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RestaurierungDie Steinfelder Heiligenfiguren sind in die Jahre gekommen

Lesezeit 5 Minuten
Eine Frau steht zwischen zwei großen Heiligenfiguren in einem Atelier.

Viel Arbeit hat Restauratorin Sarah Renner bei der Restaurierung der beiden Skulpturen noch vor sich.

Zwei Figuren aus der Basilika Steinfeld aus dem 15. Jahrhundert werden restauriert. Ein Gutachter wies schon 2012 auf ihren schlechten Zustand hin. 

„Hermann Josef hatte noch keine Pflaster“, schmunzelt Maria Mattes, die Koordinatorin des Kirchengemeinde-Verbandes Kall-Nettersheim. Ganz im Gegensatz zur Skulptur des heiligen Potentinus, bei der das Japanpapier, das zur Notsicherung verwendet wird, schon an vielen Stellen im Einsatz ist.

Aber auch bei Hermann Josef, dessen Ebenbild nicht so filigran gearbeitet ist und der als Mönch dargestellt ist, gab es einige Schäden. Deshalb wurden die beiden Skulpturen aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, die beide hohl sind, jetzt zur Auffrischung in eine Restaurierungswerkstatt nach Euskirchen gebracht.

Figuren aus der Steinfelder Basilika sind mehrere 100 Jahre alt

2012 war in einer gutachterlichen Stellungnahme des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) auf den schlechten Zustand der Potentinus-Figur hingewiesen worden. „Mit der Vorbereitung der Restaurierungsmaßnahme haben wir 2020 begonnen“, erinnert sich Mattes. Neben dem LVR seien auch das Bistum Aachen und die untere Denkmalschutzbehörde beim Kreis Euskirchen an den Planungen beteiligt gewesen. „Im Sommer 2021 haben wir dann den Antrag eingereicht“, sagt die Koordinatorin.

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„Die Figuren sind aus Eichenholz gefertigt und stammen aus der Werkstatt von Meister Tilman aus Köln“, erzählt Mattes. Während die Skulptur von Hermann Josef sehr schlicht gehalten ist, wurde Potentinus sehr aufwendig in Rüstung dargestellt. Seine Skulptur wurde in den gut 500 Jahren ihres Bestehens mehrfach übermalt.

Fachleute des LVR sehen in ihr eine qualitativ sehr hochwertige und wichtige Arbeit von Meister Tilman. „Es handelt sich um eine extrem hochwertige Schnitzkunst mit unglaublich vielen Details,“, sagt auch Restauratorin Sarah Renn. Die Figur des Hermann Josef wiederum müsse aus einem riesigen Stamm gefertigt worden sein: „Außer einer Hand wurde alles aus einem Stück geschnitzt.“

„Im Vorfeld wurde bei Potentinus diskutiert, welcher Zustand wieder hergestellt werden soll“, berichtet Pfarrer Wieslaw Kaczor. Ursprünglich sei die Skulptur wohl unbemalt gewesen, später sei sie dann aber mehrfach bemalt worden.

„Ich wollte, dass die Besucher ihren Potentinus wieder erkennen und habe mich deshalb für die aktuelle Farbgebung ausgesprochen“, sagt der Pfarrer. Das sei auch die preisgünstigste Variante gewesen, denn sonst hätten die alten Schichten aufwendig entfernt werden müssen.

Rund 25.000 Euro kostet Restaurierung einer Figur

Den Transport der Figuren übernahm eine Spezialfirma. „Beide Figuren wurden vorsichtig mit einem speziellen Hubwagen von ihren Standplätzen heruntergeholt und dann im Lkw im Stehen transportiert“, berichtet Mattes. Rund 25.000 Euro sind für die Restaurierung vom Potentinus eingeplant, 20.000 Euro für Hermann Josef. „Die Kosten übernehmen zum Großteil die Stiftung Denkmalschutz, die Stephany-Stiftung des Bistums und ein privater Spender“, erklärt Wieslaw.

Das Schadensbild an den beiden Figuren ist ähnlich: Sie sind von einer Schmutzschicht bedeckt und haben zahlreiche Fehlstellen. Bei Potentinus wurden deshalb schon in der Vergangenheit die Notsicherungen mit Japanpapier durchgeführt.

„Das Holz arbeitet bei klimatischen Veränderungen. Dadurch gibt es Bewegungen an der Oberfläche“, erklärt Renn. In der Steinfelder Basilika gebe es über das Jahr hinweg große Klimaschwankungen. Weil die Malereien starr seien, würden sie sich lösen, wenn sich das Holz darunter bewege. Dann entstünden auch die Risse.

Öl schädigte die Steinfelder Heiligenfiguren

Die Restauratorin weiß auch, warum der Potentinus wesentlich größere Schäden als der Hermann Josef aufweist: „Bei beiden Skulpturen wurde um 1930 eine Ölschicht aufgetragen. Darauf wurde dann die Grundierung aufgebracht.“ Öl sei aber keine haftfähige Grundlage.

Die Ölschicht sei bei Potentinus wesentlich dicker, die Schäden deshalb größer. Zudem habe die Skulptur einen geringeren Umfang und reagiere deshalb schneller auf Klimaschwankungen. Über die Jahrhunderte hinweg habe Potentinus zudem auch an Volumen verloren.

Bei der Restaurierung wird filigran gearbeitet

Bei Restaurierungen 2012 hätten die Fachleute vom Landschaftsverband Rheinland keine Mittel gehabt, um die abstehenden Materialien wieder zu befestigen. „Dank neuer Materialien haben wir jetzt eine Lösung gefunden“, sagt die Restauratorin. Ein wasserlöslicher Kunstharz werde eingesetzt, der sehr alterungsbeständig sei, aber auch wieder entfernt werden könne.

„Mit einer feinen Spritze wird der Harz zwischen den Schadstellen aufgetragen“, erzählt Renn. Einen Tag müsse man dann warten, ehe man die Malereien erwärmen und sie vorsichtig wieder mit dem Holz verbinden könne.

Hunderte Stunden Arbeit werden in die Skulpturen gesteckt  

In Euskirchen steht zuerst eine eingehende Bestandsaufnahme und eine vorsichtige Reinigung der Skulpturen an. Danach werden die großen Fehlstellen, die frontal sichtbar sind, mit einem Leimkreidekitt nach historischer Rezeptur gekittet, ehe die Retuschen anstehen. Bei Potentinus rechnet Renn mit einem Arbeitsaufwand von 400 bis 500 Stunden: „Bei Hermann Josef gehe ich von 300 bis 350 Stunden aus.“

Die Rückkehr nach Steinfeld ist für den Herbst geplant. „Man weiß natürlich nie, was noch so unverhofft auftaucht“, sagt Mattes. „Statuen sind ein Kultgegenstand. Die Menschen brauchen Bilder, um sich die Heiligen vorstellen zu können“, erklärt Pfarrer Wieslaw.

Sie seien eine kleine Hilfe zum Gebet. Das nächste Projekt, das der Pfarrer angehen will, ist eine Reinigung des Kircheninnenraums: „Nach zehn Jahren Baustelle hat sich dort einiger Staub angesammelt.“


Bild bei Flutkatastrophe beschädigt

Ein Barockgemälde aus dem frühen 18. Jahrhundert aus der katholischen Kirche in Gemünd wird in der Werkstatt von Sarah Renn ebenfalls restauriert. „Das Bild hatte nach der Flutkatastrophe im Juli 2021 einen Wasserschaden und war zu dreiviertel mit Schlamm bedeckt“, erzählt die Restauratorin.

Den Schlamm habe man mit einem saugfähigen Vlies und einem Lösungsmittel in mehreren Durchgängen beseitigt. Die Konservierung sei abgeschlossen, nun müssten die Fehlstellen noch retuschiert werden.

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