Hilfe in der KriseReisebüro will die Verfolgung von Infektionsketten unterstützen

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Möchte in der Pandemie unterstützen: Reisebüroinhaber Stephan Lang bietet seine Hilfe bei der Kontaktpersonen-Ermittlung an.

Möchte in der Pandemie unterstützen: Reisebüroinhaber Stephan Lang bietet seine Hilfe bei der Kontaktpersonen-Ermittlung an.

Engelskirchen – Die Zahl der laborbestätigten Corona-Fälle steigt und steigt. Schon jetzt kommen viele Gesundheitsämter bei der Verfolgung von Infektionsketten kaum noch hinterher. Der Oberbergische Kreis hat bisher zwar noch keine Überlastung beim Robert-Koch-Institut angezeigt, doch auch im Gummersbacher Gesundheitsamt wird längst am Limit gearbeitet.

Für Reisebüroinhaber Stephan Lang aus Engelskirchen ist das der Auslöser, seine Unterstützung anzubieten. „Ich hatte morgens im Radio gehört, dass sich Reisebüros für die Hilfe bei der Kontaktverfolgung bewerben und war sofort überzeugt von der Idee“, erzählt Lang. Unterstützt wird die Hilfsinitiative bundesweit, unter anderem von der Reisebüro-Kooperation Best-Reisen, in der Lang Mitglied ist. Von 600 Mitgliedern, sagten innerhalb von zwei Stunden 500 Reisebüros ihre Hilfe zu. Best-Reisen leitete den Vorschlag auch an das Gesundheitsministerium des Bundes und der Länder weiter.

Reisebüro hat freie Kapazitäten

„Die Gesundheitsämter sind trotz der Unterstützung durch die Bundeswehr überlastet. Wir haben in unserem Reisebüro dagegen gerade freie Kapazitäten“, erklärt Lang. Alle Umbuchungen ausgefallener Reisen seien erledigt. Neue Aufträge gebe es aufgrund der aktuellen Pandemiesituation und des Teil-Lockdowns so gut wie nicht. „Meine beiden Mitarbeiter musste ich in Kurzarbeit schicken. Ich sitze alleine im Büro, hauptsächlich um Präsenz zu zeigen“, erzählt er.

Absage vom Kreis

Die Kreisverwaltung prüft sehr genau, wer in die Kontaktpersonen-Ermittlung einbezogen wird. In seiner Sitzung am 8. Oktober habe der Kreistag einstimmig den Weg für die Anstellung von rund 50 zusätzlichen Personen freigemacht, die eingearbeitet werden müssen, heißt es vom Kreis. Eine Vergabe von Dienstleistungsaufträgen an Private oder Unternehmen des Dienstleistungsgewerbes sei aufgrund des Datenschutzes und der hoheitlichen Anordnungen, die mit dieser Arbeit verbunden seien, nicht möglich.

Sofern Interesse bestand, konnten sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus diesen Bereichen jedoch bei der Kreisverwaltung bewerben. Bei den Einstellungen gehe der Kreis neutral vor und bevorzuge aufgrund der Gleichbehandlung nicht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzelner Branchen, so Kreissprecherin Jessica Schöler. (lth)

Stephan Lang ist sich sicher, dass er und seine Mitarbeiter für die Unterstützung bei der Nachverfolgung von Infektionsketten bestens geeignet und auch qualifiziert wären. Sein Reisebüro sei vernetzt, seine Mitarbeiter mit der professionellen Kommunikation in verschiedenen Sprachen vertraut. Zudem seien Reisebüros den Umgang mit sensiblen Daten gewohnt und firm was die Arbeit mit IT und die Einarbeitung in neue Prozesse angehe. Zudem seien sie integraler Teil nationaler und internationaler Kommunikationsnetzwerke, erklärt der Engelskirchener. Somit sei sein Reisebüro nicht nur lokal, sondern auch überregional bestens angebunden – die perfekten Voraussetzungen.

Kommt das Angebot an?

All das klingt auf den ersten Blick fast schon zu schön, um wahr zu sein. Doch Lang weiß auch: „Es ist ein Angebot. Natürlich ist das auch davon abhängig, was Politik und Kreis sagen.“ Und die Antwort lautet tatsächlich Nein. „Der Oberbergische Kreis findet es grundsätzlich gut, dass Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger in der aktuell herausfordernden Situation ihre Dienste anbieten“, sagt Kreissprecherin Jessica Schöler, erklärt aber auch: „Im Gesundheitsamt wird im Rahmen der Kontaktpersonen-Ermittlung mit höchst sensiblen personenbezogenen Patientendaten gearbeitet.“

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Die Mitarbeiter würden zudem hoheitliche Anordnungen wie Quarantäneverfügungen aussprechen. Vor dem Hintergrund des Datenschutzes sei es deshalb erforderlich, dass die eingesetzten Personen unmittelbar bei der Kreisverwaltung beschäftigt seien oder Dritte in sogenannter Amtshilfe tätig werden, wie beispielsweise die Bundeswehr, heißt es vom Kreis weiter.

Stephan Lang ist dennoch der Meinung: „Wir sollten als Gesellschaft bis zur Überwindung der Pandemie auf Strukturen setzen und Potenziale heben, die bereits vorhanden sind und die helfen werden, das Pandemiegeschehen zu kontrollieren.“ Er und seine Mitarbeiter seien bereit, neue Wege zu gehen. „Wir meinen es ernst.“

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