Insgesamt sollen Zahlungen für fingierte Fälle in Höhe von 70.000 Euro geflossen sein.
ProzessTrio aus Königswinter zwingt Angestellten mit Schlägen zum Versicherungsbetrug

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Vor der 3. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht hat jetzt ein Strafprozess gegen zwei Männer (30, 27) und eine Frau (42) begonnen. Ihnen wird Betrug, Untreue Nötigung, Bedrohung und auch erpresserischer Menschenraub vorgeworfen. Der Haupttäter, ein 30-jähriger Mann aus Königswinter, soll einen Bekannten, der bei einem Versicherungs- und Finanzserviceunternehmen arbeitete, dazu gebracht haben, diverse Versicherungsfälle zu fingieren.
Der Angestellte, gegen den ebenfalls Ermittlungen laufen, soll in der Folge Schadensfälle konstruiert und auch abgerechnet haben. 16-mal sollen dann Summen zwischen 2.616 Euro und 5.000 Euro geflossen sein. In einem weiteren Fall floss allerdings kein Geld.
Ihren Höhepunkt soll die Verbrechensserie aber laut Anklage am 2. Dezember 2022 gefunden haben: Eine 42-Jährige, ebenfalls auf der Anklagebank, soll den Versicherungsangestellten als Lockvogel in ihre Königswinterer Wohnung gelockt haben, wo der Mann dann von allen drei Angeklagten mit dem Tode bedroht worden sein soll. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Trio insgesamt 20 Taten vor; 19 davon sollen aber einzig auf das Konto des Hauptangeklagten gehen.
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Angestellter wusste sich nicht anders zu helfen, als seinen Job zu kündigen
Aber der Reihe nach: Vom 14. März 2021 bis in den Herbst des Folgejahres hinein soll der 30-jährige Hauptangeklagte den Versicherungsmitarbeiter zunächst bedroht und später erpresst haben: Er solle auf Basis von realen Kundendaten seines Arbeitgebers Versicherungsschäden erfinden und abrechnen. Um seinem Begehren Nachdruck zu verleihen, soll er dem Mann zunächst Schläge angedroht haben. Nach den ersten Taten drohte er dann damit, die bereits begangenen Versicherungsbetrügereien anzuzeigen, wenn er für ihn nicht weiter Geld besorge.
Weil der Angestellte gar nicht über die zur Freigabe der Zahlungen erforderliche Regulierungsvollmacht verfügte, brachte er laut Anklage zwei Kolleginnen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen dazu, die Versicherungszahlungen an Konten aus der Familie oder dem Bekanntenkreis des mutmaßlichen Erpressers zu überweisen. Die Summe der geleisteten Zahlungen soll über alle Fälle hinweg über 70.000 Euro betragen.
Offenbar wusste sich der Angestellte irgendwann nicht mehr anders zu helfen, als einen Job zu kündigen. Das hielt den 30-Jährigen aber laut Anklage nicht davon ab, noch mehr zu fordern: Gegen eine letzte Zahlung von 8000 Euro werde er ihn in Ruhe lassen. Der Mann zahlte, wurde jedoch nicht in Ruhe gelassen: Weitere 16.000 Euro, die der Erpresser laut Anklage von ihm wollte, zahlte er jedoch nicht.
Die drei Angeklagten äußerten sich noch nicht zu den Vorwürfen
Daraufhin soll es dann zu dem Showdown in der Königswinterer Wohnung gekommen sein. Laut Anklage entspann sich dort eine skurrile Diskussion über den Wert eines Lebens. 50.000 Euro soll der Entführte zu zahlen bereit gewesen sein. 60.000 sollen die drei Entführer dann gefordert haben. Allerdings hatte der Mann nur ein Portemonnaie mit 45 Euro dabei und so sollen die Entführer versucht haben, dessen Konten per Handy zu plündern. Nach zwei Tranchen à 500 Euro war jedoch das Limit erreicht und die Angeklagten sollen ihr Opfer dann in die Freiheit entlassen haben.
Zum Verfahrensauftakt äußerten sich die Anwälte des Trios – neben Mutlu Günal für den Hauptangeklagten noch Carsten Rubarth für den 27-jährigen Mann und Martin Kretschmer für die 42-Jährige – noch nicht zu den Vorwürfen. Ein Urteil soll frühestens Ende November verkündet werden.

