Kokainhandel in Meckenheim Eisdiele?Prozess gegen libanesischen Clan beginnt unter hohem Polizeischutz

Lesezeit 3 Minuten
Auftakt zur Verhandlung gegen eine Drogenbande aus Meckenheim am Landgericht in Bonn.

Auftakt zur Verhandlung gegen eine Drogenbande aus Meckenheim am Landgericht in Bonn

Mehrere Männer, die Mitglied eines libanesischen Clans sein sollen, stehen vor dem Landgericht in Bonn. Sie sollen in Meckenheim und im Vorgebirge einen Drogenring geplant haben. 

Schwerbewaffnete Polizisten sicherten das Portal des Bonner Landgerichts, rund um das Gebäude waren Einsatzwagen geparkt worden, im Foyer patrouillierten Polizeibeamte in Schutzwesten und mit Pistolen, Justizwachtmeister kontrollierten an einer Sicherheitsschleuse jeden, der in den Saal S 0.11 wollte.

Grund dieser besonderen Vorkehrungen: Seit Mittwoch müssen sich drei mutmaßliche Mitglieder eines libanesischen Clans wegen Drogenhandels vor einer Großen Strafkammer verantworten. Die Polizei trat so massiv auf, weil befürchtet wird, dass Clan-Angehörige die Beschuldigten zu befreien versuchen.

Im Saal saßen zahlreiche Familienmitglieder, die ihren Verwandten auf der Anklagebank wiederholt Zeichen gaben. Die drei Männer, 24, 28 und 36 Jahre alt, sollen in Meckenheim und im Vorgebirge einen großangelegten Kokainhandel geplant haben. Der Älteste war nach Ermittlungen der Bonner Staatsanwaltschaft Kopf einer Bande, zu der sich nicht nur die beiden Mitangeklagten, sondern weitere bisher Unbekannte zusammengeschlossen haben sollen. 

Alles zum Thema Amts- und Landgericht Bonn

Treffen in einer Eisdiele in Meckenheim

Das Geschäft begann laut Anklage am 10. Juni vergangenen Jahres in einer Eisdiele in Meckenheim, wo sich der 36-Jährige und sein 24 Jahre alter Cousin mit einem verdeckt arbeitenden V-Mann der Polizei („ein Berufskrimineller“, wie einer der Verteidiger einwarf) trafen und eine Lieferung „Koks“ besprachen. Der V-Mann erhielt am folgenden Tag, wieder in der Eisdiele, eine Probe der Ware, die er für gut befand und ein Kilo davon bestellte. Preis: 38.000 Euro.

Mangels Masse konnten die Dealer am 14. Juni aber nur ein Pfund bringen, das in einem VW Passat für 19.000 Euro den Besitzer wechselte. Bei einem „spontanen Treffen“ der neuen Geschäftspartner drei Tage später im Eissalon wurden dem verdeckten Ermittler zehn Kilo Kokain zu einem Kilopreis von 32.000 Euro angeboten. Bei diesem Gespräch, so die Staatsanwaltschaft, sollen die Modalitäten bereits „hinreichend“ geklärt worden sein. Die Übergabe sei allerdings daran gescheitert, dass die Angeklagten die vereinbarte Menge nicht hätten beschaffen können. Als Scheinkäufer war, möglicherweise auf Vermittlung des V-Mannes, ein Undercover-Beamter des Landeskriminalamts (LKA) aufgetreten. 

Kiloweise Kokain

Danach wurden die Drogenmargen immer größer: Fünf Kilo für je 32.000 Euro, dann am 6. Juli eine ganze Lastwagenladung über 30 Kilo zum Preis von jeweils 23.000 Euro. Man war sich handelseinig geworden, doch der Deal kam nicht zustande, am 7. Juli wurde der 36-Jährige festgenommen. Er sitzt seit diesem Tag in Untersuchungshaft. Bei seinem Cousin klickten ein paar Wochen später die Handschellen.

Der dritte Angeklagte aus Bad Honnef soll außerhalb der Bande in einem Fall Rauschgift besorgt haben; er ist mittlerweile haftverschont. Die Polizei hat während der Ermittlungen ein umfangreiches Dossier über die beiden Vettern angelegt; nach diesen Erkenntnissen hat das Landgericht die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. So sollen die Männer Cousins einer am 30. April vergangenen Jahres auf einem Volksfest in Berlin erstochenen Clan-Größe sein; an der Beerdigung des Boxers nahmen nach Medienberichten 1000 Männer teil, darunter mehrere Oberhäupter arabischer Großfamilien.

Auf demselben Friedhof liegt der 2018 ermordete Bruder des Erstochenen. Nach dessen Tod flog als Vergeltung eine Handgranate in eine Bar, die der gegnerischen Seite gehörte. Auch der 36-Jährige soll nach der Tötung seines Berliner Vetters Rache geschworen haben; er habe dem verdeckten Ermittler erzählt, im Auftrag des Familienoberhaupts in den Libanon reisen zu wollen, um dort zwei mutmaßliche Täter umzubringen. Der Flug war laut Gericht bereits gebucht, doch kurz zuvor wurde der Meckenheimer festgenommen.

Rundschau abonnieren