Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Landgericht BonnApotheke in Flamersheim mit Hammer überfallen - Nun ist das Urteil gefallen

3 min
Über dem Eingang des Gebäudes ist die Aufschrift „Landgericht“ angebracht.

Ein ungewöhnlicher Überfall wurde vor dem Landgericht in Bonn verhandelt.

Ein 41-jähriger Spanier wurde in Katalonien festgenommen. Am Landgericht Bonn kam er mit einer Bewährungsstrafe davon.

Der Spanier, der am 12. Juni 2024 eine Apotheke in Flamersheim überfallen und 195 Euro erbeutet hatte, konnte sein Glück kaum fassen: Die 3. Große Strafkammer des Bonner Landgerichts verurteilte ihn wegen dieses schweren Raubs zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten zur Bewährung. Normalerweise wird eine solche Tat mit mindestens drei Jahren Haft geahndet, bei einem minderschweren Fall, von dem die Kammer hier ausgeht, mit einem bis zehn Jahre.

Der 41 Jahre alte Angeklagte war im Sommer 2022 auf der Suche nach Arbeit aus seinem Heimatland nach Deutschland gereist und nach Jobs im Schwarzwald schließlich in Euskirchen angekommen, wo er auf dem Bau und als Erntehelfer arbeitete.

Nach dem Ende einer kurzen Ehe Trost im Alkohol gesucht

Eine Kurzzeit-Ehe mit einer Frau ging nach heftigem Streit in die Brüche. Er musste ihre Wohnung verlassen und landete auf der Straße, wo er sich das Leben schön trank und auch zu Heroin griff. Er schlief in einer Parkanlage in Euskirchen und war „in desolater Verfassung“, so Kammervorsitzende Claudia Gelber, als er am Morgen des 12. Juni vergangenen Jahres Geld für Drogen brauchte.

Der Mann fuhr mit dem Bus nach Flamersheim, steckte unterwegs einen Hammer ein, den er angeblich im Müll gefunden hatte, zog sich eine Baseballkappe tief in die Stirn, bedeckte Mund und Nase mit seinem hochgezogenen Pullover und betrat eine Apotheke.

Er sprach den Inhaber auf Spanisch an, was der nicht verstand. Dann hob er laut Gericht drohend den Hammer, ging auf die Kasse zu und öffnete sie. Währenddessen rief der Apotheker seinen Mitarbeiterinnen im hinteren Raum zu, sie sollten die Polizei alarmieren.

195 Euro erbeutet, doch 25 Minuten später wurde der Täter festgenommen

Panisch raffte der Angeklagte 195 Euro an sich und rannte zur Tür, die nicht gleich aufsprang. Deshalb zertrümmerte er mit dem Hammer einen Seitenflügel. Draußen warf er das Werkzeug und Teile seiner Kleidung weg und versteckte sich, wurde aber 25 Minuten später festgenommen.

Die Polizei ließ ihn nach einer Nacht im Gewahrsam wieder laufen, weil ihn der Apotheker auf Bildern nicht wiedererkannte: Beim Überfall hatte der 41-Jährige eine auffällige Jacke des Fußballvereins SG Wattenscheid getragen, der er sich auf der Flucht entledigt hatte. Die Fotos zeigten ihn im dunklen T-Shirt.

Angeklagter rief seine Mutter in Barcelona an und bat um Hilfe

Er bat seine Mutter in Barcelona telefonisch um Geld und floh dann mit einem Bus zu ihr. Am 19. März dieses Jahres wurde er nach einer Alkoholfahrt in der katalanischen Hauptstadt festgenommen und der europäische Haftbefehl vollstreckt.

Vor Gericht räumte der Angeklagte den Überfall ein und bat den Apotheker um Entschuldigung, die dieser annahm. Hinter den Kulissen waren unterdessen Bemühungen um Wiedergutmachung angelaufen. Verteidiger Albert Stumm vereinbarte mit einem spanischen Kollegen, dass die Familie des 41-Jährigen dem Apotheker 1000 Euro für die kaputte Tür überweist. Das Geld ist inzwischen eingetroffen. Dies ermöglichte es dem Gericht, ein mildes Urteil zu fällen.

Der Überfall, sagte Kammervorsitzende Gelber, sei „eine spontane Tat und nicht professionell geplant“, die Beute relativ gering gewesen. Die Richterin ermahnte den Angeklagten, der anfällig sei für Drogen und Alkohol, „an sich zu arbeiten“. Sollte er in der dreijährigen Bewährungszeit, wo auch immer, wieder straffällig werden, müsse er die Haft antreten: „Dann suchen wir Sie europaweit.“

Staatsanwalt und Verteidiger nahmen das Urteil an. Der Spanier wurde aus der U-Haft entlassen.