösung in den Raum. 

Vor allem Dingen glaube er, dass alle Beteiligten aus diesen Themen lernen müssten. Es kämen noch viele Bauarbeiten auf sie zu. Pinsdorf wünscht sich daher, in zukünftigen Gesprächen Kompromisse zu finden. „Güterverkehr ist wichtig, ich komme aus dem Güterverkehr und habe da vollstes Verständnis für, aber man darf die Fahrgäste nicht abkapseln“, so der Ortsvorsteher.

Er müsse sich „Gott sei Dank“ nicht mit dem möglicherweise erhöhte Fahrgastaufkommen in der kommenden Woche auseinandersetzen, weil er an den Karnevalstagen Homeoffice mache und nicht nach Köln unterwegs sei. „Das schreckt auch ab, in diesem Zustand nach Köln zu fahren.“ Pinsdorf bleibt Karneval daher in Bornheim und feiert dort die fünfte Jahreszeit. 

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