Interessierte können am 5. Oktober von Blankenheim über Hellenthal, Wahlen, Dahlem, Nettersheim und Zülpich den Geschichtsspuren nachgehen.
3D-Modell lässt Burg auferstehenArchäologietour Nordeifel am Sonntag hat sechs Stationen

Die Stationen der Archäologietour, hier der Grüne Pütz bei Nettersheim, stellten Enya Zorn (v.l.), Hans-Gerd Dick, Alexander Mauel, Nicole Habrich, Dr. Ulrike Müssemeier und Iris Poth vor.
Copyright: Stephan Everling
Manch Altbekanntes wirkt in neuem Licht ganz anders. Wie der Römerkanal, eines der faszinierenden Bauwerke, mit dem die Römer die Region geprägt haben. Eigentlich ist er ziemlich gut erforscht, doch stets gibt es neue Fragen. Aber auch Antworten. Die erfahren die Besucher der Archäologietour am Sonntag, 5. Oktober, wenn von 10 bis 18 Uhr die Archäologen an sechs Stationen bei freiem Eintritt ihr Wissen weitergeben.
Gezeigt wird ein vielfältiges Spektrum aus der Frühzeit über die Antike bis in die Neuzeit: Von Blankenheim über Hellenthal, Wahlen, Dahlem, Nettersheim und Zülpich führt die Tour die Besucher. Dabei ist die Veränderung der Umwelt durch Überschwemmungen auch ein Thema. Dazu gibt's an den Stationen der Tour, die vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege und der Nordeifel Touristik veranstaltet wird, ein Rahmenprogramm und Verpflegung.
Archäologen berichten von neuen Erkenntnissen zu den Römern
Der Grüne Pütz in Nettersheim, Startpunkt der römischen Wasserleitung nach Köln, wird eine der sechs Stationen sein. Dort wurden im Zuge des Wiederaufbaus der Eifelbahn neue Untersuchungen über den Verlauf des Kanals durchgeführt. Wo bisher nur Schätzungen über den Verlauf möglich waren, konnten auf der Bahnbaustelle Funde gesichert und kartografiert werden, die einen anderen Verlauf des Kanals deutlich machen als bisher angenommen.
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Der Grund liege in den Veränderungen, die das Urfttal im Laufe der Jahrhunderte erfahren habe – auch durch Überflutungen. „Das Relief des Tales war anders als bisher angenommen“, führte Dr. Ulrike Müssemeier vom LVR aus. Was gerade für den Römerkanal wichtig ist, denn da das Wasser stets bergab fließt, haben die römischen Baumeister mit großem Geschick den Kanal so dem Geländeprofil angepasst, dass immer ein Gefälle gewährleistet war.

Bei einer Wanderung in der Eifel sind immer wieder Spuren des Römerkanals zu entdecken.
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„Klaus Grewe, Spezialist für den Römerkanal, hat das so verdeutlicht, dass man in Nettersheim eine Bowlingkugel in den Kanal legen konnte, die schließlich in Köln angekommen wäre“, berichtet Müssemeier. Auch wenn das angesichts der Brunnenstuben im Verlauf und dem Mangel an Bowlingkugeln zur Römerzeit vielleicht doch ein bisschen schwierig gewesen sein dürfte.
Heute ist der Kanal vielfach unterbrochen. Auch unter der Bahntrasse sind oft nur Spuren der römischen Wasserleitung zu erkennen. Das verdeutlichte Müssemeier anhand von Fotos der Ausgrabungen. Dadurch sei es möglich gewesen, den Verlauf des Kanals neu zu bestimmen. Von ihrer Arbeit und den aktuellen Erkenntnissen werden die Archäologen am Sonntag berichten.
Bodenschichten liefern wertvolle Infos zur Historie
In Blankenheim ist die Erdgeschichte an Bodenschichten abzulesen, die die Forscher freigelegt haben. Zwei Geowissenschaftler werden am Sonntag dort bereitstehen, um die Erkenntnisse vorzustellen, auch werden Rohrstockprofile genommen. „Die Forscher werden erläutern, was von den Bodenprofilen abgelesen werden kann“, so Müssemeier.

Spuren des Römerkanals wurden beim Wiederaufbau der Bahntrasse im Urfttal gesichert.
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Eingelagerte Pollen geben den Experten Hinweise auf Art und Dichte des Bewuchses, eine Datierung erfolgt per Kohlenstoffanalyse. So lässt sich die Veränderung der Landschaft rekonstruieren. „Der aktuelle Zustand der Ahr ist jung, das sah vor tausend Jahren dort ganz anders aus“, erklärte Müssemeier. Auch hier hat die Flutkatastrophe eine Rolle gespielt – doch da es an der Ahr immer wieder zu Hochwasser und Überschwemmungen gekommen ist, ist sie nicht alleine für die Veränderungen verantwortlich.
3D-Modell offenbart die Spuren einer Burg am Altenberg
An einem steilen Berghang zwischen Wollenberg und Kammerwald liegt der Altenberg. Und der Name gibt den Hinweis, dass es dort mal eine Burg gegeben hat. Der Standort einer mittelalterlichen Anlage ist eigentlich schon lange bekannt, doch auch an dieser Station biete der Fortschritt der Technik neue Möglichkeiten, führte Müssemeier aus.
Die Reliefdaten des Geländes seien neu ausgewertet worden, sodass Bilder von der Burgwüstung erstellt worden seien, die neue Details zeigen. „Wir haben auf diese Weise auch einen Rundturm lokalisieren können“, sagte sie. So seien neue Erkenntnisse ohne weitere Ausgrabungen möglich. Ein 3D-Modell der Anlage aus dem 10. bis 12. Jahrhundert wird gezeigt. Die Station der Archäologietour wird auf dem Dorfplatz eingerichtet, da der Burghügel als eigentliche Fundstelle nicht zugänglich sein wird.
Kloster Steinfeld wurde über einen Kanal mit Wasser versorgt
Wasser ist auch in Wahlen das Thema. Dort wurde 1960 ein Kanal entdeckt, mit dem das Kloster Steinfeld mit Trinkwasser versorgt wurde. Im Jahr 1328 sei diese Parzelle dem Kloster von den Herren der Wildenburg „für das Seelenheil“ geschenkt worden, erklärte Müssemeier. Auch dort werde eine Sondage durchgeführt, da der exakte Verlauf der Wasserleitung noch unklar sei.
In Zülpich gibt es zwei Events
Gleich zwei Events finden in Zülpich statt. Hier gastiert die Archäologietour im wiederaufgebauten Weiertor, das Teil der Stadtbefestigung aus dem 13. Jahrhundert ist. Dessen Tore werden von den Hovener Jungkarnevalisten geöffnet, die dort ihre Heimstatt haben. Zeitgleich findet außerdem der Aktionstag „Spannendes aus dem Erdreich“ von Römerthermen und der Stadt statt. Angeboten werden gemeinsame Führungen in den Zwinger und durch die Innenstadt.
Vennquerbahn kann bei Kronenburg erkundet werden
Richtig jung im Vergleich zu den anderen Stationen ist die Vennquerbahn von Jünkerath nach Büllingen. 1904 wurde sie geplant, in beiden Kriegen war sie als Transportlinie von hohem strategischen Wert. Nachdem die Strecke zunächst 1981 außer Betrieb genommen wurde, wurde sie von 1986 bis 1999 von der Nato als Zubringer zum Truppenübungsplatz Elsenborn genutzt. 2003 erfolgte die endgültige Stilllegung, seit 2015 ist dort ein Fahrradweg installiert. Bei Kronenburg kann die Trasse am Sonntag bei Führungen unter historischen Gesichtspunkten erkundet werden.
Das Rahmenprogramm und Hinweise für die Anfahrt sind im Flyer zur Archäologietour hinterlegt. Der steht online zur Verfügung.
Erkundungen können bequem per Bus gemacht werden
Seit 2007 gibt es die Archäologietour Nordeifel, bei der einmal im Jahr gleich mehrere archäologische Stätten im Kreis in den Fokus gerückt werden.
Fester Bestandteil sind die Bustouren, mit denen die Besucher bequem alle Stationen ansteuern können. An Bord sind fachkundige Referenten, unter anderem Dr. Petra Tutlies, Leiterin der Außenstelle Nideggen des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege und Dr. Ulrike Müssemeier. An Bord eines Busses ist auch eine Gebärdendolmetscherin.
Noch sind Plätze frei. Gebucht werden können sie bei der Nordeifel Touristik unter Tel. 02441/99457-16 oder per E-Mail. Die Bustour kostet 24 Euro für Erwachsene und 14,50 für Kinder bis 14 Jahre.