Die Tätowierung dokumentiert zunächst aber nur die Bereitschaft zur Organspende. Sie ist kein rechtlich bindendes Dokument.
Sichtbares ZeichenUnsere Autorin hat sich in Engelskirchen ein Organspende-Tattoo stechen lassen

Organspende-Tatoos zu stechen hat für Suzann, Tätowiererin und Inhaberin des Studios Nerdy Ink in Engelskirchen, eine besondere Bedeutung.
Copyright: Matthias Pohl
Eine Jugendstil-Rose soll es sein. Ich werde mir heute das Organspende-Tattoo stechen lassen und habe im Vorgespräch mit Suzann, Tätowiererin und Inhaberin des Studios Nerdy Ink in Engelskirchen, anklingen lassen, dass ich nicht das reine Symbol möchte.
Suzann hat also eine zarte Rose entworfen. Während des rund einstündigen Termins, bei dem die Rose auf meinem Unterarm erblüht, erzählt sie, warum ihr gerade dieses Tattoo besonders am Herzen liegt.„Ich habe selbst einen Organspendeausweis, kenne Menschen, deren Leben auf diese Art gerettet wurden und finde die Aktion des Vereins Junge Helden absolut unterstützenswert“, sagt sie. Die Auseinandersetzung mit dem Thema sei wichtig, auch sie selbst trage das Tattoo und steche das Motiv nach wie vor mindestens einmal im Monat.

Das Organspende-Tattoo unserer Autorin Katja Pohl in Form einer Jugendstil-Rose.
Copyright: Matthias Pohl
Der in München gegründete Verein „Junge Helden“ setzt sich seit mehr als 20 Jahren das Ziel, Jugendliche und junge Erwachsene über das Thema Organspende aufzuklären, sie zu motivieren, eine Entscheidung zu treffen und diese Angehörigen und Freunden mitzuteilen. Ein Baustein dazu ist die Tätowierung „OptInk“ – zwei Halbkreise werden zu einem Ganzen, sollen so als Symbol für das Geschenk des Lebens stehen und zeigen zudem die Anfangsbuchstaben von „Organ Donor“, also auf Deutsch übersetzt das Wort „Organspender“.
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Die Tätowierung dokumentiert zunächst aber nur die Bereitschaft zur Organspende. Sie ist kein rechtlich bindendes Dokument ist. Sie dient vor allem als sichtbares Zeichen der persönlichen Entscheidung und kann als Gesprächsanlass dienen, um die eigene Haltung zu erklären.
In Deutschland gibt es mittlerweile mehr als 25.000 Menschen, die die Tätowierung tragen.
Angela Ipach, Geschäftsführerin bei „Junge Helden“ betont: „Unser Ziel ist es, dass sich jeder selbstbestimmt und aufgeklärt Gedanken zur Organspende macht. In Deutschland gibt es mittlerweile mehr als 25.000 Menschen, die die Tätowierung tragen.“
Dazu gehört auch die oberbergische Grünen-Politikerin Sabine Grützmacher, bis 2025 Mitglied des Bundestages. Sie berichtet von einer besonderen Aktion der Jungen Helden in Berlin. „Der Verein hatte drei Tätowierer in den Bundestag eingeladen, die vor Ort das Zeichen gestochen haben. Ich war begeistert, wie viele Abgeordnete sich spontan dazu bereit erklärten und habe mich auch gleich am Unterarm tätowieren lassen.“ Auch Sabine Grützmacher kann eine sehr persönliche Geschichte aus ihrer Familie zum Thema Organspende erzählen und findet es schade, dass in Deutschland potenzielle Spenderinnen und Spender immer noch aktiv zustimmen müssen. „Wir bräuchten die Widerspruchsregelung“, betont sie.
Die Widerspruchsregelung bei der Organspende bedeutet, dass jeder Mensch als Organspender gilt, sofern er nicht zu Lebzeiten aktiv widersprochen hat. Das steht derzeit aber noch im Gegensatz zur Entscheidungslösung in Deutschland, bei der eine ausdrückliche Zustimmung erforderlich ist.
Mein Tattoo jedenfalls hat seinen Zweck erfüllt – ich bin ins Gespräch mit anderen gekommen, habe viel Zustimmung erfahren und ein paar Menschen auf diese Weise daran erinnert, sich einen Organspendeausweis zuzulegen.
Der Verein „Junge Helden“
Junge Helden ist ein gemeinnütziger Verein aus München, der Aufklärungsarbeit zum Thema Organspende leistet. Er wirbt unter anderem dafür, sich im zentralen Organspende-Register einzutragen. Der Eintrag ist freiwillig und kostenlos. Er kann jederzeit geändert oder gelöscht werden.
Ab 16 Jahren kann man sich explizit für eine Organspende aussprechen. Im Tattoostudio Nerdy Ink in Engelskirchen erhalten Minderjährige die Tätowierung allerdings nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Eltern. Ein Verzeichnis der bundesweit rund 15.000 teilnehmenden Tattoostudios findet sich auf der Webseite des Vereins.
Bei manchen Studios kostet das OptInk etwas, wenn es nicht mit einem regulär bezahlten Tattoo gestochen wird. Einige Studios erheben auch eine Materialkostenpauschale.
Organspende
Laut der Deutschen Stiftung Organspende (DSO) warten rund 8200 schwerkranke Menschen derzeit in Deutschland auf ein lebensrettendes Spenderorgan – viele davon vergeblich, teilt das Klinikum Oberberg mit. Trotz einer überwiegend positiven Einstellung in der Bevölkerung – eine Umfrage des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit hat festgestellt, dass 85 Prozent der Menschen der Organspende grundsätzlich positiv gegenüberstehen – kommt es nämlich in der Realität häufig nicht zur Spende.
In vielen Fällen liegt schlicht keine dokumentierte Willenserklärung der potenziellen Spenderin oder des Spenders vor. Möglichkeiten, seinen Willen darzulegen, gibt es im zentralen, bundesweiten Organspende-Register, im klassischen Organspendeausweis, den es zum Beispiel beim Verein Junge Helden gibt, oder in einer Patientenverfügung, die die Organspende thematisiert.