Gas, Öl, FernwärmeSo heizen Köln und Region – und das bedeutet es für die Wohnkosten

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Mehr als zwei Drittel aller NRW Haushalte heizen mit Gas. EIn Blick in die Daten, die Preise und die Alternativen.

Köln – Die Energiekrise, die in diesem Winter auf das Land zukommt, wird für alle spürbar werden – aber besonders die Gaspreise sind in den vergangenen Wochen und Monaten extrem gestiegen. Zahlen zeigen: Mehr als zwei Drittel der Haushalte in NRW sind primär auf Gas als Heizmittel angewiesen. Wir haben uns angeschaut, wie NRW heizt, wie groß der Einschnitt in den kommenden Monaten sein kann und was Verbraucherinnen und Verbraucher tun können.

Die meisten Wohnungen in NRW werden entweder mit Gas oder Öl geheizt. Aus Daten des Landesportals IT.NRW geht hervor, wo welcher Heizungstyp vorwiegend verbaut ist. In Dortmund etwa heizt der überwiegende Großteil der Menschen mit Gas: in 77 Prozent der Wohnungen. Das ist der höchste Wert im Bundesland, allerdings überwiegt Gas in jedem Kreis und jeder kreisfreien Stadt.

Am nächsten kommen die Werte sich im Kreis Heinsberg, hier heizen fast gleich viele Haushalte mit Öl und Gas. Nur in vier Kreisen in NRW liegt der Anteil der Gasheizungen überhaupt unter 50 Prozent: außer Heinsberg noch in Duisburg, Wesel und Höxter.

Köln liegt beim Anteil der Wohnungen mit Gasheizungen mit 66,2 Prozent über dem NRW-Durchschnitt, zwölf Prozent heizen mit Öl. Zu den 21,8 Prozent sonstigen Heiztypen dürfte vor allem die Fernwärme zählen, die in Gaskraftwerken produziert wird.

Auch der Rhein-Sieg-Kreis nutzt häufiger Gas als der Durchschnitt, allerdings nur knapp. Die Quote liegt hier bei 65,7 Prozent. Ansonsten heizen in der Region rund um Köln nur knapp mehr als die Hälfte der Haushalte mit Gas: am wenigsten im Kreis Euskirchen mit 53 Prozent. Das könnte mit der Energie-Infrastruktur zusammenhängen, wie Stephan Kuck, Geschäftsführer von „Kuck Sanitär & Heizung“ aus Köln erklärt.

Gas- oder Ölheizung: Hauptsache nicht zu alt

„Ölheizungen sind oft der Logistik geschuldet“, sagt Kuck. „Gerade in ländlichen Gebieten gibt es teils keine Gasleitungen, da baut man sich eher einen Öltank ein, das ist einer der Vorteile bei Ölheizungen.“ Natürlich müsse dieser befüllt werden, und am besten nicht erst dann, wenn er leer ist und der Preis vielleicht gerade hoch.

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Ein Mitarbeiter eines Heizöllieferanten bereitet die Betankung eines Mehrfamilienhauses mit Heizöl vor.

Gleichzeitig gebe es in der Stadt teils zu wenig Platz für Öltanks, die häufig in Kellern eingebaut werden. Gastanks hingegen baue man besser oberirdisch ein, damit im unwahrscheinlichen Fall eines Lecks keine Gase in Kellerräumen eingeschlossen werden.

Egal ob Gas oder Öl: Stop-and-Go nicht gut für Verbrauch

Wie teuer die Gaspreiserhöhung jetzt für den oder die Einzelnen wird, kommt bei den beiden Heizungstypen aber weniger darauf an, ob Öl oder Gas, sondern mehr auf das Alter der Anlagen, erklärt Kuck. Man unterscheide zwischen Heizwert und Brennwert, Letzterer gebe an, wie viel Energie die Technik auch den Verbrennungsabgasen entzieht.

Kuck vergleicht alte und neue Anlagen außerdem mit einem Auto: „Wenn Sie in der Kölner Innenstadt fahren, dann ist das ein ständiges Stop-and-Go, Vollgas, Vollbremsung. Das ist nicht gut für den Verbrauch, und so ist es auch bei der Heizung.“ Neuere Anlagen funktionieren im Vergleich zu älteren modifizierend, also gleichmäßiger und somit effizienter.

„Man will ja nicht von Ölkonzernen abhängig sein“

Auch in den Anschaffungskosten und dem Wartungsaufwand unterscheiden sich Öl- und Gasheizungen laut Kuck nicht sehr. Mit wenigen Ausnahmen darf man sich Ölheizungen nur noch bis Ende 2025 einbauen lassen, sie sind also ein Auslaufmodell, denn je weniger umweltschädigende Erdölförderung, desto besser.

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Die Lüftungsanlage einer Wärmepumpe steht vor einem Wohnhaus. 

„Man will ja auch nicht mehr von den Ölkonzernen abhängig sein“, so der Experte. „Von den Gaslieferanten allerdings auch nicht, da wären wir als Nächstes bei der Wärmepumpe.“ Das wichtigste für den Experten ist beim Energiesparen übrigens nicht zwingend die Heizung selbst, sondern die Dämmung des Hauses: „Darüber spart man auf jeden Fall am meisten“, weiß Kuck.

Gaspreise: Auswirkung auf Mietbelastung deutlich

Wie sehr die angestiegenen Energiepreise in den Alltag der Menschen in NRW eingreifen werden, zeigt ein Blick auf die sogenannte Mietbelastung. Im letzten Mikrozensus 2018 erfasst, gibt die Zahl an, wie groß der Anteil am durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommen ist, der für Warmmiete aufgewendet werden muss. Für das Jahr 2018 lag dieser Wert NRW-weit bei etwa 28 Prozent.

Zum Ende der Jahre 2020 und 2021 blieb diese Quote weitgehend gleich, auch wenn die Gaspreise in beiden Fällen leicht angestiegen sind – das Statistische Bundesamt protokolliert die durchschnittlichen Preise pro Kilowattstunde für drei Verbrauchsklassen.

Berechnet man die Mietbelastung für NRW-Bürgerinnen und Bürger mit den aktuellen Spitzenwerten – 40,4 Cent pro Kilowattstunde für Neukunden – müssten Verbraucher und Verbraucherinnen plötzlich nicht mehr weniger als ein Drittel für ihre Warmmiete bezahlen, sondern mehr als 40 Prozent.


Daten zum Heizen mit Gas in NRW: Zur Methodik

Wir rechnen ausgehend von den Daten des Mikrozensus und mit einem durchschnittlichen Gas-Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Jahr. Tagesaktuelle Informationen über den Gaspreis für Neukundinnen und Neukunden protokolliert der NDR unter Bezugnahme auf das Vergleichsportal Verivox hier.

Der Anteil des Haushaltseinkommens, das für Miete gezahlt werden muss, steigt damit prozentual um mehr als 50 Prozent im Vergleich zu 2018.


Gasbreisbremse: Nur noch das Doppelte zahlen

Entlastung soll dann die Gaspreisbremse bringen. Ende September beschlossen, wird die Maßnahme ab März 2023 den Preis auf 12 Cent pro Kilowattstunde deckeln. Das ist dann immer noch etwa doppelt so viel wie vor der Energiekrise, aber die Mietbelastung sinkt wieder unter die Ein-Drittel-Marke.

Energieberater Thomas Zwingmann von der Verbraucherzentrale NRW gibt einen Überblick über verschiedene Alternativen zur Gas- und Ölheizung, wie etwa die Wärmepumpe. Das Gerät ist in einem Neubau möglich, kann aber auch nachträglich in älteren Häusern eingebaut werden, und ist effizienter als eine Gasheizung. Andere Möglichkeiten sind Kamine oder Öfen. Hierbei warnt jedoch die Innung der Schornsteinfeger dringend, diese vor einer Erstnutzung sowie der Wiederinbetriebnahme professionell warten zu lassen, um Wohnungsbrände zu vermeiden.

Energiearmut: Rhein-Energie richtet Härtefallfonds ein

Auch Solar- und Erdwärme können eine Alternative zur Gas- oder Ölheizung darstellen. Bei elektrischen Heizgeräten wie etwa Heizlüftern rät die Verbraucherzentrale vor einer längerfristigen Nutzung eher ab, auch hier besteht Brandgefahr.

Was passiert, wenn Rechnungen nicht mehr bezahlt werden können, lesen Sie hier.

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Bei einigen Unternehmen gehört der sogenannte „Weihnachtsfrieden“ zum Jahreswechsel. Damit gemeint ist eine Art Kulanz, die denjenigen gewährt wird, denen eine Gassperre droht – zwischen Weihnachten und Silvester soll niemandem das Gas abgedreht werden. Die Rhein-Energie gibt vor diesem Hintergrund an, man versuche grundsätzlich immer Lösungen zu finden, ehe es zu einer Gassperrung kommen muss.

Das sei nicht von den Weihnachtsfeiertagen abhängig. Man habe außerdem einen Härtefallfonds eingerichtet für Menschen, die akut Gefahr laufen, in eine sogenannte Energiearmut zu rutschen. Mit bis zu 500 Euro können sie nach einem Antrag unterstützt werden.

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