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Junge UnionProminente Redner beim NRW-Politnachwuchs

4 min
Junge Leute heben Stimmzettel vor einer beleuchteten Podiumsbühne.

Rund 220 Delegierte aus ganze NRW haben in der Schwalbe-Arena einen Leitantrag beschlossen mit dem Titel „Kommune der Zukunft“.

Ministerpräsident Hendrik Wüst und Bundesminister Karsten Wildberger fordern die Junge Union bei deren NRW-Tag in Gummersbach zu mehr Risikobereitschaft auf.

Die Junge Union hat ihren NRW-Tag in Gummersbach als kämpferischen Start in den Kommunalwahlkampf inszeniert. Rund 220 Delegierte haben in der Schwalbe-Arena einen Leitantrag beschlossen mit dem Titel „Kommune der Zukunft“. Dieser beginnt mit der Feststellung: „Die Kommunalpolitik ist der Herzschlag unserer Demokratie. Auf keiner anderen politischen Ebene sind die Beschlüsse der politischen Gremien für die Menschen so unmittelbar sicht- und spürbar.“

Dennoch ist auch viel von Bundes- und Landespolitik die Rede. Zwar stellt der alte und neue Landesvorsitzende Kevin Gniosdorz fest, dass die Junge Union schon jetzt mit etwa 500 Mandatsträgern in den NRW-Kommunalparlamenten vertreten ist. Zugleich wird aber in vielen Beiträgen deutlich, dass sich die CDU-Jugendorganisation als Kaderschmiede für höhere und höchste Ämter versteht. Während andere Jugendorganisationen ihre Hauptaufgabe darin sehen, der Mutterpartei vors Schienbein zu treten, tritt die JU   auf als Wahlkampftruppe hinter den Politikern, die nach Düsseldorf oder Berlin streben oder dort bleiben wollen.

Spektakuläre Inszenierung in Gummersbach

Aufpeitschende Musik, eine Lichtshow und Klatschmärsche begleiten den Auftritt der prominenten Gäste, Standing Ovations ihren Abgang. „Das gab es früher nur, wenn der Bundeskanzler einzog“, wundert sich Herbert Reul über die spektakuläre Begrüßung. Der NRW-Innenminister fordert den Parteinachwuchs dazu auf, bei der Rettung der Demokratie mitzuwirken, indem die Politik Vertrauen zurückgewinnt. „Wenn wir uns jetzt nicht kümmern, geht das in die Hose.“ Er empfiehlt, auch heikle Probleme anzusprechen und dann Lösungen zu liefern und zwar in kleinen Schritten ohne vollmundige Ankündigungen.

Vier Männer vor einer Veranstaltungshalle.

Beim NRW-Tag der JU in Gummersbach wurde Ministerpräsident Hendrik Wüst (2.v.l.) begrüßt vom (v.l.) Landesvorsitzenden Kevin Gniosdorz, dem Bezirksvorsitzenden Moritz Müller und dem Kreisvorsitzenden Tim Ochsenbrücher.

Auch der Eklat im Bundestag, der zur Verschiebung der Verfassungsrichterwahl führte, kommt zur Sprache. Sowohl der JU-Bundesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Johannes Winkel als auch der Landesvorsitzende Kevin Gniosdorz sowie später Ministerpräsident Hendrik Wüst und NRW-Generalsekretär Paul Ziemiak solidarisieren sich mit der CDU-Bundestagsfraktion. Nicht Parteitaktik, sondern die moralische Haltung zum „Lebensschutz“, also zur Verhinderung von Schwangerschaftsabbrüchen, sei hier ausschlaggebend gewesen.

JU-Landeschef sieht Kölner Imam als Vorbild

Es geht immer auch um Definition der bürgerlichen Mitte. Junge und weniger junge Unionspolitiker loben den grünen Koalitionspartner in NRW, sind sich zugleich einig in der Distanzierung von der Linkspartei. Und in der Abgrenzung zur AfD. JU-Landeschef Gniosdorz fordert etwa,   Muslimen die Hand auszustrecken und nennt einen Kölner Imam als Vorbild für gelungene Integration.

Ein Mann mit Brille am Mikrofon.

Zu den prominenten Rednern gehörte der neue Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung, Karsten Wildberger.

Es geht eben darum, eine Politik zu formulieren, die konservativ und dennoch zukunftsweisend ist. Ministerpräsident Wüst nimmt die Jungpolitiker in die Pflicht und fordert sie auf, ihren politischen Beitrag zu einer generationengerechten Rente zu leisten. Und zu einem politischen Klima, das Innovationsoffenheit und Risikobereitschaft belohnt. Die Technologien der Künstlichen Intelligenz seien eine große Chance für Forschung und Industrie in NRW. Diese dürfe man nicht durch Überregulierung vertun. „Wir können Gewinner sein von solchen Entwicklungen.“

Deutschland kann so viel mehr, als wir aktuell auf die Straße bringen.
Karsten Wildberger, Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung

Auch die oberbergischen CDU-Granden bekommen im Laufe des Samstags Gelegenheit zu einem Grußwort, so der Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Carsten Brodesser, Kreisdirektor Klaus Grootens und Bürgermeister Frank Helmenstein. Stets im Rampenlicht als Moderator und Tagungspräsident steht oder sitzt der Bielsteiner Moritz Müller. Das Mitglied von Kreistag, Wiehler Stadtrat und CDU-Landesvorstand ist Vorsitzender des bergischen JU-Bezirks. Altersbedingt scheidet der 35-Jährige bald aus der JU aus, die Vergabe des NRW-Tags in seine oberbergische Heimat gilt auch als Anerkennung seiner Arbeit. Die Veranstaltung hat zeitweise geradezu familiären Charakter: Mehrere Redner gratulieren Müller zur Eheschließung am vergangenen Wochenende, Braut Miriam Viehmann, 2024 bergische CDU-Kandidatin bei der EU-Wahl, sitzt im Saal. Und jeder Redner bekommt einen kleinen Imbisskorb mit Spezialitäten der Metzgerei, die Müllers Eltern in Bielstein betreiben.

Einigen wird zudem ein von Heiner Brand signierter Handball überreicht. Dass die Tagung in der „Herzkammer des deutschen Handballs“ (Carsten Brodesser) stattfindet, wird häufiger zum Anlass für sportliche Metaphern genommen. Eine wichtige Rolle im Trainerstab der JU NRW, sozusagen, spielt künftig der oberbergische JU-Kreisvorsitzende Tim Ochsenbrücher, mit 90 Prozent wird er am Sonntag als bergischer Vertreter in den Vorstand gewählt.

Nach einem ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen Kirche mündete der Samstag in eine „Bergische Nacht“ in der Halle 32. Am Sonntag geht die Tagung schon um 9 Uhr früh weiter, da hilft die engagierte Eröffnungsrede des oberbergischen Landtagsabgeordneten Bodo Löttgen.

Stargast   ist der Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung. Karsten Wildberger lobt den politischen Ehrgeiz des CDU-Nachwuchses, der länger in der Partei ist als er selbst, der erst im Mai eintrat: „Ihr wollte Euch einsetzen für das Land und Verantwortung übernehmen. Genau diesen Spirit brauchen wir in dieser Zeit.“ Wildberger verspricht die konsequente Umsetzung von überfälligen Maßnahmen wie dem Glasfaseraus- und dem Bürokratieabbau, Behördendigitalisierung und digitale Souveränität. Und er bekommt viel Applaus für die Feststellung: „Deutschland kann so viel mehr, als wir aktuell auf die Straße bringen.“