„Schockiert und empört“VfL Kommern steht wegen Panne mitten in der Saison ohne Rasenplatz da

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Mit schwerem Gerät wird der Kommerner Rasenplatz abgeschält. Zu sehen sind noch Rest-Rasenflächen und die braune Fläche ohne Rasen.

Fußball ist auf dem Sportplatz in Kommern in den kommenden Monaten nicht mehr möglich. Der VfL wird seine Spiele entweder auf dem Aschenplatz oder auf anderen Plätzen austragen müssen. Auch in Eiserfey ist die Erneuerung seitens der Stadt angedacht.

„Wir sind alle sehr aufgebracht“, empört sich der Vereinsvorsitzende Hans-Wilhelm Garrelfs. Es stehen wichtige Fußball-Wochen an.

Im Frühjahr sind die wichtigen Spiele. So lautet eine der Binsenweisheiten im Fußball. Der Endspurt der Meisterschaft, eventuell auch noch Pokalspiele – da muss alles passen. Beim VfL Kommern passt seit Dienstag nichts mehr. Denn es fehlt der Fußballplatz.

„Am Montagabend haben noch die Alten Herren trainiert“, sagt der Vereinsvorsitzende Hans-Wilhelm Garrelfs. Doch schon am Dienstag stand die D-Jugend-Mannschaft der JSG SG92/Nierfeld/Oleftal, die zum Auswärtsspiel angereist war, laut eigener Aussage „vor dem Dreckhaufen“.

Mitglieder sind empört und schockiert

„Wir sind alle sehr aufgebracht“, sagt Garrelfs. Denn ein von der Stadt Mechernich beauftragtes Unternehmen war angerückt und hatte den Kommerner Rasenplatz abgeschält. Im April. In der Endphase der Saison. Jugendleiter Sascha Franke sagte am Mittwoch: „Am Dienstag war ich stinksauer, heute bin ich immer noch nicht erfreut.“ Einige Mitglieder seien „schockiert und empört“.

Besonders die B-Juniorinnen des VfL Kommern sind auf einen Rasenplatz angewiesen. Sie sind Tabellenführer in der Mittelrheinliga. Dort sind erst fünf Spiele gespielt. Bis Anfang Juni dauert die Saison, fünf Heimspiele stehen an. Auch im Mittelrheinpokal ist das von Sascha Wagner trainierte Team noch vertreten; Garrelfs rechnet sich im Viertelfinale gegen den Bezirksligisten Wipperfeld gute Chancen aus. „Man stelle sich vor, wir hätten im Halbfinale ein Heimspiel gegen den 1. FC Köln. Da würden wir ja schon gerne zu Hause spielen“, sagt er.

Arbeiten waren laut Stadt angekündigt

Doch was ist überhaupt passiert? Garrelfs selbst spricht von einem Kommunikationsproblem zwischen Stadt und Verein. Ralf Claßen, Dezernent bei der Stadt Mechernich, sagt, es sei „ein bisschen unglücklich gelaufen“. Am 6. Dezember hatte die Stadt dem Verein ein dreiseitiges Schreiben geschickt. In dem habe unter anderem gestanden, dass der Rasen verfilzt sei und erneuert werden müsse. Vorgesehen seien die Arbeiten in der Zeit nach den Osterferien – also jetzt. „Das stand im letzten Absatz des Schreibens“, erklärt Claßen. Weil Kommern laut Stadt nicht reagiert habe, wurden die Arbeiten wie angekündigt begonnen.

Anders sieht es in Eiserfey aus: Auch dort steht eine Platz-Erneuerung an, auch die TSV Feytal hat das Schreiben der Stadt erhalten – und ihr Veto eingelegt. Die Arbeiten starten dort im Juni, wohlwissend, dass im Hochsommer mehr selbst gewässert werden muss und der Platz in der Saisonvorbereitung und für die ersten Heimspiele der neuen Spielzeit nicht zur Verfügung steht. „Das Frühjahr ist besser für diese Maßnahme geeignet“, erklärt Ralf Claßen. Kommerns Jugendleiter Sascha Franke war, wie auch Hans-Wilhelm Garrelfs, zuletzt davon ausgegangen, dass die Arbeiten erst nach den Sommerferien beginnen. Nun muss umdisponiert werden.

Firmenich und Strempt als Spielstätten

14 Kommerner Mannschaften nutzen den Platz: die Senioren aus der Kreisliga C, die Alten Herren sowie zwölf Jugendmannschaften. Hinzu kommen auch noch Teams der Jugendspielgemeinschaft mit Firmenich und Satzvey.

Am Mittwochmorgen liefen bei der Stadt und dem Stadtsportbund die Telefone heiß. Gemeinsam suchte man mit anderen Vereinen nach Lösungen für den VfL Kommern. Gefunden wurden sie in Firmenich, Strempt und Mechernich. So können die B-Juniorinnen dienstags und donnerstags auf dem Rasenplatz in Mechernich trainieren, die Spiele werden auf dem Rasenplatz in Firmenich ausgetragen, Ausweichstätte ist Strempt. „Das war eine Super-Zusammenarbeit zwischen Stadtsportbund und den Vereinen“, lobt Claßen.

Die Eltern müssen mitspielen
Sascha Franke

Noch nicht geklärt sind aber der Trainingsbetrieb am Freitag und die Samstagsspiele. Ansonsten ist Sascha Franke sicher, dass sie die Hürden nehmen können. „Wir packen 30 Bälle, Hütchen und Co. ein und fahren damit durch die Weltgeschichte“, sagt er. Und auch die Kinderfahrten müssten organisiert werden. „Die Eltern müssen mitspielen“, so Franke. Aktuell fahren einige Kinder mit dem Rad zum Training. Das geht dann nicht mehr.

Er findet, dass die Maßnahme in Kommern überhaupt nicht nötig gewesen sei: „Der Platz war in sehr gutem Zustand und einer der besten Rasenplätze im Kreis. Meiner Meinung nach war alles in Ordnung. Aber ich bin auch kein Gärtner.“ Einige Mitglieder wollen ihrer Wut am Freitag um 17.45 Uhr Ausdruck verleihen. Sie planen eine Mahnwache für den verschwundenen Rasen. „Die Mitglieder brauchen ein Ventil“, sagt Franke.

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