Digitalisierung in GummersbachTH Köln beteiligt sich am Projekt Bergisches Forum

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Das Hohenzollernbad in Gummersbach

Das Hohenzollernbad in Gummersbach

Gummersbach – Es geht nicht nur ums Theater: Das Thema Digitalisierung ist eine der zentralen Leitideen für ein Bergisches Forum für Wissen und Kultur mit Theatertrakt am Hohenzollernbad. „Technik und Kubatur werden konsequent auf Digitalisierung ausgelegt“, heißt es im ersten Planentwurf. So soll eine hochmoderne digitale Ausstattung die Übertragung aller Veranstaltungen möglich machen und so den ländlichen Raum anschließen. Nur konsequent erscheine es daher, dass die Stadt frühzeitig die TH mit ins Boot geholt hat, wie Prof. Dr. Christian Kohls berichtet.

Kohls überzeugt von Konzept

Kohls leitet die Fakultät für Informatik und Ingenieurwissenschaften am Campus Gummersbach und ist zugleich Dekan dort. Das Konzept finde er total spannend, sagt Kohls. Einerseits gehe es um die Digitalisierung von Räumen über die Installierung eines Projektors hinaus, also Videokonferenzen so stattfinden zu lassen als seien die Beteiligten tatsächlich im Raum anwesend. Andererseits gehe es darum, Lernangebote außerhalb der Hochschule anzubieten und dabei auch die Bevölkerung mit einzubinden.

Teil des Bergischen Forums wird auch eine Bibliothek sein. Die TH Köln hat bereits Erfahrung mit der Umsetzung innovativer Bibliothekskonzepte, so wurde die neue Campus-Bibliothek im vergangenen Jahr eröffnet. Bibliotheken werden nach der Ansicht von Kohls immer mehr zum Ort der Begegnung. „Als ein Marktplatz der Ideen und der Kultur“, wie Kohls es nennt. Als TH Köln wolle man sich daran sehr gerne beteiligen, „sowohl was die Planung, aber auch die späteren Formate angeht“.

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Dass man in einer Bibliothek der Zukunft nach wie vor auch in Büchern stöbern kann, ist für den Professor selbstverständlich. „Ein physischer Ort der Begegnung ist ganz wichtig“, sagt der Dekan. Eine Bibliothek sei einerseits ein Ort des Austausches und andererseits ein Platz, an dem man in Ruhe lernen könne. Allerdings biete der digitale Zugang zu Medien viele Vorteile. Erst recht, wenn man wisse, wonach man suche.

TH Köln will Räume nutzen

Dass die TH die Räume eines Bergischen Forums gerne nutzen würde, steht für den Professor außer Frage. Sei es der große Theatersaal oder seien es kleinere Seminarräume. In dem frühen Stadium der Überlegungen wolle er sich aber noch nicht festlegen, „um der Kreativität der Ideen freien Raum zu lassen“. „Wir haben mit einem solchen Zentrum aber auch die Chance, als Tagungsstandort attraktiver zu werden“, erklärt Kohls.

Und man werde auch erleben, dass man sich von Gummersbach aus zu Konferenzen zuschalten werde, gerade bei technologieaffinen Formaten. „Man könnte hier einen Satteliten aufmachen. Und wie sehr wir die Vorlesung im Saal nach Corona haben werden, weiß ich auch noch nicht. Sicher wird es die weiter geben.“

Digitialisierung könnte Theaterlandschaft voranbringen

Was den Theatertrakt angeht, sieht Kohls durch die Digitalisierung ganz andere Möglichkeiten, Theater zu erleben. Sei es durch Projektionen oder dadurch, dass man die Besucher beim Improvisationstheater mit einbeziehe. „Zum Beispiel dadurch, dass sie Impulse via Smartphone sende“, sagt der Dekan. Denkbar sei aber auch, das man Veranstaltungen aus dem Theatersaal ins Wohnzimmer streame. Was eine Förderung angeht, ist Kohls zuversichtlich.

Zwei Faktoren würden für die Projektidee sprechen. Zum einen könnte man Wissenschaft und Kultur miteinander verbinden, zum anderen könne die Digitalisierung ein weiterer großer Pluspunkt bei der Entscheidung über Fördermittel sein. „Ich sehe das Projekt als große Chance, Digitalisierung erfahrbar zu machen“, betont Kohls.

Das sagt der Kulturausschuss

Nachdem die Projektidee für ein Bergisches Forum bis dato nur dem Ältestenrat vorgestellt worden war, stand das Thema nun auch erstmals auf der Tagesordnung des Kulturausschusses, in dem am Montagabend der Technische Beigeordnete Jürgen Hefner und Bürgermeister Frank Helmenstein die Planansätze noch einmal erläuterten.

Die Abkehr von einer Sanierung des Stadttheaters hin zu einem Um- und Neubau am Standort Hohenzollernbad stieß durch die Bank auf ein positives Echo. Ausschussvorsitzender Rainer Sülzer (CDU) versteht die Projektidee auch als ein Signal dafür, dass sich in Sachen Theater etwas tun soll. Jetzt sei es wichtig, über eine höchstmögliche Förderung auf dem Wege der Regionale 2025 zu verhandeln. „Ohne die Regionale können wir die Idee mangels Masse ad acta legen“, sagte der Vorsitzende dieser Zeitung. „Viele Fragen der Umsetzbarkeit“, hat die SPD, wie Sven Lichtmann sagte. Die Pläne, neben einem Theater auch die Volkshochschulen und die Kreis- und Stadtbücherei an einem Ort unter ein Dach zu bringen, hält er für „richtig und verfolgenswert“. Ganz im Gegensatz zu einer Sanierung des alten Theaters, für das die SPD „nie eine Zukunft gesehen“ habe, wie er betonte.

Ein geteiltes Echo kommt indes aus den Reihen der Grünen. „Die einen sagen Ja und begrüßen die Projektidee, die anderen sagen Nein, weil es in ihren Augen der falsche Standort ist“, erklärte Grünen-Fraktionschef Konrad Gerards auf Nachfrage. Am Hohenzollernbad fehle eine Infrastruktur mit Restaurants. Cafés und Kneipen. „Theater hat auch was mit vor- und nachher zu tun.“ Außerdem sei das Hohenzollernbad zu weit weg von Bahn- und Busanschluss, lautet Gerards persönliche Einschätzung. Er favorisiert daher auch einen Neubau auf dem Steinmüllergelände.

Ursula Anton (FDP) indes findet es „sehr positiv“, dass in Zeiten der Corona-Pandemie über ein solches Projekt gesprochen werden könne. Kultur sei ein ganz wichtiger Standortfaktor. Der geplante Theatertrakt mit einer Kapazität für 500 Zuschauer ist laut Anton für Gummersbach und das Oberbergische „vollkommen ausreichend“. Die Projektidee mit Theater und Bibliothek ist für sie absolut „zukunftsorientiert“. 

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