Seniorenzentrum in BuschhovenAuch knapp 80 Prozent des Personals ließ sich impfen

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Der 89-jährige Peter Gaertner wird geimpft.

Der 89-jährige Peter Gaertner wird geimpft.

Swisttal – Den linken Ärmel hoch, ein kurzer Piks. Die Impfung dauert nur einen Augenblick. „Der Vorgang selbst ist nichts Besonderes, das Besondere ist der Impfstoff“, verrät Apotheker Frank Tschauder. Bevor dieser allerdings verabreicht werden kann, müssen zahlreiche Abläufe ineinander greifen. Gestern war der große Impftag im Seniorenzentrum Stella Vitalis in Buschhoven – die Rundschau war dabei.

„Am schlimmsten war die Zeit zwischen 10 und 11.30 Uhr. Wir waren nicht sicher, ob der Impfstoff wirklich kommt“, verrät Tim Przezbor, der Leiter der Einrichtung. „Wir haben von anderen mitbekommen, dass schon einmal drei Stunden vorher abgesagt wurde.“ Zudem sollte eigentlich bereits am 31. Dezember in Buschhoven geimpft werden. Das Bangen hatte gegen 11.30 Uhr ein Ende, der Impfstoff kam – ziemlich unspektakulär. Eine Thermobox wie vom Pizzaboten, gefüllt mit zwei übergroßen Kühl-Akkus und dazwischen die Fläschchen mit dem Impfstoff.

„4,9 Grad – so soll es sein“, sagt Tschauder von der Antonius Apotheke Buschhoven. „Die Temperatur bei Anlieferung muss zwischen zwei und acht Grad liegen, er muss nur bei minus 70 gelagert werden“, erklärt der Apotheker. Bis zur Impfung soll er Zimmertemperatur haben. Tschauder checkt neben Temperatur und Anzahl noch die Kennzeichnung. 23 Flaschen á sechs Dosen – die Nummern der Chargen passen zum Lieferschein: Es kann loslegen.

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„Wir impfen mit Fremd-Eiweiß, mRNA, das dem Körper sagt, wie er den Schutz aufbaut und dass er loslegen soll“, erklärt er, während er den Impfstoff rekonstituiert, sprich mit Kochsalzlösung verdünnt. „Das Problem ist, dass der Körper Fremdeiweiß direkt abbaut, also verstecken wir es, damit es auch angenommen wird. Deswegen jongliere ich hier sozusagen mit Seifenblasen.“ Der Impfstoff darf nicht geschüttelt werden, nur geschwenkt. „Der Tarnkörper, das Liposom, darf nicht kaputtgehen, sonst wäre der Impfstoff wirkungslos.“

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Gegen 14 Uhr trifft das Ärzteteam der Gemeinschaftspraxis Münstergarten aus Sechtem ein. Dr. Stephanie Janke und ihr Mann Martin sind heute zusammen mit weiteren sechs Ärzten und medizinischen Fachangestellten für die Impfung zuständig. Stress bricht nicht aus, die Routine übernimmt: Spritzen aufziehen, Impfwagen vorbereiten. Vorher Kittel, Überschuhe, Handschuhe, Haube anziehen – alles muss möglichst steril ablaufen. Für Janke und Co. ist es nicht das erste Mal. Das Team hat in Bornheim bereits einen Impftag mit 400 Bewohnern und Mitarbeitern erlebt. In Buschhoven sind es nur rund 150.

„Nur zwei der 80 Bewohner lassen sich nicht impfen“, berichtet Einrichtungsleiter Tim Przezbor. „Von den 75 Mitarbeitern haben knapp 80 Prozent eingewilligt.“ Auch Geschäftsführer Maximilian Mank ist angereist, um sich impfen zu lassen und um damit das Personal in seiner Entscheidung zu bestätigen.

Das Personal kommt immer zum Schluss

Bevor jedoch die Mitarbeiter geimpft werden, geht es gegen 14.30 Uhr mit den Bewohnern los. „Die Senioren werden immer zuerst geimpft“, erklärt Stephanie Janke den Ablauf. Pro Stockwerk ist ein Zweierteam unterwegs. Die Pflegerinnen haben die Bewohner bereits vorbereitet, der linke Ärmel ist hochgekrempelt, ein Stift zum Gegenzeichnen liegt bereit. Das Personal begleitet den Vorgang.

Peter Gaertner ist einer der ersten Probanden. Er lebt im Erdgeschoss. „Für mich war das nichts Besonderes“, sagt er nach der Spritze. „Als Kind habe ich bei Impfungen geschrien, aber heute nicht mehr“, verrät der 89-Jährige. Weiter oben wohnt Margret Bickendorf. Die 88-Jährige benötigte keine große Überzeugungsarbeit: „Ich war sofort damit einverstanden, habe nur vorher mit meinem Hausarzt telefoniert. Man muss dabei ja nicht nur an sich, sondern an die anderen denken. Das Personal setzt sich ja auch viel ein und die tun das für uns und nicht für sich.“

Nach dem Piks ist die Sache aber noch nicht gelaufen: „Da es ein neuer Impfstoff ist, müssen die Patienten anschließend 15 Minuten beobachtet werden“, schildert Dr. Martin Janke. Die Türen bleiben also offen und das Personal schaut immer wieder nach dem Rechten. Teilweise sind einzelne Angehörige dabei. Der Reisemediziner, der in seiner Praxis auch Grippeimpfungen durchführt, weiß: „Es gibt noch keine Daten dazu, ob Geimpfte andere Personen noch anstecken können, aber man geht davon aus, dass sie keine ,Spreader‘ mehr sind und dass sie im Falle einer Infektion keine oder nur geringe Symptome haben. Rund ein Jahr sollte der Impfstoff vorhalten.“ Um 16.30 Uhr sind alle geimpft. Der zweite Termin ist in rund vier Wochen.

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