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Ingolf Lück kommt nach Heimerzheim„Ich bin doch in der Spätblüte meines Künstlerlebens“

3 min
Ingolf Lück

Ingolf Lück

Entertainer Lück über Rockin' Christmas auf Burg Heimerzheim, seine Musical-Vergangenheit von Rocky Horror bis „Die Schöne und das Biest“ und warum er mit 67 Jahren noch immer gerne auf der Theaterbühne steht. 

Herr Lück, Rockin' Christmas klingt spannend. Was genau erwartet das Publikum hier?

Bei Rockin' Christmas ist allein schon die vorweihnachtliche Kulisse der Burg Heimerzheim ein Highlight. Und die Kombination aus klassischer Weihnachtstradition und internationalen Musical-Hits ist einfach toll. Von Meat Loaf über Andrea Bocelli, von Stille Nacht über das Beste aus der Rocky Horror Picture Show ist alles dabei. Die Musical-Stars Melissa und Christian haben in Köln ihre Klasse im „Rocky Horror Picture“-Musical bewiesen - solche Stimmen mit einer fünfköpfigen Live-Band, wo gibt's das denn heute noch?

Werden Sie an dem Abend ebenfalls singen oder einen anderen Musical-Beitrag liefern?

Ich werde den Teufel tun und unseren beiden Musicalgrößen die Show stehlen. Die beiden haben Hammer-Stimmen! Aber mein Saxofon werde ich auspacken und bei einem Song Teil der Live-Band werden. Darauf freue ich mich schon sehr.

Wie steht die jüngere Generation zu Musicals, beispielsweise Ihre Kinder? Warum sind Musicals so zeitlos und beliebt?

Ich gehe gerne in die Oper, die Operette, ins Schauspiel und manchmal ins Ballett. Im Musical kann ich gleich alles an einem Abend erleben, auch ohne in einen Smoking zu jumpen. Musikalisch und inhaltlich ist für jeden etwas dabei, die Künstlerinnen und Künstler sind sehr engagiert und die Inszenierung ist zumeist überragend.

Inwiefern freuen Sie sich persönlich auf die Musical-Gala, und wie stehen Sie im Allgemeinen zu Musicals?

Die Rocky Horror Show ist ja sowas wie die Urform des Musicals, gleich nach Leonard Bernsteins West Side Story. Ich hab 1975 die Rocky Horror Picture Show im Programmkino in meiner Heimatstadt Bielefeld gesehen und war geplättet, zu einer Zeit, in der es den Begriff Musical noch nicht einmal gab. Ich hab mir direkt Damenunterwäsche in XXXL zugelegt und ,Sweet Transvestite‘ als Tim Curry bei der Aufnahmeprüfung Schauspiel in Hamburg performt, mit bis heute eher überschaubarem Erfolg.

Sie standen selbst einmal in einer besonderen Rolle in einem Musical auf der Bühne – als Kerzenleuchter in „Die Schöne und das Biest“. Welche weiteren Rollen haben Sie während Ihrer Schauspielkarriere übernommen?

Oh, ich habe auch schon im ,Kleinen Horrorladen‘ auf der Musicalbühne gestanden und mich sogar als Marquis de Sade in ,Kamasutra‘ verbogen. Dann 300 Mal den Lumiere vor ausverkauftem Haus. Warum sollte es also nicht zum Musical-Hauptdarsteller reichen? Ich bin doch in der Spätblüte meines Künstlerlebens und werde auf jeden Fall die Frank n' Furter Stöckelschuhe auf die Burg Heimerzheim einpacken.

Was verbinden Sie mit der Rocky Horror Show? Gibt es Erinnerungen aus der Jugendzeit?

Den Film habe ich mir seit meiner Jugend bestimmt 20 Mal angeschaut. Damals habe ich das Original Cast in England auf Tour gesehen und bei der TV-Show ,Let's Dance‘ jeden Abend den Time Warp zum Warmmachen hinter der Bühne performt. Der hat mich tatsächlich ins Finale getragen.

Wie waren Ihre Erlebnisse und Erfahrungen bei „Es ist nur eine Phase, Hase“ im Theater am Dom? Warum macht es Ihnen weiterhin so viel Spaß, auf Theaterbühnen zu stehen?

Theater riecht anders. Theater schmeckt anders. Das sind wirklich die viel zitierten Bretter, welche die Welt bedeuten. Jeder Theaterabend ist ein einmaliges, unwiederbringliches Erlebnis. Wir spielen über 60 Vorstellungen in Köln. Die Zuschauer lieben das Stück und ich habe die große Freude, jeden Abend einen zwölf Jahre jüngeren Mann zu spielen. Nach dem Applaus erwartet mich als 67-Jährigen dann zu Hause die muckelig warme Heizdecke. (lacht) Johannes Spätling