Am 28. September fällt in Bad Münstereifel die Entscheidung, wer neuer Bürgermeister wird: Guido Waters (CDU) oder Sebastian Glatzel (SPD).
Stichwahl in Bad MünstereifelAfD spricht Empfehlung für CDU-Kandidat Guido Waters aus

Einer von beiden wird Bürgermeister von Bad Münstereifel: Guido Waters (l., CDU) und Sebastian Glatzel (SPD).
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Die künftige AfD-Fraktion im Bad Münstereifeler Stadtrat hat sich doch schon früher zusammengesetzt als geplant und eine Wahlempfehlung für den Bürgermeisterkandidaten Guido Waters (CDU) ausgesprochen. Sie begründet diese Empfehlung mit einem Statement, das sich direkt an den Bad Münstereifeler CDU-Parteichef Martin Finder richtet. Der hatte am Wahlsonntag gesagt, dass man mit Blick auf die AfD-Fraktion alles dafür tun werde, dass Hass und Hetze in Bad Münstereifel keinen Boden finden.
Mit der Wahlempfehlung für Waters wolle man zeigen, „dass in unserem Wesen weder Hass noch Hetze einen Platz haben und dass wir, im Gegensatz zu dem, was man uns unterstellt, sehr wohl die Werte der Demokratie, der Meinungsfreiheit und der Kooperation hoch einschätzen“, erklärt die AfD in dem von Gerd Lingscheid-Henseler, der als Bürgermeisterkandidat 15,3 Prozent der Stimmen erhalten hatte, versendeten Schreiben. „Wir wünschen uns, dass Ihr Kandidat mit unserer Unterstützung und Hilfe in der Stichwahl obsiegt und somit etwas konservativere Denk- und Handlungsweisen, weg von sozialistischen Einflüssen, das Handeln zum Wohle unserer Bürger bestimmen mögen“, endet das Statement.
Guido Waters (CDU) will mit seiner Person und seinen Ideen überzeugen
Der von der AfD empfohlene Bürgermeisterkandidat Guido Waters, der 41,9 Prozent der Wählerstimmen erhalten hatte, freut sich „über jeden, der mich als Person wählt. Ich möchte aber nicht nur aufgrund der Empfehlung einer anderen Partei gewählt werden. Ich möchte die Wählerinnen und Wähler von mir, meiner Person und meinen Ideen für Bad Münstereifel überzeugen“, teilt er auf Anfrage mit.
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Ähnlich äußert sich Parteichef Martin Finder und ergänzt: „Die CDU steht für verlässliche und verantwortungsvolle Sachpolitik, die Bad Münstereifel voranbringt und eine gute Zukunft für alle sichert.“ Waters Führungs- und Verwaltungserfahrung und dessen Expertise in den Bereichen Stadtentwicklung und Bauen machten ihn zum idealen Kandidaten, so die Christdemokraten weiter.
Sebastian Glatzel (SPD): „Hätte die Wahlempfehlung der AfD abgelehnt“
„Ich könnte mir vorstellen, dass die CDU mit der Wahlempfehlung nicht besonders glücklich ist, denn ich weiß nicht, in welche Richtung der Schuss losgeht“, sagte der örtliche SPD-Vorsitzende Rolf Winter. Waters Kontrahent bei der Stichwahl am Sonntag, 28. September, SPD-Kandidat Sebastian Glatzel, der 42,8 Prozent der Stimmen erhalten hatte, sagt klar: „Wenn ich eine Wahlempfehlung der AfD erhalten hätte, hätte ich sie abgelehnt.“
Dass die AfD ihm respektive der SPD-Politik sozialistische Einflüsse unterstellt, amüsiert Glatzel: „Ich bin christlich-abendländisch geprägt aufgewachsen und politisch sozialdemokratisch geprägt. Als sozialistisch würde ich wohl nicht durchgehen.“ Generell sei er kein Freund von Kategorien. Er strebe eine sozial ausgewogene Politik für die Menschen von Bad Münstereifel an. Das Statement zeige, dass eine inhaltliche Auseinandersetzung nicht stattgefunden habe. Und zu Martin Finders Aussage vom Wahlabend sagt Glatzel: „Ich kenne die Haltung von Herrn Finder. Wir diskutieren manchmal leidenschaftlich über Themen. Aber hier sind wir ganz nah bei ihm.“
Grüne unterstützen Glatzel, UWV und FDP sprechen keine Empfehlung aus
UWV und FDP nehmen die Wahlempfehlung gelassen hin. „Die AfD kann Wahlempfehlungen abgeben, für wen sie möchte. Das hat mich nicht zu interessieren. Wir sind freie Menschen in einem freien Land“, sagt Edmund Daniel (UWV). Für Christof Milischewski von der FDP hat die Wahlempfehlung keine Auswirkungen. Sowohl die Unabhängigen als auch die Liberalen hatten sich für keinen der beiden Kandidaten ausgesprochen.
Ganz im Gegensatz zu den Grünen, die Glatzel unterstützen. „Wir drücken Herrn Glatzel die Daumen. Und sicher ist das auch nicht schlecht, wenn ihn kein AfD-Anhänger wählt“, äußerte sich Ortsverbandssprecher Peter Schallenberg. Er sei erschrocken, dass 80 Jahre nach nationalsozialistischer Terrorherrschaft, Weltkrieg und millionenfachen Elends ein so hoher Anteil von Bürgerinnen und Bürgern „eine weitgehend rechtsradikale Partei gewählt hat“.
In Bad Münstereifel hatte die AfD bei der Kommunalwahl aus dem Stand heraus 14,8 Prozent erhalten. Man hoffe auf eine klare Haltung anderer Parteien, so Schallenberg. Die Grünen wünschen sich, dass die demokratischen Parteien sich durch bessere und bürgerorientierte Zusammenarbeit deutlich von Radikalen abheben.