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Update

An der Erft
Weltkriegsbombe in Euskirchen gesprengt – Nun sind auch alle Straßen frei

4 min
Hinter mehreren Gebäuden im Euskirchener Gewerbegebiet ist das hochsteigende Erdreich während der Sprengung zu sehen.

Der Moment der Sprengung: Nach rund sieben Stunden war die Gefahr, die von dem Blindgänger ausging, gebannt. Die Feuerwehr machte von der L194 dieses  Foto.

1100 Euskirchener konnten erst am Abend wieder in ihre Wohnungen. Doch einige Straßen mussten gesperrt bleiben.

Um kurz nach 20 Uhr kam die endgültige Entwarnung. Eine 250 Kilogramm schwere US-amerikanische Fliegerbombe, die am Mittwochvormittag in der Erft in Euskirchen gefunden worden war, war rund eine Stunde zuvor vom Kampfmittelbeseitigungsdienst kontrolliert gesprengt worden. 1100 Menschen, die ab dem Mittag ihre Häuser verlassen mussten beziehungsweise nicht mehr betreten durften, konnten nun erleichtert in diese zurückkehren.

Zunächst konnten einige Straßen nicht freigegeben werden, weil sie durch die Sprengung verschmutzt waren. Doch am späten Abend teilte die Stadt mit, dass die L194 sowie die Kreuzung zur Kölner Straße/Bonner Straße gereinigt worden sind und wieder befahren werden können.  Die Ringe waren bereits kurz nach der Sprengung befahrbar.

Der Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg war im Rahmen einer Baumaßnahme nahe der Alfred-Nobel-Straße gefunden worden. Sein Fund hatte große Teile der Euskirchener Kernstadt für Stunden lahmgelegt.

Zwei Männer stehen vor einem Loch in der Erde.

Auftrag erledigt: Christoph Wassenberg (l.) und Stefan Höreth vom Kampfmittelbeseitigungsdienst vor dem Loch, in dem der Blindgänger kontrolliert gesprengt worden war.

Arbeiter stehen an der Baustelle an der Erft.

In der Erft ist eine Weltkriegsbombe gefunden worden. Dieses Bild wurde am Dienstag aufgenommen.

Gegen Mittag hatte die Stadt Euskirchen den Bombenfund bekanntgegeben. Und, dass eine eher aufwendige Beseitigung bevorsteht. Eine Untersuchung habe ergeben, dass ein Zünder an dem Blindgänger beschädigt ist.

Feuerwehr und Polizei waren in Euskirchen im Einsatz

Ab 13.45 Uhr wurde der Evakuierungsbereich, der einen 500 Meter großen Radius um die Fundstelle umfasste, gesperrt. Im Einsatz waren neben dem Ordnungsamt der Stadt auch Kräfte der Feuerwehr und der Polizei.

Zu dem Bereich gehörten die Bahnstrecke Euskirchen-Köln, die Bundesstraße nach Rheinbach sowie die Kölner Straße Richtung Weilerswist und die L194 nach Bad Münstereifel. Zunächst hieß es, dass sich auch die Kreispolizei an der Kölner Straße im Bereich der Evakuierungen befinde, doch das bestätigte sich nicht.

„Der auf einer Karte zunächst eingezeichnete Radius wurde wieder geändert“, erklärte Polizeisprecher Franz Küpper. Dadurch habe sich das Polizeigebäude nicht mehr darin befunden und musste nicht geräumt werden.

Malteser-Hilfsdienst kümmerte sich im Emil-Fischer-Gymnasium um Evakuierte

Für die Bewohner des betroffenen Evakuierungsbereiches, die nicht bei Familien oder Freunden unterkamen, wurde ab 14.30 Uhr eine Sammelstelle im Emil-Fischer-Gymnasium (EFG) eingerichtet. Bis zum Ende der Maßnahmen kümmerten sich dort zwölf Aktive des Malteser-Hilfsdienstes, der von der Stadt Euskirchen engagiert worden war, um sie.

Ein Malteser-Mitarbeiter im Gespräch mit Evakuierten.

Der Malteser Hilfsdienst kümmert sich im Emil-Fischer-Gymnasium in Euskirchen um etwa 30 Menschen und zwei Hunde, die wegen des Bombenfunds in der Erft ihre Wohnungen verlassen mussten.

Um 15 Uhr hielten sich nach Angaben von Lars Jürgensonn, Leiter der Betreuungsstelle, etwa 30 Menschen in der Mensa auf. Einige Evakuierte, die mit ihren Hunden zum „Emil“ gekommen waren, verbrachten die Zeit unter einem Zelt vor dem Haupteingang des Gymnasiums.

Zudem erwartete das Malteser-Team den einen oder anderen sogenannten Liegentransport. Mithilfe von Krankentransportwagen wurden Menschen, die nicht gut zu Fuß sind, in ihren Wohnungen abgeholt und zum EFG gefahren.

Euskirchen: Die Entschärfung der Bombe zog sich hin

Die Entschärfung und Sprengung sollte zunächst gegen 15.30 Uhr stattfinden. Doch gegen 15.20 Uhr teilte Tim Nolden, der Pressesprecher der Stadt Euskirchen, mit, dass die Evakuierung noch nicht abgeschlossen sei. Das bestätigte auch ein Feuerwehrmann vor Ort: „Wir sind erst mit der zweiten Runde, die Menschen rauszuklingeln, fertig geworden.“

Nach der vollständigen Evakuierung werde es dann noch eineinhalb Stunden dauern, bis die Gefahr beseitigt sei, so Nolden. Wie er sagte, befanden sich an dem Blindgänger zwei Zünder – einer, der entschärft werden könne, aber auch einer, der eine Sprengung notwendig mache.

„Da erst ein Zünder der Bombe entfernt werden musste, bevor die Bombe mit Sprengstoff versehen und die Grube mit Sand verfüllt werden konnte, dauert der Vorgang noch an“, teilte die Stadt um kurz nach 18 Uhr mit. Mit der Sprengung sei nicht vor 18.30 Uhr zu rechnen. Doch es sollte sich hinziehen.

Luftkarten hatten Hinweise auf den Bildgänger in der Erft geliefert

Erst kurz nach 19 Uhr konnte Nolden melden, dass die Sprengung erfolgreich gelaufen sei. Später kam dann die Entwarnung. Diese wurde auch über die Apps Nina und Katwarn verbreitet, die gegen 14 Uhr ausgelöst hatten, um auf den Fund des Blindgängers und dessen Folgen hinzuweisen.

Die Bombe war im Rahmen von Baumaßnahmen des Erftverbandes gefunden worden. Weil der Kampfmittelbeseitigungsdienst aufgrund von Luftkarten davon ausging, dass sich unter der Erft ein Blindgänger befindet, wurde der Fluss am Dienstag umgeleitet, um im Trockenen mit einem Bagger vorsichtig die Erde abtragen zu können. Am Mittwoch trat der Blindgänger dann zutage.

Bei der Baumaßnahme handelt es sich um die Wiederherstellung eines Unterhaltungsweges, der durch die Flutkatastrophe im Juli 2021 zerstört worden war. Dabei soll auch wieder ein Radweg entstehen, denn bis zur Sperrung war der Bereich bei Radlern sehr beliebt. Die Kosten dafür trägt die Stadt. Für die gesamten Arbeiten hatte der Erftverband 12 bis 15 Wochen veranschlagt.