Die IHK Aachen hatte zur Schiffstour zum Thema Eifel-Tourismus geladen. Es kamen sowohl Fortschritte als auch Herausforderungen zur Sprache.
IHK-TreffenDie Eifel-Touristiker wollen ihre Kräfte noch mehr bündeln

Netzwerken beim Sundowner: An Deck der „Stella Maris“ tauschten sich Vertreter von Wirtschaft und Tourismus in der Region aus.
Copyright: Berthold Strauch
Alle in einem Boot. Das war durchaus wörtlich zu nehmen, als die Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen zum Sommerempfang für Tourismus und Gastgewerbe die Akteure der wirtschaftlich für die Region so wichtigen Branche auf die „Stella Maris“ eingeladen hatte.
Neben der zum Netzwerken gedachten Rundfahrt gab es erste Einblicke, wie sich die zum Jahresbeginn neu formierte und von den Geschäftsführern Astrid Joraschky und René Wißgott gesteuerte Rureifel Tourismus GmbH im Markt schlägt.
Darin wollen die Kommunen Hürtgenwald, Kreuzau, Roetgen, Simmerath, Heimbach, Monschau, Nideggen und Stolberg sowie der Kreis Düren und die Städteregion Aachen ihre Kräfte bündeln. „Kooperation als Schlüssel zum Tourismuserfolg“, so lautete auch das Motto der Veranstaltung, zu der Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier die rund 120 Gäste in Rurberg willkommen hieß.
Alles zum Thema Eifel
- Biber Backyard Ultra Markus Habermann aus Kreuzweingarten lief 31 Stunden
- A1-Weiterbau Jetzt will der Minister aus der Eifel beim Lückenschluss Tempo machen
- Feierstunde mit Minister Die Bahn ist nach vier Jahren zurück auf der Eifelstrecke
- Clean-up 14 Tonnen wilden Mülls sammelten Freiwillige in der Natur des Kreises Euskirchen
- Unwetter über NRW Hitzegewitter im Westen – auch am Sonntag drohen Schauer
- Wetter in Köln und Region Erst schwüle Hitze, dann Gewittergefahr
- Zu wenig Angebote für Gäste Wirtschaft Schleidener Tal leidet unter den Folgen der Flut
Eifel wird als „echte Tourismusregion mit einem klaren Profil“ beschrieben
Mitten in der Natur, Gastfreundschaft, landschaftliche Vielfalt – diese Eckpfeiler der Eifel stellte Grüttemeier in den Mittelpunkt: „Sie hat sich zu einer echten Tourismusregion mit einem klaren Profil entwickelt.“ Zudem sprach er von einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor, von dem auch Einzelhandel und Handwerk profitierten: „In der Eifel sind Natur, Ruhe und Qualität gelebte Realität.“ Die Kooperation aller Beteiligten sei eine Aufgabe, die allen zugutekomme.
An Beispielen wie dem Eifelsteig unterstrich Grüttemeier, dass es sich lohne, etwa in Wegeinfrastruktur zu investieren: „Mittlerweile ist der Eifelsteig eine der beliebtesten Wanderrouten in Deutschland.“ Zu dieser positiven Entwicklung habe auch der Nationalpark beigetragen.
„Dass er der einzige in Nordrhein-Westfalen bleibt, damit können wir gut leben“, verwies Grüttemeier mit einem Augenzwinkern und begleitet vom Applaus der Zuhörer auf die gescheiterten Pläne zur Gründung eines weiteren NRW-Nationalparks.
Experte der IHK Aachen sieht viel Bewegung am Rursee
Philipp Piecha, Teamleiter Standort und Infrastruktur der IHK, stellte heraus, dass derzeit am Rursee viel in Bewegung sei. Der Bau der Promenade in Rurberg sei eine entscheidende Investition, von der viele gastronomische Anbieter und Hoteliers profitieren. Laut Piecha wurden 2024 im IHK-Bezirk 1,5 Millionen Ankünfte von Gästen verzeichnet – ein Plus von drei Prozent. Bei den 3,5 Millionen Übernachtungen sei es eine Steigerung um 1,8 Prozent. Gewachsen sei zudem die Zahl der internationalen Gäste um sieben Prozent. Piecha: „Die Region wird international anerkannt.“
Als Herausforderungen nannte er den Fachkräftemangel, den „richtigen Einsetzen von Künstlicher Intelligenz“, steigende Kosten bei Energie und Lebensmitteln sowie wachsende bürokratische Auflagen, etwa bei Verpackungs- und Bettensteuer.
Um in Zukunft relevant zu sein und im Wettbewerb bestehen zu können, bedarf es eines Relaunchs der elf touristischen Anlaufstellen im Kreis Euskirchen.
In kurzen Talkrunden äußerten sich Heimbachs Bürgermeister Jochen Weiler (CDU) als Chef der Rureifel Tourismus GmbH, Martin Conzelmann von der Rursee-Schifffahrt, Achim Pröpper vom „Schloß-Café und Hotel Royal“ in Monschau, Rureifel-Tourismus-Geschäftsführer René Wißgott und Iris Poth, Geschäftsführerin der Nordeifel Tourismus GmbH und in der Kreisverwaltung Euskirchen Leiterin der Stabsstelle für Struktur- und Wirtschaftsförderung, ihre Einschätzungen zur Tourismusentwicklung in der Eifel.
Jochen Weiler, ganz Werbebotschafter, sprach von einem „wunderbaren Fleckchen Erde“, das alle Partner in der Rureifel Tourismus GmbH eine. Seiner kleinen Stadt Heimbach alleine wäre es gar nicht möglich, sich entsprechend zu vermarkten.
Heimbacher Bürgermeister lobt das Zusammengehörigkeitsgefühl
Er erinnerte an den Anstoß zur Gründung 2021 – unter anderem, weil eigentlich alle Partner zu wenig hatten und es zudem beträchtliche Parallelstrukturen gegeben habe. Nach langen Beratungen habe man sich zusammengerauft, das Zusammengehörigkeitsgefühl sei stärker geworden.
René Wißgott bekräftigte dies, obschon man sicher den Aufwand unterschätzt habe, den die Zusammenfügung der fünf bisherigen Organisationen bedeute. Und es gebe noch viele Nebenkriegsschauplätze, etwa das Implementieren eines gemeinsamen Kassensystems mit Buchhaltung – „was viel Spaß macht“, wie er mit leicht ironischem Lächeln formulierte.
Iris Poth machte den Erfolg der gemeinsamen Anstrengungen auch an etlichen Auszeichnungen fest, so die Ehrung als „nachhaltigste Tourismus-Destination“. Zudem sprach sie über die Überarbeitung der Tourist-Infos, ein Projekt, das bis Dezember 2026 laufe und ein Volumen von 3,4 Millionen Euro habe.
Kreis Euskirchen: Kommunen werden in die Entscheidungen einbezogen
„Um in Zukunft relevant zu sein und im Wettbewerb bestehen zu können, bedarf es eines Relaunchs der elf touristischen Anlaufstellen im Kreis Euskirchen. Neben der reinen Informationsvermittlung fungieren sie heutzutage mehr und mehr als Inspirationsquelle“, so Poth
Bereits entwickelt sei ein Corporate Design (CD). Die Planung werde mit den Kommunen abgestimmt, die konkrete Umsetzung sei für das Frühjahr 2026 geplant. Dazu zählten die Schaffung von Erlebnisinseln, Sitzmöglichkeiten mit hohem Aufenthaltscharakter und Möglichkeiten, in Themenwelten einzutauchen.
Achim Pröpper verwies vor der „Traumkulisse auf dem Rursee“ darauf, dass die Stadt Monschau vielfach von kostenloser Werbung profitieren könne, nicht nur durch die Auszeichnung als „schönste Kleinstadt Deutschlands“, sondern auch durch Fernsehserien wie „Eifelpraxis“ und „Bares für Rares“.
All dies habe die Nachfrage deutlich belebt, so der Gastronom und Hotelier. Von der Fusion zur Rureifel Tourismus GmbH sei er von Anfang an überzeugt gewesen – was nicht alle in Monschau so sehen: Die neue Organisation könne eine deutliche Bereicherung für die Region sein.
Erhebliche Einbußen wegen Großbaustelle in Rurberg
Die Erreichbarkeit des Schiffsanlegers in Rurberg ist mittlerweile während der Großbaustelle für die Rurseepromenade zwar deutlich verbessert worden. Dennoch führte Martin Conzelmann, Prokurist der Rursee-Schifffahrt, Klage darüber, wie sehr die Bauarbeiten in der Hauptsaison seinen Betrieb beeinträchtigten.

Selbst ist die Rursee-Schifffahrt: Mit eigenen Schildern weist sie in der Promenaden-Baustelle zu ihren Anlegestellen.
Copyright: Berthold Strauch
Die aktuelle Baustelle in Rurberg bezeichnet Martin Conzelmann als große Herausforderung. Er hoffe, dass die Promenade in Zukunft einen Schub geben werde. Bis dahin ist es jedoch schwierig: In der Bauphase habe es keine Absprache mit der Gemeinde und keine Informationen gegeben, so Conzelmann. Auch klagt er über die fehlende Beschilderung, die er inzwischen in eigener Regie aufstellen ließ, damit die Fahrgäste den Umweg zum Anleger Obersee überhaupt finden.
Die geschäftlichen Einschnitte bezeichnet Conzelmann als „unerfreulich“: Er spricht von einem Rückgang der Fahrgastzahlen in Rurberg um 15 Prozent, ebenso bei der Zwei-Seen-Tour auf Rurtalsperre und Obersee. Er kündigte an, dass die „Stella Maris“ im nächsten Jahr auch, wie bereits der Antrieb der „Aachen“, ökologisch umgerüstet werde.