Die NRW-Stiftung fördert den Naturpark Nordeifel bei der Entwicklung einer neuen Smartphone-App, die zum Naturerlebnis beitragen soll.
Naturpark-WettbewerbWie Augmented Reality Biber und Wolf in der Eifel sichtbar machen soll

Die Narzissenblüte lockt im Frühling viele Naturliebhaber in die Nordeifel – was auf den Schutzflächen aber auch zu Schäden führen kann. Digitale Angebote wie die geplante App sollen daher auch zur besseren Besucherlenkung eingesetzt werden.
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Eltern pubertierender Kinder kennen das: Während des gemeinsamen Sonntagsspaziergangs ist man froh, wenn die Augen der Teenager einmal nicht ständig auf das Smartphone gerichtet sind. Schließlich ist die Natur in der Nordeifel doch so schön, und wer Glück hat, der kann bei einer Wanderung auf dem Eisvogelweg im Platißbachtal bei Hellenthal vielleicht auch einen der namensgebenden Vögel beobachten.
Daher mag es vielleicht ein wenig verwunderlich klingen, wenn der Naturpark Nordeifel jetzt richtig viel Geld (in der Summe rund eine halbe Millionen Euro) für die Entwicklung einer eigenen „Augmented Reality“-App ausgeben will. Mithilfe dieser App sollen über das Display von Mobiltelefonen und Tablets digitale Inhalte in der realen Welt erlebbar gemacht werden.
„Das ist für uns ein wichtiger Schritt bei der Digitalisierung von Informationen“, sagte Dominik Hosters, Geschäftsführer des Naturparks, bei einem Ortstermin unweit der Narzissenwiesen bei Hollerath.
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App-Nutzung bietet Mehrwert beim Naturerlebnis in der Nordeifel
Mit dieser Idee hat der Naturpark Nordeifel in diesem Jahr den ersten Platz im Naturpark-Wettbewerb des Landes NRW gewonnen (siehe „Naturpark Nordeifel auf Platz 1“). Der Mehrwert für den Nutzer entsteht dabei durch eine gekonnte Einbindung von Zusatzinformationen, etwa zur Artenvielfalt oder zu weiteren touristischen Angeboten in der Umgebung. „Außerdem können auf diese Weise Vorgänge sichtbar gemacht werden, die sonst im Verborgenen ablaufen – etwa die Vermehrung der Narzissen über Tochterzwiebeln oder Prozesse innerhalb eines Moors“, so Hosters.

Die NRW-Stiftung unterstützt den Naturpark Nordeifel bei der Realisierung des Projekts: Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann (2.v.l.) überreichte die Fördersumme an Manfred Poth (l.) und Dominik Hosters. Touristiker René Wißgott (r.) freut sich ebenfalls über die gute Zusammenarbeit der beteiligten Partner.
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Auch bei der Besucherlenkung könnte die App wichtige Aufgaben übernehmen. „Wir könnten zum Beispiel Flächen darstellen, die nicht betreten werden dürfen“, sagte Hosters mit Blick auf die empfindlichen Narzissenbiotope. So könnten Trittschäden auf den Wiesen vermieden werden, denn während der Blütezeit im Frühjahr kommt es immer wieder vor, dass sich nicht alle Besucher an die ausgewiesenen Pfade halten.
Insgesamt sollen mindestens sechs Erlebnis-Stationen im Naturpark-Gebiet eingerichtet werden.
Die Narzissenwiesen sind aber nur ein mögliches Schutzgebiet, das bei der Entwicklung der App mit eingebunden werden soll. „Insgesamt sollen mindestens sechs Erlebnis-Stationen im Naturpark-Gebiet eingerichtet werden“, so der Geschäftsführer weiter. Aktuell laufe die Auswahl der möglichen Standorte in der Nordeifel.
NRW-Stiftung fördert die Entwicklung der App mit bis zu 80.000 Euro
Vor Ort können die Nutzer über einen QR-Code die virtuellen Inhalte für das entsprechende Schutzgebiet laden. „Die Nutzung der App soll allerdings nur punktuell erfolgen, damit man sich danach wieder auf das reale Naturerleben konzentrieren kann“, erläutert Manfred Poth, Vorsitzender des Naturpark-Vereins: „Man muss also nicht die ganze Zeit mit dem Handy rumlaufen.“
Bis man die App auf dem eigenen Smartphone installieren kann, wird es allerdings noch ein Weilchen dauern: Innerhalb des dreijährigen Projektzeitraums soll die Entwicklung der App umgesetzt werden. „Bis Ende des Jahres 2027 müssen wir allerdings damit fertig sein“, bestätigt Naturpark-Geschäftsführer Hosters.
Im Rahmen der Co-Finanzierung muss der Verein zusätzlich zur Fördersumme von 400.000 Euro einen Eigenanteil in Höhe von 100.000 Euro aufbringen. Eine Hürde auf dem Weg zur fertigen App hat der Naturpark jetzt genommen: Den Großteil dieser Summe hat die NRW-Stiftung zur Verfügung gestellt. Vorstandsmitglied Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann überreichte beim Ortstermin eine entsprechende Zusage über einen Zuschuss von bis zu 80.000 Euro an Hosters und Vereinschef Manfred Poth. Die beteiligten Landkreise und Kommunen sollen den Rest der Projektkosten tragen.
Tourismus-Experten versprechen sich viel von neuen digitalen Angeboten
Die gute Zusammenarbeit mit der NRW-Stiftung und dem Naturpark Nordeifel aus Sicht der touristischen Organisationen betonte unterdessen René Wißgott, Geschäftsführer der Rureifel Tourismus GmbH. Und gerade beim Ausbau digitaler Informationssysteme sieht er große Chancen. „Die geführten Bibertouren an der Rur sind zum Beispiel ein sehr gefragtes Angebot“, berichtete Wißgott: „Aber nicht immer haben wir genug Guides, die eine solche Tour anbieten können – und manchmal sieht man halt einfach keinen Biber, was dann für die Teilnehmer auch enttäuschend ist.“
Digitale Angebote, mit deren Hilfe man dann doch einen virtuellen Biber, Schmetterling oder vielleicht auch Wolf erleben könne, seien dann eine prima Alternative, um solche schwer sichtbaren Arten in ihrem natürlichen Lebensraum erlebbar zu machen.
Naturpark Nordeifel auf Platz 1
Die Naturparke Nordeifel, Rheinland und Teutoburger Wald/Eggegebirge haben den diesjährigen Förderwettbewerb „Naturpark.2027.Nordrhein-Westfalen“ des Umweltministeriums Nordrhein-Westfalen gewonnen.
Auf den ersten Platz wählte die Jury einstimmig den Naturpark Nordeifel mit dem Beitrag „Naturpark Nordeifel Digital: Augmented Reality für Umweltbildung, Gästeinformation und Besucherlenkung entlang von Schutzgebieten“. Die Fördersumme beträgt 400.000 Euro. 100.000 Euro muss der Naturpark als Eigenleistung selbst aufbringen.
Mit der Förderung möchte der Naturpark Nordeifel attraktive Naturerlebnisse mit virtuellen Angeboten vereinen, um so die Bedeutung der biologischen Vielfalt zu vermitteln, ohne empfindliche Naturräume zu beeinträchtigen. Die Wahrnehmung der realen Natur werde dabei nicht durch eine virtuelle Welt ersetzt, sondern um virtuelle Informations- und Erlebnisangebote ergänzt.
Seltene Arten virtuell anschauen
Mit Augmented Reality könnten zum Beispiel seltene und schwer zu entdeckende Arten wie der Blauschillernde Feuerfalter direkt in ihrem natürlichen Lebensraum virtuell dargestellt werden, ohne die Natur zu stören.
„Die Naturparke sind wichtige Partner bei der Bewahrung unseres Naturerbes und der Regionalentwicklung“, sagte NRW-Umweltminister Oliver Krischer bei der Siegerehrung in Düsseldorf: „Mit viel Kreativität und Engagement schützen unsere Naturparke die biologische Vielfalt und machen sie gleichzeitig erlebbar. Davon profitieren auch der Naturtourismus und die wirtschaftliche Entwicklung der Regionen.“