Protest gegen KohleGreenpeace stellt Düsseldorfer Karnevalswagen vor Kölner Dom

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Ein Karnevalswagen steht auf dem Roncalliplatz vor dem Dom. Greenpeace protestiert mit dem Karnevalswagen des Düsseldorfer Wagenbauers Jacques Tilly gegen die Klimapolitik von Laschet.

Köln – Jecker Protest gegen den Braunkohleabbau und die NRW-Landesregierung: Zehn Aktivisten von Greenpeace haben am Montagmorgen auf dem Roncalliplatz vor dem Kölner Dom einen Karnevalswagen enthüllt. Der kam ausgerechnet aus Düsseldorf – und das an dem Tag, an dem der Kölner Rosenmontagszug wegen Corona nicht durch die Stadt fahren durfte.

Der närrische Protestwagen war bereits im Herbst  vom  bekannten Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly eigens für Greenpeace gestaltet und seitdem geheim gehalten worden. Er zeigt NRW-Ministerpräsident und CDU-Bundeschef Armin Laschet mit Narrenkappe, wie er mit einem Schaufelradbagger eine Kirche abreißt. Auf dem Wagen steht: „CDU: Heimat zerstört, Kohle Alaaf!“ Auf Laschets Kappe heißt es: „Trotz Corona – Laschet bleibt jeck wie eh und je“.

Erweiterung von Garzweiler II stoppen

Jacques Tilly sagte der Rundschau: „Ich bewundere die Arbeit von Greenpeace und habe den Wagen deshalb sehr gerne gebaut.“ Dass sein Persiflagewagen aus Düsseldorf der einzige war, der an diesem Rosenmontag durch Köln gerollt ist, sei „für manche Kölner  wohl  schon Blasphemie, für  mich jedoch eine Ehre“, so Tilly.

Alles zum Thema RWE

Greenpeace fordert von Laschet, die Erweiterung des Braunkohletagebaus Garzweiler II zu stoppen und den Abriss weiterer Dörfer und Kirchen durch den RWE-Konzern zu beenden. „Mitten in der Klimakrise weiter Braunkohle abzubauen, greift die Glaubwürdigkeit der Union an“, sagte Bastian Neuwirth, Klimaexperte von Greenpeace. „Laschet muss seine närrische Politik beenden, die sich gegen Klima, Kultur und die Menschen richtet.“

Das könnte Sie auch interessieren:

In NRW steht in Kürze eine Leitentscheidung an, wie die Grenzen der Tagebaue im Rheinischen Revier zukünftig gesteckt werden. Trotz des Kohleausstiegs, so Greenpeace, halte Laschet bisher an der geplanten Umsiedlung von weiteren Dörfern für den Braunkohleabbau fest. Mehr als 1500 Menschen sollen dafür umgesiedelt werden. RWE wolle  bis 2038 noch fast 900 Millionen Tonnen Braunkohle abbauen.  Mit dieser Menge könne die Bundesregierung die Ziele des Pariser Klimaabkommens für Deutschland nicht mehr erreichen. „Wer Kanzler werden will, muss Klimaschutz können“, betonte Neuwirth. „Sonst ist er der falsche Mann am Platz. Die Pariser Klimaziele entscheiden sich für Deutschland am Rheinischen Tagebau.“

Katholische Kirche distanziert sich

Auch die katholische Kirche hatte sich vom Braunkohleabbau in NRW distanziert. Im Januar setzte der Aachener Bischof Helmut Dieser die erbetene Entweihung der Kirche von Keyenberg – eines der bedrohten Dörfer – vorerst aus. Er erklärte, dass für den Klimaschutz eine konsequente Verringerung des CO2-Ausstoßes und der Tagebaue nötig und der Erhalt der Dörfer möglich sei. Die Entweihung wäre Voraussetzung für den späteren Abriss. Laut Greenpeace bestätigte ein vom Bundeswirtschaftsministerium bis Dezember 2020 unter Verschluss gehaltenes Gutachten, dass es für die Energieversorgung nicht notwendig sei, die Dörfer zu zerstören.

Nach dem jecken Protest am Dom, der offiziell als politische Demonstration angemeldet war, fuhren die Greenpeace-Aktivisten mit dem Karnevalswagen zu weiteren Kundgebungen in die vom Abriss bedrohten Dörfer Keyenberg und Kuckum. In Düsseldorf waren am Rosenmontag acht weitere von Jacques Tilly gebaute Karnevalswagen unterwegs – wegen Corona einzeln auf drei verschiedenen Routen, um Menschenansammlungen zu vermeiden.

Rundschau abonnieren