Erste Häuser abgerissenProtest gegen Abbrucharbeiten in Lützerath – Kritik an Laschet

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Kohlegegner protestierten in Lützerath gegen den Abbruch des Dorfes.

Kohlegegner protestierten in Lützerath gegen den Abbruch des Dorfes.

Rhein-Erft-Kreis – Trotz der Proteste von Klimaschützern wurde am Montag nun mit dem Abbruch der ersten Wohnhäuser im Ort Lützerath am Tagebau Garzweiler begonnen. Ein massives Aufgebot an Polizeikräften und Security-Mitarbeitern sicherte die Arbeiten ab.

Schon frühmorgens hatten Aktivisten zwei Zufahrtsstraßen besetzt und dort auch ein dreibeiniges Gestell – ein Tripod– aufgebaut. Zudem war einer der Braunkohlegegner auf einen Tieflader geklettert.

Doch die Blockaden konnten von der Polizei aufgelöst werden, so dass mit dem Abbruch der vier Häuser begonnen werden konnte. Gegen Mittag waren die Arbeiten schon weit fortgeschritten. Das Abrissareal war von einem doppelten Bauzaun gesichert worden, an dem alle paar Meter Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma standen. Die Demonstranten verhielten sich ruhig. Sie haben in Lützerath ein kleines Camp aufgeschlagen und wollen weiter Widerstand leisten. Gegen 13 Uhr hatten sie zu einem Gottesdienst eingeladen.

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Braunkohlegegner in Lützeratah: „Wir sind fassungslos“

„Wir sind fassungslos: Genau gegenüber den Häusern, die RWE abreißt, wohnt noch ein Landwirt, der auch hier bleiben will“, beklagte Britta Kox von der Initiative „Alle Dörfer bleiben“. Maira Kellers, Sprecherin der Aktion „Lützerath lebt“ betonte, man sehe sich als Teil der weltweiten Klimabewegung und kämpfe für eine „wirkliche Politik der Zukunft“. Kohle habe darin keinen Platz mehr. „Die Umsiedlung und damit der Verlust des Zuhauses ist nicht hinnehmbar für eine Energiegewinnung, die dem letzten Jahrhundert angehört.“

Kritik an den Abbrucharbeiten gibt es auch von der Umweltorganisation Greenpeace: Wie deren Klimaexperte Bastian Neuwirth schreibt, stehe die Erweiterung des Tagebaus Garzweiler im Gegensatz zu den Klimazielen der Bundesregierung: „Die von RWE anvisierte Förderung von fast 900 Millionen Tonnen Braunkohle macht es für Deutschland unmöglich, das Pariser 1,5-Grad-Ziel einzuhalten.“ Mit seiner Vorgehensweise zerstöre der neugewählte CDU-Vorsitzende und nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet jegliches Vertrauen, dass CDU und CSU „Klima und Heimat für die Menschen“ schützen wollten, betont Neuwirth.

So äußert sich RWE Power zu den Abrissarbeiten in Lützerath

Das Unternehmen RWE Power wies die Kritik am Abbruch der Häuser in Lützerath zurück. Deren Bewohnerinnen und Bewohner seien bereits umgesiedelt worden. „Die Arbeiten sind lange genehmigt. Sie sind erforderlich, um den Tagebau Garzweiler im südlichen Bereich des Abbaufeldes planmäßig weiterzuentwickeln.“ Lützerath gehöre zum zweiten Umsiedlungsabschnitt (Immerath, Lützerath, Pesch) im Abbaufeld Garzweiler, der offiziell schon im April 2017 abgeschlossen wurde. Die meisten Einwohner seien nach Immerath-neu umgesiedelt. Derzeit seien noch drei landwirtschaftliche Anwesen bewohnt; zwei davon gehörten RWE Power. „Die Bewohner werden in den nächsten Monaten umziehen.“ Für den dritten Bauernhof laufe zurzeit ein Grundabtretungsverfahren.

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Die zuständige Polizei in Aachen sprach von einem „recht friedlichen“ Verlauf der Protestaktionen der Braunkohlegegner. So habe es drei Gruppen von zehn bis 20 Aktivisten gegeben, die an den Blockadeaktionen teilgenommen hätten. Diese hätten sich aber „ohne Widerstand“ zu leisten wegtragen lassen. Gegen die Aktivisten seien Platzverweise ausgesprochen worden, denen sie nachgekommen seien.

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