Mit 60 JahrenTHW Euskirchen bildet CDU-Abgeordneten Detlef Seif aus

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Zwei Männer mit THW-Uniformen hocken vor einer Kiste mit Werkzeugen.

Seinen ersten Ausbildungstag beim THW-Ortsverband Euskirchen hatte der Bundestagsabgeordnete Detlef Seif (l.), hier mit Ausbilder Frederick Fischer.

Mit 60 Jahren absolviert Bundestagsabgeordneter Detlef Seif die Grundausbildung beim Technischen Hilfswerk (THW) in Euskirchen.

Es ist Samstagvormittag in Euskirchen. Ein ganz normaler Morgen, keine besonderen Vorkommnisse, jedenfalls, was den Betrieb in der Einrichtung des THW-Ortsverbands Euskirchen angeht. Ein neuer Ausbildungslehrgang für fünf neue Anwärter auf den Status des THW-Helfers startet an diesem Tag – wie bei vielen anderen Hilfsorganisationen oder Löschgruppen in Deutschland auch. Also auch nichts Aufsehenerregendes. Aber etwas ist dann doch nicht alltäglich.

Eine Person stellt sich der Herausforderung, die in der Region nicht ganz unbekannt und in ihrem beruflichen Status nicht der übliche Eleve der THW-Routinen ist: der CDU-Bundestagsabgeordnete Detlef Seif. Im Alter von 60 Jahren stellt er sich damit einer neuen Aufgabe.

Lastentransport am ersten Ausbildungstag

Der Transport von Lasten steht an diesem ersten Ausbildungstag auf dem Programm. Nach dem theoretischen Teil, bei dem auch der Eigenschutz der Helfer Thema sein wird, weist der Ausbilder die fünfköpfige Gruppe in den praktischen Umgang mit dem hydraulischen Hebekissen ein. Wie seine Mitstreiter verfolgt Seif aufmerksam die Handgriffe. Genau wie sie trägt er den typischen gelben Helm und die blaue Einsatzkleidung, die das Kennzeichen des Technischen Hilfswerkes sind.

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Der Bundestagsabgeordnete Detlef Seif trägt seine THW-Einsatzkleidung.

Neu eingekleidet in THW-Blau ist Detlef Seif.

Für Seif ist seine neue Rolle eine logische Konsequenz aus den Erfahrungen der letzten Jahre. „Der erste Kontakt zum Ortsverband entstand, als damals die Liegenschaft an die Otto-Lilienthal-Straße verlagert wurde“, erinnert er sich. Seit damals sei quasi ein freundschaftliches Verhältnis zu den Verantwortlichen entstanden. „Ich bin auch Mitglied in der Helfervereinigung für den Euskirchener Ortsverband, genau wie auch beim Schleidener Ortsverband“, berichtet er. Bis vor zehn Jahren sei das THW sträflich vernachlässigt worden, so Seif. „Die waren damals mit Fahrzeugen unterwegs, die sahen aus, wie aus dem Zweiten Weltkrieg“, erinnert er sich lächelnd.

Detlef Seif unterstützte das THW in Euskirchen nach der Flut

Doch seitdem sei aufgefallen, wie wichtig diese Institution sei, und ihre Ausrüstung sei mit erheblichem Aufwand verstärkt worden. In der Zeit nach der Flut habe er das THW zwei Tage lang unterstützt, bei der Kleiderausgabe geholfen und bei der Verpflegung. Doch ohne die entsprechende Ausbildung sei er rasch an Grenzen gestoßen. „Man muss Helfer sein, um auch anderswo eingesetzt zu werden“, betont er.

Eine THW-Helferin führt den Auszubildenden Arbeitsgeräte vor.

Seit der Flutkatastrophe hat der THW-Ortsverband in Euskirchen 35 neue Helfer aufgenommen. Weitere kommen nun hinzu.

In der Flut haben wir gesehen, welche Leistungsfähigkeit das THW hat“, fährt der Bundestagsabgeordnete fort. Die Helfer hätten einen guten Job gemacht, auch wenn teilweise die Fähigkeiten nicht so abgerufen worden seien, wie es möglich gewesen wäre. „In manchen Bereichen ist das nicht gut gelaufen, und um das zu verbessern, bin ich Berichterstatter meiner Fraktion im Innenausschuss für den Katastrophenschutz geworden“, erläutert er. So wolle er auch die Erfahrungen aus der aktiven Mitarbeit in die Parlamentsarbeit einbringen. „Ich nehme daraus viel mit“, sagt er.

Wir haben auch einen, der ist mit 65 Jahren zu uns gekommen, als er in den Ruhestand gegangen ist.
Drik Preehl, THW Euskirchen

Und die Eindrücke nach den ersten Stunden als Helferanwärter? „Ich stelle fest, dass auf die Unfallverhütung und Vermeidung von Risiken besonders Wert gelegt wird“, sagt Seif. Ihm sei vorher nicht bewusst gewesen, wie langwierig die Ausbildung tatsächlich sei, die auf 96 Stunden angelegt ist. „Aber ich bin wild entschlossen, die Phase trotz des vollen Terminkalenders durchzuziehen“, betont er.

Einen Run auf das THW in den Wochen und Monaten nach der Flut hat der Ortsbeauftragte Dirk Preehl feststellen können. 35 neue Helfer seien seitdem im Euskirchener Ortsverband ausgebildet worden, sagt er. Auch das fortgeschrittene Alter sei nicht unüblich, von den Neuzugängen seien vier älter als 50 Jahre, verrät er.

Das Alter ist kein Hindernis für den Start beim THW

„Wir haben auch einen, der ist mit 65 Jahren zu uns gekommen, als er in den Ruhestand gegangen ist“, so Preehl. „Das Alter ist gar kein Hindernis“, bestätigt auch Alina Nagel. Sie ist beim Landesverband für das Thema Ausbildung zuständig. Für jeden gebe es etwas zu tun. „Auch Menschen mit körperlichem Handicap können Funktionen übernehmen, zum Beispiel eine Bürotätigkeit“, sagt sie.

Ich bin hochmotiviert, Silberlocke oder nicht.
Detlef Seif

Das Alter sei oft auch ein Vorteil, erläutert Preehl. Die Älteren hätten Lebenserfahrung, seien in der Regel gut ausgebildet, vermittelten Ruhe, seien gewohnt, Dinge im Blick zu halten und hätten Ausdauer. „Die Jungen sind zwar oft motiviert, aber wenn sie bei einer Aufgabe aufgeben wollen, dann können die Erfahrenen sagen: Komm, da gehen wir jetzt noch einmal dran“, weiß er. Die Älteren könnten dann die Jüngeren mitnehmen. „Wir haben da einen guten Mix“, so Preehl.

Teamarbeit ist entscheidend bei den Helfern

Als er kurz nach dem Jahrtausendwechsel Ortsbeauftragter geworden sei, sei gerade ein Generationswechsel vollzogen worden, bei dem viele erfahrene Helfer aufgehört hätten. Doch mittlerweile gebe es wieder viele langjährige Mitglieder wie den Zugführer Burkhard Aehlich, der bereits seit 40 Jahren beim THW sei. „Wir können auf gute Leute bauen“, sagt er stolz.

Mit ihren 46 Jahren schiebt auch Stephanie Schmidt, ebenfalls in der Ausbildungsgruppe von Seif, den Altersdurchschnitt des Euskirchener Ortsverbands zart nach oben. „Ich brauche eine neue Herausforderung“, sagt sie. Der Job laufe, die drei Kinder könnten jetzt schon einmal alleine bleiben, da sei etwas Neues fällig. An ihrem ersten Tag habe sie gute Erfahrungen gemacht. „Es war spannend, genau das, was ich wollte“, sagt sie.

„Ich bin hochmotiviert, Silberlocke oder nicht“, sagt Seif. Er sei fit und gesund. „Ich will hier keine Sonderrolle, hier wird Teamarbeit großgeschrieben, und es ist auch ein netter Umgang“, freut er sich auf die Ausbildung und sagt in seiner neuen Uniform: „Ich fühle mich wie neu geboren!“

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