Erzbistum KölnGutachten zum Missbrauchsskandal soll nicht veröffentlicht werden

Lesezeit 2 Minuten
Neuer Inhalt

Kölner Dom

Köln – Es scheint eine nicht enden wollende Geschichte zu werden. Ursprünglich sollte die Studie über den Umgang der Bistumsspitze mit Missbrauchsfällen am 12. März vorgestellt werden. Dann hieß es, die Benennung von Fehlverhalten ehemaliger oder aktiver Entscheidungsträger müsse noch rechtlich abgesichert werden. Jetzt wird die Studie überhaupt nicht mehr veröffentlicht.

Welche Gründe nannte Woelki nun für die Neuvergabe der Studie? Die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl sei „wiederholt an ihrem Versprechen und am Anspruch der Betroffenen sowie des Erzbistums gescheitert, eine umfassende Aufarbeitung der Ereignisse und persönlichen Verantwortlichkeiten in Form eines rechtssicheren und belastbaren Gutachtens zu erreichen“, teilte das Erzbistum mit. Alle Bitten um konstruktive und methodische Nachbesserungen seien entweder nicht umgesetzt worden oder blieben deutlich hinter den notwendigen Maßnahmen zurück.

Was sagt die Münchner Kanzlei dazu? Das Gutachten könne jederzeit veröffentlicht werden, um der Öffentlichkeit die Möglichkeit zu geben, sich ein umfassendes Bild zu machen, teilte die Kanzlei mit. Auch andere Bistümer arbeiten mit ihr zusammen: Das Erzbistum München und Freising sowie das Bistum Aachen beauftragten sie mit Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsvorwürfen.

Gutachten soll Kritik an Stefan Heße enthalten

Worum sollte es in der Kölner Untersuchung gehen? Es sollte dargestellt werden, wie die Verantwortlichen im Erzbistum Köln in der Vergangenheit mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs gegen Priester umgegangen sind. Durchgesickert ist bereits, dass das Gutachten die Rolle des früheren Personalchefs Stefan Heße kritisch beurteilt. Gegen ihn gibt es Vertuschungsvorwürfe. Heße ist heute Erzbischof von Hamburg.

Wie bewertet ein Experte von außen die Situation? Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller sprach von juristischen Fechtereien, die auf dem Rücken der Opfer sexueller Gewalt ausgefochten würden. Der Prozess der tatsächlichen Aufklärung von Verantwortlichkeit im Erzbistum Köln werde auf unbestimmte Zeit verzögert, schrieb er der Rundschau.

Das könnte Sie auch interessieren:

Wie geht es nun weiter in der Sache? Woelki sagte, er sei sicher, dass das neue Gutachten des Kölner Strafrechtsexperten Björn Gercke „zu einem belastbaren und rechtssicheren Ergebnis“ kommen werde. „Ich erwarte keine Schonung – im Gegenteil“, betonte der Erzbischof. Kirchenrechtler Schüller ist skeptisch, dass die neue Untersuchung bis zum 18. März 2021 veröffentlicht werden kann: „Neue Gutachter werden das ihnen bereitgestellte Aktenmaterial neu sichten und juristisch bewerten und zu neuen Schlussfolgerungen kommen.“

Selbstverständlich könnten auch nach Fertigstellung eines neuen Gutachtens persönlichkeitsrechtliche Probleme entstehen, die erneut eine Veröffentlichung der dann zweiten Studie verzögern würden. „Angesichts der Vorkommnisse rund um die Nichtveröffentlichung der ersten Studie ist dies sogar sehr wahrscheinlich“, meinte Schüller.

Rundschau abonnieren