„Von Louise Bourgeois bis Yoko Ono. Schmuck von Künstlerinnen“ ist bis 26. April im Museum für Angewandte Kunst zu sehen.
Museum in KölnSchmuck-Schau im MAKK zeigt Arbeiten von Künstlerinnen

Kette von Helen Britton in der Ausstellung „Von Louise Bourgeois bis Yoko Ono.
Copyright: Thomas Brill
Eine Halsfessel trug Louise Bourgeois, die ihre persönliche Geschichte auf den Punkt bringt: Als Sinnbild für weibliche Gefangenschaft entwarf sie 1948 ihr Silber-Collier unter dem Titel „Barre de métal“ (Metallstange). Zu ihrem Vater hatte die französisch-US-amerikanische Künstlerin ein gespaltenes Verhältnis.
Spott am Mittagstisch
Die Mutter betrog dieser mit dem Au-pair-Mädchen, und sein unablässiges Dozieren am Mittagstisch war oft mit Spott und Häme verbunden, die die Tochter trafen. Um sich abzulenken, formte sie aus Brot erste Skulpturen. So ist auch raumgreifend ein Bild von einer ihren Spinnen-Plastiken – Symbol für die enge Bindung zur Mutter – im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) zu sehen. In der Vitrine davor die 1996 entworfene Brosche in Form einer Spinne. Daneben die in einen Singleförmigen Ring gravierte Friedensbotschaft Yoko Onos: „Imagine Peace“.
„Von Louise Bourgeois bis Yoko Ono“ heißt die Ausstellung, die Schmuck von Künstlerinnen zeigt. Direktorin Petra Hesse und ihre Mitarbeiterin Lena Hoppe greifen bei den 110 Objekten von 45 Frauen mit dem Schwerpunkt in der Bildendem Kunst auf einen Fundus des Museums zurück, der sich schon in der Ausstellung „Faszination Schmuck“ als Magnet erwies. Jetzt gab es zudem Leihgaben aus privaten Sammlungen und von den Künstlerinnen selbst, wie zum Beispiel Fingerhut, Buttons, Dietriche und einem strangulierten Erpel von Rosemarie Trockel.
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Gute Laune ist gefordert
Feministische Positionen sind es, bei denen der Schmuck oftmals eine Verdichtung eines umfangreichen Oeuvres ist. Der Wiedererkennungswert ist sofort da: Sei es bei Niki de Saint Phalle, von der absichtlich einmal keine Nanas in der Vitrine zu sehen sind, sondern kleine Schlangen-Broschen von 1977, die auf der Schulter getragen werden. Oder beim Fellarmreif von Meret Oppenheim. Von Männern entworfenen Schmuck oder Protz Marke „Ringmodell kalte Platte“ sucht man vergeblich. Bewusst ist der Fokus auf weibliche Positionen gerichtet.
Mit der männlich dominierten Wahrnehmung des avantgardistischen Künstlerschmucks habe man bewusst gebrochen, so Hesse. Filigran bleibt es auch dann, wenn es großformatig ist. Wie bei der australischen Künstlerin Hellen Britton, die in ihrer Halskette „The Green Pisser“ (der Grüne Pisser) 2023 eine Collage aus Vintage-Glas vom Flohmarkt und Silber fertigte, die unübersehbar ist und schnell ins Gespräch bringt. „Vorausgesetzt, man hat gute Laune“, sagt Hesse.
Die bekommt man dann aber spätestens beim Rundgang durch die gewitzte Schau. „Flamenco“ heißt eine Kette, die das Design Museum Den Bosch, ’s-Hertogenbosch zur Verfügung stellte. Klangkünstlerin Sheila Concari nannte ihren mythologisch anmutenden Halsschmuck „Red Mesusa“ und nutzte 2018 dafür Acrylfarben, Harz und die Haut einer Python. Eine getrocknete Kartoffel, die bereits keimte, veredelte Jacqueline de Jong 2017 für den Halsschmuck „Pommes de Jong“, in dem sie sie galvanisch vergoldete.
Versteckte Botschaften
Als Dauerleihgabe der MAKK-Förderstiftung gab es zudem den dazugehörigen Fingerring. Hesse freut es, dass die Sammlung wächst und die Gelegenheit ergriffen wurde, bei der mit der Ausstellung verbundenen Forschung zum Bestand, Neues zu erwerben. Von den 1920er Jahren bis heute reicht die Schau, die unterschiedliche feministische Ansätze hat und sich mit dem Frauenbild kritisch auseinandersetzt. Die Quintessenz, dass sich von Männern entworfener Schmuck grundsätzlich von dem der Frauen unterscheidet, mag Petra Hesse nicht ziehen.
„Das würde schnell aufs Glatteis führen.“ Und sowieso ist es viel spannender, die kleinen Inschriften und versteckten Botschaften zu ergründen, die die Künstlerinnen ihren Arbeiten eingeschrieben haben. Politische Positionen sind darunter, wie Yoko Onos „Imagine“-Ring, eine Reminiszenz an den Song, mit dem sie und ihr Mann John Lennon während des Vietnamkriegs gewaltfreien Protest für den Frieden übten. Titelgebend ist es derzeit für das Wimmelstück am Schauspiel.
Jenny Holzer beschriftete ihren 1994 entstandenen Fingerring mit der Zeile „With you inside me comes the knowledge of my death“ (Mit dir in mir kommt das Wissen um meinen Tod). Ein Zitat aus ihrer 1993 für das Magazin der „Süddeutschen Zeitung “ gefertigte Edition „Da Wo Frauen Sterben Bin Ich Hellwach“, einem Bilderzyklus zum „Lustmord“. Sexuelle Gewalt während des Bosnienkrieges griff die Künstlerin auf. Bäume im Miniwald Die Halskette „Gold Volks“ (Libyen) ist nur eines von insgesamt 97 Unikaten, mit welchem Alicja Kwade die weltweiten Goldreserven symbolisiert. Der kleine würfelförmige Anhänger kann als Schmuck getragen werden, im zugehörigen Rahmen hängt er über einem Verzeichnis der Vorkommen in den Ländern.
Kleine Bäume in einer Art goldenem Bauchladen hat die chinesische Bildhauerin Zhou Yiyan unter dem Titel „Les reflets radieux de la forêt“ (Die strahlenden Reflexionen des Waldes) 2020 arrangiert. Daneben hängt der kleine Totenkopf, den Paloma Varga Weisz 2019 als Symbol der Vergänglichkeit, fertigte.
Bis 26. April, Di bis So 10 – 18 Uhr, An der Rechtsschule 7.
