Nach Wahl in BornheimRat muss sich neu sortieren – Wehrend soll auf Heller folgen

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Die Stimmung war getrübt bei Petra Heller und Parteifreunden, als die Ergebnisse am Wahlabend im Rathaus eingingen.

Die Stimmung war getrübt bei Petra Heller und Parteifreunden, als die Ergebnisse am Wahlabend im Rathaus eingingen.

Bornheim – „Es fühlt sich noch irreal an. So etwas hab ich auch noch nie erlebt.“ Christoph Becker stand auch am Montag noch unter dem Eindruck des Stichwahlabends, an dem der Wahlsieger und künftige Bornheimer Bürgermeister von seiner Familie und von seinem 80-köpfigen Team Becker nach Kräften gefeiert worden war. Lange schlafen war am Montag nicht angesagt, ab 6.30 Uhr galt es, Glückwunschbotschaften zu beantworten. Unterdessen hat die CDU-Fraktion nach dem angekündigten Rückzug der Fraktionsvorsitzenden Petra Heller, die Becker deutlich unterlag, bereits Personalentscheidungen getroffen.

Schon am Nachmittag gab es das erste Treffen mit Bürgermeister Wolfgang Henseler, um Termine abzusprechen. Becker möchte jetzt einige Tage Resturlaub nehmen, sich zwischen der Bezirksregierung Köln und Bornheim aufteilen, wie er sagt. Der Leitende Regierungsschuldirektor muss seinen Posten kündigen, der bisherige Landesbeamte wird Wahlbeamter auf Zeit. Wolfgang Henseler sei er sehr dankbar, dass er sich die Zeit für eine Übergabe nehme: „Uns eint das Interesse, das Beste für Bornheim zu tun“, sagt Becker.

Henseler wolle ihm auch weiterhin als Ratgeber zur Seite stehen. Seine erste Amtshandlung? „Ich möchte zuerst einmal mit den Menschen in der Verwaltung Kontakt aufnehmen, ihre Bereiche kennenlernen und zuhören. Ich möchte mich mit dem Rat besprechen und eine gute Zusammenarbeit begründen. Es soll nicht nur eine Mehrheit durch eine neue ersetzt werden. Ich möchte mich stark machen für die Bürgerbeteiligung, den Beteiligungsrat gründen und eine stärkere Verbindung zu den Bornheimern schaffen.“ Das eindeutige Wahlergebnis sei „ein klares Votum dafür“. Und was sagen die Fraktionen?

CDU: „Die Enttäuschung ist schon sehr groß“, beschreibt es Fraktionsvize Lutz Wehrend, „man muss das jetzt ein bisschen sacken lassen“. Petra Heller habe sehr viel Herzblut und Zeit in den Wahlkampf gesteckt. Wehrend: „Ihr Rückzug vom Fraktionsvorsitz sei ein großer Verlust für die Bornheimer Kommunalpolitik.“ Noch bis 31. Oktober ist die bisherige Ratsfraktion im Amt, aber es gibt bereits Überlegungen, wie die neue Struktur aussehen soll. Demnach soll Lutz Wehrend, der wie Petra Heller in Merten zu Hause ist, neuer Fraktionsvorsitzender werden, Michael Söllheim (Bornheim) sein Stellvertreter, Sascha Mauel (Walberberg) Geschäftsführer, außerdem Charlotte von Canstein (Walberberg), Gabriele Kretschmer (Roisdorf) und Thomas Meyer (Hersel).

Grüne: „Die Deutlichkeit der Wahl kam eigentlich nach dem erstaunlich guten Wahlergebnis in der ersten Runde nicht mehr so überraschend“, kommentiert Fraktionsgeschäftsführer Markus Hochgartz. Die Ökopartei ist im neuen Rat nach der CDU die zweistärkste Kraft und hatte Christoph Becker unterstützt. „Becker ist von seinem Team – immerhin über 80 Menschen aus der Mitte der Bornheimer Bevölkerung – getragen worden. Neben ihm als überzeugendem Kandidaten ist sein Team der Grund für seine deutliche Wahl gewesen.“ Bemerkenswert ist für Hochgartz, „dass Christoph Becker trotz einer um 8 Prozent niedrigeren Wahlbeteiligung im Vergleich zur erste Runde nochmals etwa 1500 Stimmen mehr geholt hat. Die Mobilisierung hat unglaublich gut funktioniert“. Der Rat werde sich neu sortieren müssen: „Die Mehrheit für CDU, FDP und UWG ist mit der Wahl von Christoph Becker endgültig weg und es sollte jetzt darum gehen, wieder zur Sacharbeit zurückzufinden.“ In der vergangenen Legislaturperiode seien die besten Entscheidungen für Bornheim getroffen worden, als noch mit wechselnden Mehrheiten gearbeitet worden sei. Hochgartz: „Es wird sich zeigen, ob auch andere Konstellationen möglich sind. Wichtig ist, dass sich eine konstruktive Mehrheit hinter Becker stellt und ihn bei seiner Arbeit unterstützt. Diese Mehrheit darf beliebig groß sein!“

SPD: Die Sozialdemokraten werten den „beeindruckenden Wahlerfolg von Christoph Becker als eindeutiges Zeichen dafür, dass Kompetenz, Teamgeist und die damit verbundene Herausstellung von Sachthemen die Wählerinnen und Wähler nicht nur angesprochen, sondern auch beeindruckt haben“, fasst es Fraktionschef Wilfried Hanft zusammen. Die SPD sei offen für die nun folgenden Gespräche mit den anderen Fraktionen zu Gunsten einer „gedeihlichen Zusammenarbeit im neuen Stadtrat“.

FDP: „Nach der Kommunalwahl 2020 wird die FDP Bornheim sich wieder auf die Sacharbeit konzentrieren. Christoph Becker muss nun zeigen, wie er seine Zusagen gegenüber den Wählern einhalten will. Hierfür muss er politische Mehrheiten im Rat für seine Positionen und seine Pläne gewinnen“, erklärt Fraktionsvorsitzender Christian Koch.

ABB: „Der Wahlsieg von Herrn Becker war absehbar,“ kommentiert Einzelratsmitglied Paul Breuer. „Auch nach abgeschlossener Bürgermeisterwahl bleibt es dabei, keine der Parteiengruppen CDU/FDP/UWG und Grüne/SPD/Linke hat inklusive der Bürgermeisterstimme eine Mehrheit im Rat. Auch das war eines unserer Wahlziele.“

Die Aktiven Bürger Bornheim haben zukünftig drei Sitze im Rat und damit Fraktionsstatus, können aber, wie Breuer erklärt, „nichts alleine durchsetzen“. Dasselbe gelte aber auch für die Parteiengruppen. Breuer: „ Unser Anliegen im Rat ist es, möglichst viele Teile unseres Wahlprogramms zu verwirklichen. Das geht jedoch nur mit der Hilfe anderer Fraktionen. Wir sind aber offen nach allen Seiten. Wenn man mit uns über Mehrheitsbildungen beziehungsweise Koalitionen reden will, werden wir solche Gespräche nicht ablehnen.“

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