Kreis EuskirchenSeit Flut viele neue Mitglieder bei Feuerwehr und THW

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Stark gewachsen ist die Löschgruppe Palmersheim, hier ihr Leiter Florian Witt (r.) mit mehreren Neulingen.

Stark gewachsen ist die Löschgruppe Palmersheim, hier ihr Leiter Florian Witt (r.) mit mehreren Neulingen.

Kreis Euskirchen – Die Freiwillige Feuerwehr und das Technische Hilfswerk (THW) im Kreis Euskirchen verzeichnen seit Juli einen starken Zulauf. „Die Flut hat uns nicht nur das Hochwasser mit allen seinen schlimmen Folgen gebracht, sondern auch viele neue Helferinnen und Helfer“, sagt Daniel Schwarzer, Ortsbeauftragter des THW Schleiden.

Euskirchen mit 42 Neulingen der Spitzenreiter

Alle Feuerwehren im Kreis Euskirchen hätten seit der Flutkatastrophe Mitgliederzuwächse gemeldet, sagt Kreisbrandmeister Peter Jonas.

Hier einige Beispiele: In Bad Münstereifel, in Kall und in Schleiden belief sich die Zahl der Neulinge auf jeweils acht, in Weilerswist und Zülpich auf jeweils zehn.

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In Mechernich kamen 17 Mitglieder hinzu, in Euskirchen 42, davon allein zwölf in Palmersheim und zehn in Flamersheim.

Auch die Jugend- und die Kinderfeuerwehrabteilungen der Städte und Gemeinden im Kreis registrierten neue Mitglieder beziehungsweise Anfragen für eine Mitgliederschaft, so Jonas weiter.

Das Löschgruppensystem bezeichnet Jonas als Erfolgsmodell des Brand- und Katastrophenschutzes in NRW. Dazu trage maßgeblich die Ortsverbundenheit der Feuerwehrleute bei. Neben den hauptamtlichen bilden nach Jonas’ Worten die ehrenamtlichen Kräfte mit einem Anteil von mehr als 90 Prozent die tragende Säule der nicht polizeilichen Gefahrenabwehr. (ejb)

Sein Euskirchener Amtskollege Dirk Preehl und Kreisbrandmeister Peter Jonas bestätigen diese Entwicklung, ebenso die Ehrenamtsagentur des Kreises Euskirchen. Die Ausnahmesituation nach der Naturkatastrophe habe den Blick vielerorts auf die zahlreichen Einsatzkräfte gelenkt. Dies habe einen positiven Nebeneffekt zur Folge gehabt, so die Agentur: „Das Interesse an einer ehrenamtlichen Tätigkeit wächst.“

Neulinge im Alter von 17 bis 63 Jahren

Ein Beispiel ist die Löschgruppe Palmersheim. Bis Mitte Juli hatte sie 25 Aktive in ihren Reihen. Nach der Naturkatastrophe haben sich zwölf Männer und Frauen bei Löschgruppenführer Florian Witt angemeldet, um sich bei den Freiwilligen zu engagieren. Sie zu integrieren sei auch eine Herausforderung, sagt Witt. Die Neulinge im Alter von 17 bis 63 Jahren beginnen im Januar mit ihrem Grundausbildungslehrgang.

Die Flut sei bei allen der Auslöser gewesen, sich der Löschgruppe anzuschließen, aber nicht als alleinige Motivation, sagt Witt: „Man merkt, dass das bei niemandem eine Kurzschlusshandlung gewesen ist.“ Bei allen habe das grundsätzliche Bestreben, helfen zu wollen, eine Rolle gespielt. Dass die Löschgruppe Palmersheim und die Einheit im benachbarten Flamersheim – mit zehn neuen Mitgliedern – auf besonders großes Interesse stoßen, sei kein Zufall, glaubt Kreisfeuerwehrchef Jonas. Die beiden Dörfer gehören zu den Orten, die nach der Flut mehrere Tage evakuiert waren. Als die Bewohner zurückkehrten, konnten sie auf die Unterstützung durch die Feuerwehr bauen.

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„Wir haben aus dem Nichts heraus ein Konzept erstellt, Handzettel verteilt, Info-Punkte aufgebaut und ständig Präsenz gezeigt. Dafür haben wir über Wochen hinweg ein sehr positives Feedback erhalten“, erzählt Witt. Gleichzeitig unterstützten viele private Helferinnen und Helfer die Feuerwehren, wie Peter Jonas ergänzt. „Dabei haben sicherlich viele ein in dieser Form noch nie erlebtes Zusammengehörigkeitsgefühl gespürt.“ Dies könne bei einigen der Helfenden zu dem Entschluss geführt haben, sich einer Löschgruppe anzuschließen.

„Das hat viele motiviert, bei uns mitzumachen.“

Das THW Euskirchen – ein Ortsverband mit 50 aktiven Erwachsenen und einer 30-köpfigen Jugendgruppe – hat seit Mitte Juli 15 neue Mitglieder aufgenommen. Weitere werden hinzukommen, sagt der Ortsbeauftragte Dirk Preehl mit Blick auf die Anfragen von 90 Interessierten, die nach der Katastrophe beim THW eingingen. „Wir hatten schon vorher eine Werbekampagne gestartet. Nach dem Hochwasser hat man uns dann arbeiten sehen. Das hat viele motiviert, bei uns mitzumachen.“

Auf die Aspiranten, deren Altersspanne von 20 bis 50 Jahre reicht, wartet nun eine Grundausbildung mit 100 Unterrichtsstunden in insgesamt elf Fächern samt Abschlussprüfung.

Agentur hilft

Wer Interesse hat, sich einer Hilfsorganisation anzuschließen, kann sich an die Ehrenamtsagentur des Kreises wenden. Sie stellt den Kontakt zu Feuerwehr, THW, DRK, DLRG, Maltesern und weiteren Gruppen her. Erreichbar ist sie per E-Mail und unter Tel. 0 22 51/15 13 61. (ejb)

ehrenamt@kreis-euskirchen.de

Der Ortsverband Schleiden hatte Anfragen von zwölf Interessierten. „Acht davon haben wir schon aufgenommen. Sie haben mittlerweile ihre Ausbildung begonnen. Ende des Jahres sollen sie die Prüfung machen“, sagt Daniel Schwarzer. Bleiben die Neuen bei der Stange, wird sich die Zahl der Aktiven, momentan 38 (plus 24 in der Jugendgruppe) , merklich erhöhen.

Für Schwarzer steht fest, dass die Präsenz während der Wochen nach der Katastrophe ausschlaggebend für den Mitgliederzuwachs war: „Die Leute haben gesehen, was das THW kann und wozu es da ist.“

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