HochwasserschutzNeues Rückhaltebecken soll Zülpicher Orte bei Starkregen schützen

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In Sinzenich ist schon länger eine Neugestaltung von Rot- und Marienbach vorgesehen. Nun soll ein neues Rückhaltebecken am Rotbachtal den Ort zusätzlich vor Hochwasser schützen. Auch Schwerfen soll von der Maßnahme profitieren.

Zülpich – Seit der Flutkatastrophe im Juli 2021 arbeitet die Stadt mit dem Erftverband an einem neuen Hochwasserschutzkonzept. Nun hat der Erftverband in der vergangenen Sitzung des Strukturausschusses den aktuellen Stand der geplanten Maßnahmen vorgestellt.

Oberste Ziele des präventiven Starkregen- und Hochwasserschutzes, so Dr. Peter Kramp, Hochwasserberater der Stadt Zülpich, seien die Minimierung der Schäden an Mensch und Gut für das Stadtgebiet Zülpich und zugleich die Schaffung eines Beitrages zum Hochwasserschutz für die bachabwärts liegenden Gemeinden sowie der dort lebenden Menschen.

Bereits in früheren Sitzungen nannte Dr. Christian Gattke vom Erftverband als eine mögliche Maßnahme, den Zülpicher Wassersportsee als Abschlagbecken für den Vlattener Bach zu nutzen. Dafür müsse eine Überlaufkante am Vlattener Bach gebaut werden, über die das Wasser im Notfall ablaufen könne. Vergleichbar sei das mit dem Überlauf am Neffelsee. Der habe während der Hochwasserkatastrophe das Neffeltal vor schwerwiegenden Folgen geschützt.

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Becken in den 80ern abgelehnt

Ferner sehe der Erftverband vor, ein Hochwasserrückhaltebecken im Rotbachtal oberhalb der Talmühle zu installieren. Die Maßnahme solle vor allem die Ortslagen Schwerfen und Sinzenich besser vor Hochwasserschäden schützen. „Durch den Bau eines maximal 8,75 Meter hohen und am Fuß 50 Meter breiten Dammes könnten im Bedarfsfall auf einer Einstaufläche von rund sechs Hektar zirka 165 000 Kubikmeter Wasser zurückgehalten und zeitlich verzögert abgelassen werden“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Bereits in den 1980er-Jahren sei der Ort für ein Rückhaltebecken im Gespräch gewesen, erzählt Christian Gattke auf Anfrage. Damals sei es aber um ein größeres Becken gegangen. „Die Idee wurde abgelehnt, zum einen aus Naturschutzgründen, zum anderen, weil die Gefährdungslage damals nicht erkannt wurde“, so der Fachmann vom Erftverband. Zum heutigen Zeitpunkt sei er sich sicher, dass zumindest letzteres nicht mehr der Fall sein werde in Anbetracht der Katastrophe im vergangenen Jahr.

Hochwasserberater Kramp wendete ein: „Der Standort ist durchaus schützenswert. Da wird es sicher noch Diskussionen geben. Am Ende ist es eine Abwägung, was mehr wert ist: Leib und Leben, Hab und Gut oder der Naturschutz?“

Konkrete Planung stehe noch aus

Wann es in die konkrete Planung oder gar Umsetzung gehe, könne man aktuell noch nicht sagen, sind sich Gattke und Kramp einig. „Das kann fünf Jahre dauern, sowas zu bauen, oder auch 20“, sagte Gattke auf Anfrage. Auch, wie viel das Vorhaben am Ende kostet, können die Verantwortlichen zufolge derzeit nur grob schätzen. Er gehe aber von einer Summe von mehr als 3 Millionen Euro aus.

Als weitere, mittelfristig umsetzbare Maßnahme – in diesem Fall mit interkommunalem Charakter – nannte Christian Gattke in der Sitzung die Umgestaltung des Mühlensees in Kommern. Der See solle mehr Wasser im Falle eines Starkregens halten können. Zudem solle es bei Bedarf möglich sein, kleine Mengen Wasser gedrosselt abzulassen.

Neben den Mechernicher Orten Kommern und Firmenich/Obergartzem erhöhe sich dadurch auch der Hochwasserschutz der Zülpicher Orte Dürscheven und Mülheim-Wichterich, die am Bleibach liegen.

Erste Maßnahmen ergriffen

Neben den geplanten Maßnahmen befinde sich ein Vorhaben bereits in der Umsetzung: Aktuell wird der Marienbach am Sinzenicher Ortsrand in Richtung Süden verlegt. Der Bachlauf werde in Zukunft an der Stelle in einem Gewässerbett mit dem Rotbach verlaufen. Der dabei entstehende Aushub soll an anderer Stelle weiterverwendet werden. Der Aushub werde genutzt, „um das Gelände zwischen dem südöstlichen Ortsrand und den beiden Gewässern deutlich zu erhöhen und somit die Überflutungsgefahr für Sinzenich zu reduzieren“, heißt es in der Pressemeldung. „Schon in Kürze sollen die beiden Bäche in ihr neues Gewässerbett umgeleitet werden.“

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Die Maßnahme solle noch 2022 finalisiert werden. Weitere Ideen habe die Stadt unter Berücksichtigung von Hinweisen aus der Politik, der Bevölkerung, der Landwirtschaft und der Ortsvorsteher in einer Sammlung zusammengetragen, wie in der Pressemitteilung zu lesen ist.

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