Beachtenswerte LebenswegeKölner Stiftung zeichnet Menschen mit Behinderung aus

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Lebensspur

Im Geißbockheim vergab die Kölner Stiftung Lebensspur die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung an Lul Autenrieb für ihren beachtenswerten Lebensweg.

Köln – Lul Autenrieb hat kein leichtes Leben gehabt. Die Frau, die in Somalia geboren ist und heute in Bonn-Tannenbusch lebt, hat in ihrer Heimat die Qualen der Beschneidungszeremonie und eine Zwangsheirat erdulden müssen. Es folgte eine Ehe, die von Gewalt und Missbrauch geprägt, war. Mit 28 Messerstichen wollte ihr Mann eine Flucht der damals 17-Jährigen verhindern, einer davon durchtrennte das Rückenmark. In Deutschland gerettet, meisterte sie ihr Leben im Rollstuhl und begann, anderen zu helfen: in der Kirche, im Frauencafé. Später wurde ihr Kiosk Treffpunkt für geflüchtete Menschen. 

Die 59-Jährige gibt Kindern Nachhilfe und unterstützt als ehrenamtliche Integrationslotsin in fünf Sprachen alle, die ihren Rat suchten. Ein bemerkenswertes Engagement, für das Autenrieb nun geehrt wurde: Im Geißbockheim vergab die Kölner Stiftung Lebensspur zum dritten Mal die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung für einen beachtenswerten Lebensweg, dieses Mal von Menschen mit Behinderung 40plus.

Im Rollstuhl Vorbild für Kinder

Preisträger 2019 ist auch Klaus D. Herzog (60), der in Hennef lebt. Nach einem Motorradunfall querschnittsgelähmt, ist der Oberfranke vor allem für Kinder zu einem Vorbild geworden. Er hat zum Beispiel das Projekt „RolliKids“ auf den Weg gebracht. „Zum ersten Mal seit meinem Unfall ging es nicht immer nur darum, was ich nicht kann, sondern darum, welche Stärken und damit verbunde-nen Möglichkeiten ich habe“, sagt der ehemalige Ingenieur. Mehr als 1000 Familien konnte Herzog Hilfe zur Selbsthilfe leisten. „Wir sind wesentlich mehr als nur ein Sportverband.“ Wege und Perspektiven würden aufgezeigt und vorgelebt, für ein selbstbestimmtes Leben.

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Die 2012 in Köln gegründete Stiftung Lebensspur will Menschen mit Behinderung helfen, ihre Potenziale zu entdecken, zu fördern und zu erhalten. Die Vorsitzende Barbara Breuer und ihr Stellvertreter Joachim Sander forderten die Beseitigung jeglicher Barrieren – ganz praktisch im Alltag und mental in den Köpfen. Dabei sei in der Gesellschaft noch viel Luft nach oben. Ein praktisches Beispiel hatte der Schirmherr und ehemalige Verfassungsrichter Udo Di Fabio parat. Ob jemand im Vorfeld bedacht habe, dass das unbekümmerte Abstellen der E-Roller mitten auf den Bürgersteigen blinde Menschen vor besondere Herausforderungen stelle? In Köln bleibt nach den Worten von Elfi Scho-Antwerpes bis zur Barrierefreiheit noch viel zu tun. 

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