Betriebsimpfungen OberbergZwischenbilanz fällt positiv aus

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Im Betrieb: Während bei Rüggeberg in Marienheide geimpft wird, sprechen Personalleiter Frank Wenderoth (vorne l.) und Betriebsratsvorsitzender Francesco Digilio miteinander.

Im Betrieb: Während bei Rüggeberg in Marienheide geimpft wird, sprechen Personalleiter Frank Wenderoth (vorne l.) und Betriebsratsvorsitzender Francesco Digilio miteinander.

Oberberg – Elf neue laborbestätigte Fälle hat der Oberbergische Kreis am Freitag gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz für den Kreis sinkt weiter auf jetzt 17,3. Damit liegt sie am fünften Werktag in Folge unter der Grenze von 35 und erfüllt so die Voraussetzungen für die die nächste Stufe der Lockerungen, die am Sonntag in Kraft treten können.

Eine weiter entspannte Lage, in der jetzt auch die Betriebe im Oberbergischen voll aufs Impfen setzen. Wie bei Rüggeberg in Marienheide, wo am Freitag der arbeitsmedizinische Dienst Rescue Service mit den Impfungen begann. „Wir hatten schon über einen Hausarzt, die Möglichkeit, mehr als 100 unserer Mitarbeiter zu impfen“, erklärt Personalleiter Frank Wenderoth. Jetzt sollen mit den 140 Dosen, die der Betrieb für Freitag und Anfang nächster Woche erhalten hat, weitere hinzukommen. „Zusammen mit den 180 bis 200 Impfungen, die ohnehin vorab schon bei ihren Hausärzten durchgeführt wurden, ist das etwas Hälfte unserer Belegschaft in Marienheide“, rechnet Wenderoth vor: „Darüber sind wir schon sehr glücklich.“

Auch Ulrich Koch, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Oberberg (AGO), und Werner Kusel, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Gummersbach, sind bisher zufrieden mit der ersten Impfwoche in den Betrieben. „Ich weiß vom Betriebsrat, dass sich zum Beispiel bei Martinrea in Bergneustadt 250 Mitarbeiter verbindlich für eine Impfung angemeldet haben – immerhin ein Viertel der Belegschaft“, erzählt Kusel. Zudem müssen man bedenken, dass viele im Werk schon anderweitig geimpft wurde oder genesen sind. Kusel: „Gerade in Bergneustadt gab es ja viele Fälle. Und bei Martinrea waren zeitweise 30 bis 35 Leute gleichzeitig infiziert.“

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Keiner, der nicht mitmacht

Nicht nur der Bergneustädter Autozulieferer war betroffen. Auch Koch und Kusel wissen, dass die Industriearbeitsplätze, an denen Homeoffice kaum möglich ist, schon als Grund für die sehr lange sehr hohen Infektionszahlen in Oberberg genannt wurden – trotz umfangreicher Hygienekonzepte. „Auch deshalb ist die Bereitschaft, die Belegschaften jetzt durchzuimpfen, so groß“, glaubt Koch. Von den großen Arbeitgebern im Kreis kennt er keinen, der nicht mitmacht. Nicht alle werden im Betrieb geimpft. „Das Werksarztzentrum, bei dem 27 000 Mitarbeiter in Oberberg in arbeitsmedizinischer Betreuung sind, hat seit Dienstag die Möglichkeit, im Gummersbacher Impfzentrum zu arbeiten“, erklärt Koch. Für diese Möglichkeit sei er dem Kreis sehr dankbar, erklärte der AGO-Geschäftsführer.

„Der Flaschenhals bleibt aber die Beschaffung des Impfstoffes. In den ersten zwei Wochen ist es Biontech, danach alles, was verfügbar ist“, sagt Koch. Bei Voss in Wipperfürth seien in dieser Woche zum Beispiel 84 Dosen angekommen, obwohl es viel mehr Impfwillige gibt. Kusel weiß, dass für die 250 Angemeldeten bei Martinrea in Bergneustadt zunächst einmal nur 100 Dosen zur Verfügung stehen. „Ich erwarte von der Politik, dass das Angebot an Impfstoff stimmt. Denn sonst wird der Frust groß“, sagt der Gewerkschafter.

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Einig sind sich Koch und Kusel auch, dass die Ärzte entscheiden müssen, wer im Betrieb zuerst geimpft wird. Und dass dennoch der Betrieb weiterlaufen muss. Kusel: „Wenn Martinrea zum Beispiel vor allem deshalb freitags impft, damit es nicht zu viele Ausfälle durch leichtere Impfschäden gibt, dann habe ich da Verständnis für.“ Wichtig sei, so Kusel, dass etwas passiert. „Wir in der IG Metall haben allein fünf Kollegen durch die Pandemie verloren. Teilweise waren das auch Betriebsräte und Vertrauensleute. Und jeder ist einer zuviel.“

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