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WunschzeitNettersheimer Unternehmerin bietet Senioren Begleitung im Alltag an

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Mit ihrer „Wunschzeit Eifel“ bietet Birgit Clooth für Senioren Alltagsbegleitungen  im häuslichen Umfeld an.  

Nettersheim-Tondorf – Spazieren gehen, Karten spielen oder einfach nur gemeinsam Kaffee trinken. Für alleinlebende Senioren sind solche und ähnliche Augenblicke der Gemeinsamkeit Höhepunkte des Tages. Doch wer springt ein, wenn die Kinder berufstätig sind oder an einem anderen Ort leben?

Auf diese Frage hat Birgit Clooth mit ihrer kleinen Firma „Wunschzeit Eifel“ eine Antwort gefunden. Als Alltagsbegleiterin im häuslichen Umfeld besucht sie Senioren und verbringt Zeit mit ihnen. Bezahlt wird dieser Dienst von den Krankenkassen.

Momente der menschlichen Nähe bieten

Auch wenn sie den alten Menschen mit den Momenten der menschlichen Nähe einen Herzenswunsch erfüllt – mit dem Schritt in die Selbstständigkeit hat sich die 57-jährige vor einem Jahr selbst einen Traum erfüllt. Als Verkäuferin arbeitete sie über viele Jahre bei verschiedenen Arbeitgebern. „Ich bin immer wieder angesprochen worden, ob ich nicht jemand kennen, der Zeit für die Angehörigen habe“, erinnert sie sich. Und noch einmal etwas lernen habe sie auch gewollt.

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Also bildete sie sich mit einem Fernstudium weiter. Nach bestandener Prüfung konnte sie die Zulassung beantragen, die sie nun für NRW und Rheinland-Pfalz hat. Zwei Mitarbeiter beschäftigt sie mittlerweile, um die Nachfrage befriedigen zu können. „Ich nenne mich Unternehmerin mit Herz“, sagte sie.

Birgit Clooth wollte keinen Chef mehr haben

Sich mit 57 Jahren selbstständig zu machen, sei ungewöhnlich, gibt sie zu. „Ich war noch nicht am Ende und habe noch nicht in Richtung Rente geguckt“, begründet sie ihre Abenteuerlust. Auch habe sie keinen Chef mehr haben wollen.

Auf die Idee, Alltagsbegleiterin zu werden, kam sie, da ihre eigene Mutter im Heim lebt. Mittlerweile sei sie halbseitig gelähmt. „Sie war die Inspiration, sie war immer so gerne unter Leuten“, so Clooth. Daheim zu leben, sei für sie aber nicht mehr möglich gewesen. Doch nun fehlten soziale Kontakte, „durch Corona doppelt“.

Drei potenzielle Kunden stehen auf der Warteliste

18 Kunden hat sie mittlerweile – alles Frauen, die älteste ist 98. „Damit bin ich ausgelastet, drei sind auf der Warteliste“, so Clooth. Schnell seien Nachfragen nach Hilfe im Haushalt oder Garten gekommen, für die sie mittlerweile Mitarbeiter finden konnte. „Bei Betreuung ist noch nicht so bekannt, dass sie von den Krankenkassen bezahlt wird“, erklärt Clooth. Schwierig sei das nicht, mittlerweile habe sich das eingespielt, sie rechnet direkt mit den Kassen ab.

Mit „ihren“ Senioren entwickelt sie schnell eine enge Bindung: „Ich sage zu Hause: Das sind meine Omas.“ Beim Kennenlernen wird ein Biografiebogen ausgefüllt, Krankheiten und Medikamente werden eingetragen. Bei den Besuchen wird gespielt, geredet, Kaffee getrunken oder spaziert. Auch Sitztanz ist möglich.

Die geistigen und körperlichen Fähigkeiten erhalten

Es geht nicht nur um Zeitvertreib, das alles dient auch dazu, die geistigen und körperlichen Fähigkeiten zu erhalten. Viel Kontakt habe sie zu den Angehörigen, vermittele schon mal, wenn es Spannungen gebe.

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Oft wird das Verhältnis sehr eng: „Ich bin mit Herz dabei, das geht mir nahe.“ So hat sie mal eine Sterbebegleitung gemacht. Grund genug, sich nun zur Sterbebegleiterin fortzubilden. Denn Birgit Clooth macht ihren Job mit Leidenschaft: „Das ist das Beste, was mir je passiert ist.“ 

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